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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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was, von hier können Sie eigentlich zu Fuß gehen.« Er trat abrupt auf die Bremse und fuhr an den Straßenrand. »Sie wollten nach Trelennan. Wir sind in Trelennan.« Er streckte den linken Arm aus, wobei er Joe fast den Ellbogen ins Gesicht rammte. »Zum Zentrum geht’s da lang.«
    Er war ganz offensichtlich auf Streit aus, aber Joe hatte nichts zu gewinnen und eine Menge zu verlieren, wenn er auf die Provokation einging. So stieg er einfach aus und murmelte: »Kommen Sie gut zurück.«
    Der Fahrer gluckste hämisch und erwiderte ebenso unaufrichtig: »Hier wird’s Ihnen gefallen, jede Wette.«
    Joe sah zu, wie der Taxifahrer in drei stotternden Zügen wendete und davonbrauste. Der Abend war kühl, es wehte ein frischer Wind, aber wenigstens war der Regen leicht genug, um erträglich zu sein. Joe war ohnehin schon durchgefroren, müde und hungrig, da machte ihm ein bisschen Nässe auch nicht mehr viel aus.
    Soweit er erkennen konnte, lag die Stadt an einem steilen Berghang, der eine schmale Bucht einfasste. Die Straße, auf der er stand, schlängelte sich offenbar in Serpentinen den Berg hinunter, und Joe nahm an, dass sie ihn zur Uferpromenade führen würde. Das schien ihm der beste Ausgangspunkt für seine Suche zu sein.
    Er kam an einer Wohnsiedlung mit relativ modernen Bungalows vorbei, dann wurde die Straße schmaler und verlief durch einen älteren Teil der Stadt: ein reizvolles Labyrinth aus steinernen Cottages, größtenteils gut in Schuss, geschmückt mit Blumenampeln und dekorativen Wandtafeln. Jede Menge parkende Autos, in jede verfügbare Lücke gezwängt, aber kein Verkehr auf der Straße, keine Fußgänger. Es war noch nicht einmal acht Uhr, und die Stadt schien schon zu schlafen.
    Das starke Gefälle belastete Joes Sprunggelenke und Knie. Er lehnte sich unwillkürlich nach hinten, um nicht in Laufschritt zu verfallen. Die Lichter von Häusern, die er links und rechts in der Ferne aufblitzen sah, vermittelten ihm den Eindruck einer kesselförmigen Ansiedlung, verborgen vor den Blicken der Außenwelt. Direkt vor ihm verdeckten Wolken und Regen den Horizont. Irgendwo darunter lag dunkel und bedrohlich die See – weniger eine fassbare Präsenz als eine Abwesenheit von Land.
    Er bog nach links in eine breitere Straße ein, die auf direkterem Weg zum Strand zu führen schien. Die Häuser hier waren größer, zumeist verputzt und weiß gestrichen mit gemauerten Schornsteinen und Schiefer- oder Ziegeldächern. Zum ersten Mal gab es Gehsteige und Randstreifen, und auch das eine oder andere Auto fuhr vorbei. Joe beobachtete sie alle ganz genau, und jedes Mal spannten sich seine Muskeln an, bereit zur Flucht.
    Zehn Minuten später hatte er den Strand erreicht. Eine Küstenstraße verlief parallel zu einer breiten Promenade mit einem kleinen Hafen ungefähr in der Mitte. Joe überquerte die Straße, um einen besseren Blick auf die Häuser zu haben, die aufs Meer hinausblickten.
    Die Promenade war einladend gestaltet mit dekorativen Granitbänken, die in regelmäßigen Abständen zwischen Gruppen von Palmen in großen Steinkübeln aufgestellt waren. Für die Beleuchtung sorgten Straßenlaternen im viktorianischen Stil, die ihr schwaches Licht in den Nieselregen hinaussandten. Auch hier war keine Menschenseele zu sehen.
    Als Joe sich zur Stadt umdrehte, konnte er ein halbes Dutzend Schilder von Gästehäusern und B&Bs ausmachen. Er kehrte zurück auf die andere Seite und steuerte das nächstliegende an. »Tregary House« war ein schlichtes kastenförmiges Gebäude, drei Stockwerke hoch und rosa gestrichen. Als er die Einfahrt erreichte, sah er das Schild in einem der Erdgeschossfenster: GESCHLOSSEN – WINTERPAUSE .
    Er ging weiter in Richtung Hafen und kam an etlichen großen edwardianischen Wohnhäusern vorbei, die in Apartments umgebaut worden waren. Das nächste B&B nannte sich »Britannia Place«. Ein klatschnasser Union Jack hing an einem Fahnenmast über einem der unteren Fenster. In der Einfahrt parkten drei Autos.
    Kein Schild verriet, ob noch Zimmer frei waren, aber immerhin schien das Haus geöffnet zu haben. Joe ging zur Eingangstür und drückte die Klinke. Verschlossen. Der Klingelknopf hatte eine Messingeinfassung in Form einer Rosette, und darunter klebte ein Hinweisschild mit der Aufschrift: Keine Hausierer, keine Werbung, keine Anzeigenblätter.
    Joe läutete. Nach einer halben Minute wurde die Tür von einem Mann um die sechzig aufgerissen, dessen verdächtig dunkle Haare mit Pomade in

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