Fear
Wort.
»Wie zum Teufel haben die dich gefunden?«
»Keine Ahnung. Fällt dir dazu irgendwas ein?«
Es war einen Moment still. Und dann: »O Mann, du glaubst doch nicht, dass ich …?«
»Nein. Ich meine nur, dass ich außer dir mit niemandem direkten Kontakt hatte.«
»Aber du hast mir nie gesagt, wo du warst.« Maz klang entrüstet. »Du hast vom Südwesten gesprochen, nicht von Bristol.«
»Ich weiß …«
»Und ich hab dir von deiner Mutter erzählt. Wolltest du dich nicht bei ihr melden?«
»Doch. Ich habe sie aus einer Telefonzelle in Wales angerufen. Es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Und ich habe meinem Bruder eine E-Mail geschickt. Ich mache dir überhaupt keinen Vorwurf, Maz. Aber irgendetwas ist hier im Gange.«
»Wie meinst du das?«
»Du erinnerst dich noch an das letzte Mal – den Grund, weshalb meine Tarnung aufgeflogen ist?« Joe wollte es nicht laut aussprechen – dass er nämlich von einem Polizeibeamten verraten worden war, der von Doug Morton bezahlt wurde –, und Maz verstand, dass er vorsichtig sein musste.
»M-hm.«
»Ich frage mich, ob so etwas Ähnliches wieder passiert ist. Vielleicht haben sie etwas von ›Südwesten‹ aufgeschnappt, haben das als Ausgangspunkt genommen und einfach einen Glückstreffer gelandet.«
»Aber das würde für jemanden aus dem unmittelbaren Umfeld sprechen.« Maz stöhnte. »Ich bin echt verdammt vorsichtig, Joe.«
»Dann haben sie vielleicht die E-Mails zurückverfolgt, aber dazu hätten sie auf jeden Fall massive Hilfe von außen gebraucht. Die Mortons sind nicht gerade die großen Technikfreaks.«
»So oder so, gut ist das nicht.«
»Wem sagst du das?« Joe betrachtete abwesend eine Auswahl von religiösen Traktaten im Schaufenster. Das, an dem sein Blick hängen blieb, trug den Titel Beten für ein Wunder?
»Bist du vorläufig in Sicherheit, während ich herauszufinden versuche, was passiert ist?«
»Ich glaube schon, aber das ist nicht meine Hauptsorge. Was ist, wenn sie Helen und die Mädchen ausfindig gemacht haben?«
Maz fluchte leise. »Da hätte ich schon etwas gehört. Ich bin sicher, dass es ihnen gut geht.«
»Und du hast keine Ahnung, wo sie sind?«
»Nein. Was immer es hier an undichten Stellen geben mag, dieses Geheimnis ist nach wie vor bombensicher.«
»Das hoffe ich doch. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, Maz, aber ich bin fast erleichtert, dass du sie nicht gefunden hast.«
Hinterher befürchtete Joe, dass er seinen Freund vielleicht beleidigt hatte, und doch ließ sich diese kleine rebellische Stimme in seinem Kopf einfach nicht zum Schweigen bringen. Hatte Maz, und sei es auch vollkommen unbeabsichtigt, irgendetwas gesagt oder getan, was Danny Morton nach Bristol gelockt hatte?
Wieder einmal in Gedanken versunken ging er den Berg hinunter. Die High Street war belebt, aber das Straßenbild war deutlich anders als in dem Teil Bristols, wo er gewohnt hatte. Die Straßen von Clifton wimmelten von wohlhabenden, modisch gestylten jungen Müttern, und man sah auch viele Studenten. In Trelennan waren die Einwohner, am nationalen Durchschnitt gemessen, wohl immer noch recht vermögend, aber sie waren älter – und hatten mit der neuesten Mode nicht so viel am Hut.
Und das war noch freundlich ausgedrückt, dachte Joe, als er merkte, wie leicht es ihm sein spießiger Blouson machte, mit der Menge zu verschmelzen. Es gab nur wenige Studenten – überhaupt sah er kaum jemanden unter dreißig. Ein paar gehetzt wirkende Mütter mit Babys und kleinen Kindern, dazu eine Handvoll Touristen, auch diese überwiegend älter. Auch gab es so gut wie keine ethnische Vielfalt, aber das war wahrscheinlich nicht so ungewöhnlich für eine Kleinstadt im englischen Südwesten. Und doch, irgendetwas an der Mischung ließ ihm keine Ruhe.
Eine erfreuliche Abwechslung vom Gewohnten waren die Läden. Bis auf einen Co-op und eine Boots Drogerie war fast keine der unvermeidlichen Einzelhandelsketten vertreten, die zunehmend eine Innenstadt wie die andere aussehen ließen.
Nachdem er diese Beobachtung gemacht hatte, kam Joe sich vor wie ein Heuchler, als er feststellen musste, dass Boots tatsächlich genau der Laden war, den er brauchte.
Er kaufte eine Zahnbürste, Deo, Rasiergel und eine Packung billige Einwegrasierer. Zwei Kassen waren geöffnet, an jeder saß eine junge Frau. Die eine bediente gerade eine Kundin, während die andere mit einem Mann in der Uniform des Sicherheitsdienstes schwatzte und
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