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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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lachte.
    Als der Wachmann merkte, dass ihre Aufmerksamkeit abdriftete, drehte er sich um, und Joe erkannte Reece’ Partner, den Mann mit dem Lockenkopf. Er wölbte die Brust und warf Joe einen einschüchternden Blick zu. Vollkommen ungerührt hielt Joe dem Blick stand, und nach ein paar Sekunden war es der Wachmann, der sich abwandte.
    Joe bezahlte seine Toilettenartikel und verließ den Laden. Er versuchte das Gefühl zu verdrängen, dass er unwissentlich einen Konfrontationskurs eingeschlagen hatte, den er besser vermieden hätte.
    Sein nächster Zwischenstopp war der kleine Platz, genauer gesagt die Bücherei – falls sie geöffnet hatte. In den vergangenen zwei Jahren waren ihm öffentliche Büchereien nahezu unentbehrlich geworden, und es deprimierte ihn, dass sie permanent in ihrer Existenz bedroht waren.
    Laut dem Schild an der Tür war diese hier an zwei Tagen in der Woche geschlossen, doch heute hatte sie geöffnet. Als Joe eintrat, beschlichen ihn bereits Zweifel. Sollte er es wirklich riskieren, hier online zu gehen, nach dem, was er Maz am Telefon erzählt hatte?
    Dann trat er an den Schalter und sah, wer dahintersaß. Doch da war es schon zu spät, sich umzudrehen und wieder zu gehen, ohne dass es wie ein persönlicher Affront ausgesehen hätte. Sie hatte ihn auch schon erkannt.
    16
    Es war die Frau, die er am Abend zuvor nach dem Weg gefragt hatte. Offenbar zögerte sie ebenso sehr wie Joe, die Bekanntschaft zu vertiefen, denn sie begrüßte ihn mit einem spröden Lächeln.
    »Hallo, so sieht man sich wieder«, sagte Joe. »Darf ich es wagen, Ihnen noch eine Frage zu stellen?«
    Das Lächeln wurde ironisch, aber auch einen Tick herzlicher. »Kommt drauf an, was es ist.«
    »Ich würde gern einen der Computer benutzen.«
    »Das kostet drei Pfund sechzig die Stunde – es sei denn, Sie haben einen Bibliotheksausweis?«
    »Äh, nicht von hier. Ich brauche ihn nur für zehn Minuten.«
    »Also, die erste halbe Stunde ist für Mitglieder frei.« Sie vergewisserte sich demonstrativ, dass niemand in Hörweite war, und fuhr dann fort: »Ich denke, ich kann da mal eine Ausnahme machen. Weil Sie es sind.«
    »Danke.«
    Sie war schmaler, als Joe sie in Erinnerung hatte; vielleicht weil sie am Abend zuvor einen dicken Mantel getragen hatte. In einer eng anliegenden lila Hemdbluse über einem dünnen schwarzen Pulli wirkte sie schlank und zierlich. Ihr Gesicht wurde von sehr dunklen Haaren eingerahmt, die zu einem Pagenschnitt frisiert waren. Sie hatte feine, sehr symmetrische Züge und einen blassen Teint, der die Lachfalten um die Augen und den Mund deutlich erkennen ließ.
    Joe korrigierte seine Schätzung ihres Alters um ein paar Jahre nach oben – Mitte dreißig, hätte er gesagt. Aus diesen großen dunklen Augen sprach viel Lebenserfahrung, gepaart mit Intelligenz und spöttischem Humor. Die Augen einer Frau, die einem im nächsten Moment einen Kuss oder eine Ohrfeige geben könnte, so unvermittelt, dass man erst hinterher wüsste, welches von beiden es gewesen war.
    »Sie müssen trotzdem noch die Anmeldung ausfüllen«, sagte sie, und während sie das Formular hervorkramte, wandte Joe sich ab. Ihm wurde plötzlich bewusst, dass er sie ein wenig zu intensiv angeschaut hatte.
    Die Bücherei war in einem modernen Gebäude untergebracht, das dringend einen neuen Anstrich nötig gehabt hätte. Doch die zweckmäßigen Metallregale waren reichlich bestückt, und die Bücher selbst schienen in gutem Zustand zu sein. Joe konnte mehrere Besucher sehen, die in den Regalen stöberten, und in der Kinderabteilung las eine Frau zwei Knirpsen aus einem Bilderbuch vor. Er nahm an, dass niemand an der Inneneinrichtung herummäkeln würde, solange die gesamte Einrichtung in ihrer Existenz gefährdet war.
    Er füllte das Formular aus, das ihm gereicht wurde, und gab als Namen Joe Carter an. Ein Telefon klingelte auf dem Tisch unter dem Tresen.
    »Stadtbücherei Trelennan, Ellie Kipling am Apparat.«
    Joe gab die Anmeldung zurück und vertrieb sich die Zeit bis zum Ende des Telefonats, indem er sich einen Ständer mit Touristenbroschüren ansah. Er griff gerade nach einem Faltblatt über eine Attraktion, die sich »Muschelhöhle« nannte, als er Ellie sagen hörte: »Ja, es wurde heute Morgen abgegeben. Ich habe es für Sie zurückgelegt.«
    Sie legte den Hörer auf und sagte zu Joe: »Die ist wirklich beeindruckend. Sollten Sie sich unbedingt ansehen.«
    »Wo ist sie denn?«
    »Oben auf dem Berg hinter der Stadt. Nur zwanzig

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