Fear
Bruce auch. Nichts.« Fentons Blick ging von Leon zur Verandatür, und er runzelte die Stirn. »Wo ist denn Derek?«
»Derek? Ach, der musste weg«, sagte Leon leichthin.
Fenton zog wieder seine Goldfischnummer ab und brachte dann ein einziges Wort heraus: »Was?«
»Du hast ihn besser gekannt als ich. War noch nie ein besonders guter Schwimmer, oder?«
Ganz langsam, wie ferngesteuert, legte Fenton den Hörer hin und ließ sich aufs Sofa fallen, kreidebleich im Gesicht. Es dauerte eine volle Minute, bis er seine Stimme wiedergefunden hatte.
»Du hast ihn ermordet?«
»Ts-ts«, machte Leon. »Stell dich doch nicht dümmer, als du bist, Clive. Ich habe keine Ahnung, was mit ihm passiert ist. In den Fluten verschollen, nehme ich an.« Er drohte dem dicken Mann mit dem Finger. »Aber wenn es einmal passiert ist, kann es auch wieder passieren. Da solltest du mal gründlich drüber nachdenken.«
Es war, als ob jemand plötzlich die Luft aus dem Haus gelassen hätte; die Elektrogeräte ächzten, als ihre Stromversorgung unterbrochen wurde. Mit der plötzlichen Dunkelheit schien es auch kälter zu werden, und das trübe Dämmerlicht bedrängte sie von allen Seiten. Ohne das Summen der normalen Hintergrundgeräusche war der Regen lauter denn je.
»Stromausfall«, sagte Glenn.
»Es hat sich angehört wie eine Explosion.« Joe eilte durch den Flur und lief die Treppe hinauf. Von einem der Gästezimmer hatte man einen Blick den Hang hinunter. In der Lücke zwischen zwei frei stehenden Steinhäusern konnte er gerade eben züngelnde Flammen und eine schwarze Rauchwolke ausmachen.
Als er wieder nach unten ging, waren Diana und Glenn im Flur, wo sie den Stromzähler im Wandschrank unter der Treppe inspizierten.
»Die Trafostation ist in die Luft geflogen«, berichtete er.
»Du lieber Gott«, rief Diana. »Ich suche rasch ein paar Kerzen. Und Taschenlampen.«
Das Klopfen an der Haustür ließ sie alle zusammenfahren. Joe, der fürchtete, dass Leon Verstärkung geschickt haben könnte, spähte durch das Seitenfenster und erblickte hinter der Milchglasscheibe eine einzelne zierliche Gestalt.
Ellie.
Er öffnete die Tür und ließ sie ein. Sie war triefnass, und es sah aus, als ob sie weinte. Ihre Erleichterung über Joes Anblick verwandelte sich in Besorgnis, als sie Diana und Glenn entdeckte. Einen Moment lang glaubte Joe, sie werde gleich wieder die Flucht ergreifen. Er fasste ihren Arm.
»Bist du okay?«
»Mehr oder weniger. Der Fluss ist über die Ufer getreten und hat die High Street überschwemmt. Alle Läden mussten evakuiert werden. Ich wollte nach Hause gehen, aber eine der Fußgängerbrücken ist zusammengebrochen. Ich wusste nicht …« Sie sah Diana an und zuckte mit den Achseln. »Mir ist hier in der Nähe sonst nichts eingefallen, wo ich hätte hingehen können.«
»Das hast du ganz richtig gemacht«, sagte Diana bestimmt. »Komm, wir müssen dich erst mal trocken kriegen.«
Glenn sagte nichts; er hatte sein Handy aus der Tasche gezogen und starrte gebannt auf das kleine Display. Ellie ignorierte ihn ebenso geflissentlich wie er sie, als Diana ihr tröstend den Arm um die Schulter legte. Als Joe sah, wie Ellie von ihr gestützt wurde, trat ihm schlagartig eine andere Szene vor Augen.
Er folgte ihnen zurück in die Küche und wartete voller Ungeduld, während Ellie sich mit einem Handtuch abtrocknete und endlich Platz nahm, um sich an einem Becher Kaffee die Hände zu wärmen.
»Weißt du noch, wie du mir erzählt hast, dass die Muschelhöhle wahrscheinlich von Schmugglern entdeckt wurde?«
Sie starrten ihn an und versuchten zu verstehen, worauf er mit seiner Frage hinauswollte.
Ellie nickte. »Ja, soweit man weiß.«
»Und es gibt dort oben noch andere Tunnels?«
»Angeblich ja.«
Glenn war hereingeschlichen und lehnte jetzt an den Küchenschränken, um größtmöglichen Abstand zu seiner Exfrau bemüht. Er hielt das Handy immer noch in der Hand, und er wirkte zerfahren.
Joe beäugte ihn misstrauisch. »Wie weit ist Leons Haus von der Muschelhöhle entfernt?«
Glenn schien einen Moment verwirrt, dann stöhnte er plötzlich auf, als hätte es ihm den Atem verschlagen. »Oh Scheiße.«
»Was?«, fuhr Diana ihn an. »Was weißt du?«
»Da ist ein Tunnel, stimmt’s?«, sagte Joe. »Unter dem Haus.«
Glenn, jetzt unfreiwillig im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, trat an den Tisch. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar.
»Es war vor einigen Jahren, als ich das Kellergeschoss ausgebaut habe. Leon
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