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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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abgeben wollte, und ließ einen langen, tiefen Seufzer entweichen, worauf Giles bedauernd mit der Zunge schnalzte.
    »Der Preis der Größe ist Verantwortung«, erklärte er mit dramatischer Intonation, als ob er aus einem Theaterstück oder einer Rede zitierte.
    »Wie wahr«, sagte Leon. Er fixierte den Journalisten und fügte hinzu: »Zumal, wenn man wie ich von Idioten umgeben ist.«
    15
    Joe versuchte den Zwischenfall mit den Leuten vom Sicherheitsdienst zu vergessen. Er erkundete eine Abfolge von engen Gassen am südlichen Rand der Stadt. Hinter der Kuppe und somit des umwerfenden Seeblicks beraubt tauchte eine große Sozialsiedlung aus den Fünfziger- oder Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts auf. Die Häuser waren aus Beton-Fertigteilen erbaut. Es gab ein paar verwahrloste Vorgärten mit den üblichen kaputten Fahrrädern und ausrangierten Matratzen, aber die meisten Grundstücke waren gut gepflegt. Joe sah jede Menge Topfpflanzen und Satellitenschüsseln, die der Aufmerksamkeit der ortsansässigen Vandalen entgangen waren.
    Oder vielleicht gab es ja gar keine Vandalen. Joe kam an ein paar leer stehenden Häusern vorbei, deren Türen und Fenster mit Brettern vernagelt waren, aber selbst diese waren nicht mit Graffiti besprüht und wiesen keinerlei Spuren von Bränden oder Einbruchsversuchen auf. Trelennan mochte wie andere Städte seine wohlhabenden und ärmeren Viertel haben, aber die Menschen, die hier wohnten, schienen erstaunlich wohlerzogen zu sein.
    Und auch hier fiel ihm auf, dass es keine Alarmanlagen gab. Das LRS-Logo war nirgends zu sehen.
    Jenseits der Sozialsiedlung setzte sich die Stadtgrenze entlang des Höhenkamms fort. Hier, an der südöstlichen Ecke, war der Hang viel steiler als auf der Westseite. Das war das bewaldete Gebiet, das Joe von der Uferpromenade aus gesehen hatte: die Alpenlandschaft mit ihren verstreuten, abgeschiedenen Anwesen und ein oder zwei Luxushotels, die sich zwischen den Bäumen verloren.
    Joe grinste schief. Er war jetzt eindeutig wieder auf LRS-Terrain. Die Alarmanlagen der Firma waren überall, und dann kam auch noch einer ihrer Transporter die Parallelstraße entlanggefahren. An der Kreuzung bremste er ab, während der Fahrer Joe prüfend ansah. Nicht Reece oder sein Kumpel, aber es hätte der Mann sein können, den Joe am Abend gesehen hatte.
    Joe ging weiter. Die Straße verlief in Serpentinen mit steinernen Stützmauern unterhalb der mit Farn und Stechginster bewachsenen Böschungen. Schilder ermahnten die Autofahrer zurückzuschalten. Es gab keinen Gehsteig, und Joe musste sich jedes Mal dicht an die Mauer drücken, wenn ein Auto vorbeikam.
    Ein Rauschen machte ihn auf einen schnell fließenden Bachlauf aufmerksam. Joe spähte über die Mauer und sah das klare, gurgelnde Wasser unter der Straße hindurchfließen. Danach war er sich sicher, dass er das Plätschern des Bachlaufs stets als fernes, unterschwelliges Hintergrundgeräusch hören konnte, während er in die Stadt hinunterging.
    Als er aus dem Schutz der Bäume heraustrat, wehte ihm der böige Wind voll ins Gesicht – ein Effekt, den die Einheimischen wahrscheinlich als »erfrischend« bezeichneten. Aber die Wolkendecke riss allmählich auf, erste Sonnenstrahlen stahlen sich hindurch, und Joe spürte, wie sich seine Stimmung hob.
    Am oberen Ende der High Street blieb er vor einem großen Bürogebäude mit einem religiösen Buchladen im Erdgeschoss stehen. Die Fassade des Blocks lag zurückgesetzt hinter einer Kolonnade. Joe trat hinter eine der Backsteinsäulen, wo er geschützt und ungestört war. Er vergewisserte sich, dass sein Handy Empfang hatte, und sah dann auf die Uhr: kurz nach elf.
    Perfekt.
    Es war Joes neues Telefon, also würde Maz die Nummer nicht erkennen, aber er rief seinen Exkollegen auf einem Handy an, das der eigens für ihn reserviert hatte. Wie erwartet war Maz beim Essen, als er sich meldete.
    »Na, schmeckt’s?«
    »Mmh, Sahne-Donut«, schnurrte Maz genüsslich.
    »Lecker. Ich würde dich normalerweise nicht bei deinem zweiten Frühstück stören, aber mir ist gerade ein Gesicht aus der Vergangenheit über den Weg gelaufen.«
    »Du machst Witze.« Am anderen Ende war ein Hustenanfall zu hören.
    »Mensch, Maz, verschluck dich nicht an deinem Donut.«
    »Zu spät.« Er hustete noch einmal. »Was ist passiert?«
    Joe fasste die Ereignisse kurz zusammen. Danny Morton, die Verfolgungsjagd durch Bristol und Joes Flucht. Wohin er anschließend gefahren war, erwähnte er mit keinem

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