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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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»Hat das etwas mit den Männern zu tun, die heute schon einmal nach Ihnen gefragt haben?«
    »Kann sein«, gab Joe zu. »Was haben die denn gesagt?«
    »Sie haben behauptet, ein Verwandter von Ihnen sei gestorben. Angeblich haben sie schon monatelang nach Ihnen gesucht, weil sie sicherstellen wollten, dass Sie Ihre beträchtliche Erbschaft auch ausbezahlt bekommen.« Er schnaubte. »Ich war äußerst skeptisch, nicht zuletzt wegen ihres Auftretens und ihres äußeren Erscheinungsbilds. Alles ein Haufen Lügen, oder?«
    »Ja.«
    »Es tut mir leid. Sie haben mir ein Foto gezeigt. Mein Instinkt hat mir gesagt, dass ich leugnen sollte, Sie zu kennen, aber leider ist in diesem Augenblick Audrey vorbeigekommen.« Lindsey schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Also wirklich, diese Frau. Kein Gespür für die Situation – nein, sie platzt gleich lauthals heraus: ›Oh, das ist doch unser Joe, nicht wahr?‹«
    Joe seufzte. »Sie kann ja nichts dafür. Das hab ich mir selbst eingebrockt.« Er erklärte Lindsey, dass er sein Zimmer aufgeben müsse und dass er nicht genau wisse, wann er eine Möglichkeit finden würde, seine Kleider abzuholen. Die Wertgegenstände auf dem Dachboden erwähnte er nicht. Was Lindsey nicht wusste, konnte er auch niemandem verraten.
    Joe versprach auch, dass er irgendwann für den Schaden an der Grundstücksmauer aufkommen würde. Aber Lindsey wollte nichts davon wissen.
    »Ich bin mehr als ausreichend versichert. Passen Sie nur gut auf sich auf, Joe. Wenn Sie irgendetwas brauchen, wissen Sie ja, wo sie mich finden.«
    Nach dem Telefonat warf Joe das Handy weg und kaufte sich ein neues für dreißig Pfund, worin ein Guthaben von zehn Pfund enthalten war. Dann machte er sich auf den Weg zum Bahnhof, wo der Preis für die Fahrkarte und die komplizierte Verbindung ihn fast gezwungen hätten, seine Pläne zu ändern – wenn er nicht gewusst hätte, dass es keine wirkliche Alternative gab.
    Also blieb es bei Trelennan. Wieder vierzig Pfund weniger in seiner rapide schrumpfenden Reisekasse.
    Und wenn er dort ankäme und Diana nicht finden könnte – weil sie vielleicht weggezogen oder verreist war –, dann würde ihm wohl nichts übrig bleiben, als die Nacht auf der Straße zu verbringen.
    Die Fahrt dauerte über sechs Stunden, und er musste zweimal umsteigen: Von Weston ging es nach Taunton und von dort weiter nach Plymouth mit einem modernen Schnellzug, der aus dem fernen Dundee kam. Sie waren noch nicht lange durch die eintönige Herbstlandschaft gerast, als Joe einnickte und ihm das Kinn auf die Brust sank.
    Als er wieder aufwachte, regnete es in Strömen, und es wurde bereits dunkel – die tief hängenden Wolken sorgten für eine vorgezogene Dämmerung. Der Schlaf hatte ihn kaum erfrischt; er war müde und benommen, und seine Haut klebte vor Schweiß.
    Um Viertel vor sechs kamen sie in Plymouth an, wo er in einen Regionalzug nach Bodmin stieg. Er beneidete die heimkehrenden Pendler um die banale Gewissheit ihrer Pläne für den Abend: ein warmes Zuhause, Partner und Kinder, die sich auf sie freuten. Essen und Trinken und Abschalten vor dem Fernseher. O seliger Alltagstrott …
    Fast wäre er in Selbstmitleid abgedriftet. Er wehrte es ab, indem er sich auf die Frage konzentrierte, die ihn am meisten beschäftigte und die er sich dennoch kaum zu stellen wagte:
    Wie hatten sie ihn gefunden?
    Irgendwo musste er einen Fehler gemacht haben. Entweder das, oder er hatte ganz, ganz großes Pech gehabt. Die dritte Möglichkeit, vor der er am liebsten die Augen verschlossen hätte, war, dass jemand ihn verraten hatte.
    Niemand in Bristol kannte seine wahre Identität. Er war einfach nur Joe Carter, ein fahrender Hilfsarbeiter. Und niemand sonst, niemand aus seinem früheren Leben, wusste, wo er war.
    Es gab nur einen ehemaligen Kollegen, dem er so weit vertraute, dass er mit ihm in Kontakt geblieben war: Maz Milani. Und auch mit ihm kommunizierte er meist nur via E-Mail, wobei Joe den diversen Bristoler Internetcafés den Vorzug vor dem Computer seines Vermieters gab.
    Seit Joes erzwungenem Untertauchen stellte Maz die einzige Verbindung zu seinem früheren Leben dar. Vor zwei Wochen hatte Joe auf Maz’ Veranlassung seinen Bruder Peter angerufen, der traurige Nachrichten hatte. Bei ihrer Mutter Ruth, die jetzt vierundsiebzig war, war Magenkrebs diagnostiziert worden. Die Krankheit war noch in einem frühen Stadium, und die Prognose war gut, aber Pete hatte ihn gedrängt, sich bei ihr zu melden. Das

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