Fear
Und ihr Körper war kalt wie der einer Toten.
Leons Handgelenk tat so höllisch weh, dass er nur noch schreien wollte, aber er wollte verdammt sein, wenn er sich davon unterkriegen ließ. Nachdem er Fenton geholt hatte, gelang es ihnen mit vereinten Kräften, Davy ins Haus zu zerren.
»Was ist passiert?«, japste Fenton.
»Der Mistkerl hat mir gerade das Handgelenk gebrochen.«
Davy kam wieder zu sich, als sie ihn ins Wohnzimmer schleppten. Leon versetzte ihm einen harten Tritt in die Rippen.
»Gib Ruhe, sonst trampel ich dir den Schädel zu Brei.«
Als sie ihn drinhatten, hielt Fenton den Australier fest, während Leon Plastikhandschellen und eine Flasche Ibuprofen holte. Leon konnte den Deckel nicht mit einer Hand abschrauben; er musste Fenton bitten, ihm zu helfen. Er zerkaute vier Tabletten und würgte sie trocken hinunter, um dann, so gut es eben ging, Fenton zu assistieren. Sie zogen Davy die Jacke aus, fesselten ihm die Hände hinter dem Rücken und lehnten ihn in sitzender Haltung an einen Sessel.
Fenton gluckte wie eine Henne. »Leon, du bist ja klatschnass. Du musst dich umziehen.«
»Ein Handtuch tut’s auch. Und hol mir ein Messer«, fügte er mit einem grimmigen Blick auf Davy hinzu. »Um dieses Arschloch zum Reden zu bringen.«
Das Telefon klingelte, als Fenton aus dem Zimmer ging. Leon hörte, wie er draußen in der Diele abhob.
Gott sei Dank , dachte er. Das musste entweder Glenn oder Reece sein.
Die Zeit verging im Schneckentempo. Die Kerzen spendeten behagliches Licht, und dank des Feuers im Kamin war es angenehm warm im Zimmer; das Holz knackte und zischte, während der Regen auf das Dach trommelte. Eigentlich ideale Bedingungen für ein Nachmittagsschläfchen, doch Schlaf war das Letzte, wonach Diana der Sinn stand.
Glenn konnte keine Minute stillsitzen; er ging unruhig auf und ab und sah immer wieder auf seine Uhr. Diana war nicht minder angespannt; nur Ellie wirkte erstaunlich gelassen und schenkte Glenn kaum Beachtung.
Es war fast vier Uhr, als er mit entschlosseneren Schritten zur Tür ging. Diana fuhr sofort hoch. »Wohin gehst du?«
Er schaute sich um mit einem schiefen Lächeln, das seine Verärgerung kaum kaschieren konnte. »Ich muss mal scheißen. Okay?«
Verlegen wandte sie den Blick ab. Glenn machte die Tür hinter sich zu. Ellie legte ihre Zeitschrift weg und starrte Diana an. »Geh ihm nach.«
»Was?«
»Er führt irgendwas im Schilde.« Sie deutete mit dem Kopf zur Tür. »Er hat keine Taschenlampe mitgenommen.«
Diana schämte sich, dass es ihr nicht selbst aufgefallen war. Sie öffnete die Tür und schlich hinaus, ging auf Zehenspitzen den Flur entlang wie eine Einbrecherin in ihrem eigenen Haus. Auch sie hatte keine Taschenlampe mitgenommen. In dem schwachen Licht konnte sie gerade eben sehen, wohin sie trat.
Noch ehe sie die Toilette erreichte, konnte sie Glenns Stimme hören. Sie kam aus dem Gästesalon am anderen Ende des Flurs. Er beendete gerade ein Telefonat, als sie an der Tür ankam.
»… sage Bescheid, wenn sich etwas ändert. Sehen Sie bloß zu, dass Sie so schnell wie möglich hier sind.« Seine Stimme klang barsch, als ob er sich große Mühe gäbe, ernst genommen zu werden.
Diana wollte schon hereinplatzen, doch ein weiser Instinkt ließ sie innehalten. Einen Augenblick später sprach Glenn wieder.
»Clive? Sei still, und hör zu. Joe lebt noch, und er ist auf dem Weg zu euch.«
Fenton musste ihn etwas gefragt haben, doch Glenn ging darüber hinweg. »Erzähl ihm nichts. Ich habe meinen eigenen Deal gemacht. Ich überlass dir einen Anteil, aber du musst Joe dort festhalten. Tu, was immer du tun musst … töte Leon, wenn es sein muss, aber lass Joe am Leben. Morton wird in etwa einer Stunde hier sein.«
Diana durchfuhr es eiskalt. Sie wussten, wer Joe war. Sie wussten von dem Kopfgeld, das auf ihn ausgesetzt war.
Und Glenn hatte sie alle verraten.
Sie machte kehrt und lief zur Haustür, ohne einen Gedanken an das Unwetter zu verschwenden oder an die Frage, wie sie Joe noch rechtzeitig erreichen könnte. Sie glaubte hinter sich Schritte zu hören, und dann packte Glenn auch schon ihre Haare, brachte sie mit einem Ruck zum Stehen und knallte ihren Kopf gegen die Wand.
85
Patrick Davy kam langsam wieder zu sich. Er setzte sich auf, zuckte zusammen und spuckte Blut auf den Boden. Er brachte sogar ein Grinsen zustande, als er sah, wie Leon sich das gebrochene Handgelenk hielt.
Leon konnte seine Wut nur im Zaum halten, indem er an Cadwell
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