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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Minuten zu Fuß von hier.«
    »Okay. Da schau ich sicher mal vorbei.«
    Sie registrierte sein Interesse mit Genugtuung. »Sind Sie länger hier?«
    »Ein paar Tage.«
    »Diana hat sich doch sicher gefreut, Sie zu sehen?«
    Joe nickte. Er war sich nicht sicher, ob der sarkastische Unterton zu der Frage gehörte oder ob das einfach der normale Klang ihrer Stimme war.
    »Wir sind alte Bekannte.«
    »Tatsächlich? Muss aber sehr lange her sein.« Als Joe sie fragend ansah, fügte sie hinzu: »Weil Sie nicht wussten, wo sie wohnt.«
    »Ach so, verstehe. Nein. Wir hatten uns irgendwie aus den Augen verloren.«
    »Offenbar. Dann ist Ihnen sicher auch aufgefallen, wie sie sich verändert hat?«
    Joe hatte das Gefühl, in eine Falle gelockt zu werden. »Ja, eine erstaunliche Wandlung.«
    »Nicht wahr? Ich finde, sie sieht fabelhaft aus – für ihr Alter.« Mit einem ironischen Augenzwinkern nahm sie der Bemerkung jeden Anflug von Boshaftigkeit. Joe brachte es einfach nicht fertig, in Dianas Namen Anstoß daran zu nehmen.
    Er streckte die Hand aus. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Ellie. Ich heiße Joe.«
    »Ich weiß. Steht ja auf der Anmeldung.« Sie überraschte ihn, indem sie plötzlich etwas verschämt dreinsah. »Tut mir leid, wenn ich gestern Abend etwas kurz angebunden war.«
    »Kurz angebunden? Regelrecht feindselig, würde ich sagen. Obwohl das in dieser Stadt offenbar ziemlich normal ist.«
    Er hatte es mit einem Lächeln gesagt, doch Ellie nahm die Bemerkung ernst. »Wie meinen Sie das?«
    Joe schilderte die Auseinandersetzung, deren Zeuge er geworden war. Als er den Bestatter erwähnte, blies Ellie die Wangen auf, als müsse sie den Drang unterdrücken, sich zu übergeben.
    »Derek Cadwell ist nicht gerade das charmanteste Exemplar der Spezies Mann.«
    »Die junge Frau war offenbar der festen Überzeugung, dass er etwas über ihre vermisste Schwester weiß.«
    »M-hm. Alise ist ein bedauernswerter Fall. Sie sitzt hier oft stundenlang und studiert die Vermissten-Websites. Und ansonsten schlägt sie im Hafencafé die Zeit tot.«
    »Und was ist mit ihrer Schwester?«
    »Offenbar spurlos verschwunden. Ob sie jemals hier war oder nicht, weiß ich nicht. Alise tut sich keinen Gefallen, wenn sie Leute beschuldigt, ohne Beweise zu haben.«
    »Und glauben Sie, dass irgendjemand ihr helfen würde, wenn es möglich wäre?«
    Ellie spitzte die Lippen. »Was für eine merkwürdige Frage. Wieso?«
    »Nun, nach meinen bisherigen Erfahrungen wird man hier nicht gerade mit Freundlichkeit überschüttet.«
    Einen Moment lang glaubte Joe, sie würde sich über die Unterstellung entrüsten und ihre Heimatstadt vehement verteidigen, doch sie sah ihn nur an und nickte dann betrübt.
    »Nein. Es ist schon ein merkwürdiger Ort.«
    Sie kam hinter dem Tresen hervor, leichtfüßig wie eine Tänzerin. Joe folgte ihr zu den Computerterminals, seine Einkäufe in der einen Hand und das Faltblatt in der anderen. Er konnte es ja schlecht wieder weglegen, nachdem Ellie ihm die Höhle empfohlen hatte.
    Die sechs PCs waren in der Mitte des Raums platziert, vermutlich um die Benutzer davon abzuhalten, sich auf fragwürdigen Websites herumzutreiben. Nur ein Computer war besetzt. Ein Mann in den Sechzigern mit roten Wangen und einer Knollennase mit lila Äderchen tippte mit verblüffender Behändigkeit auf der Tastatur herum, wobei er dann und wann leise schnaubte oder seufzte. Obwohl es in der Bücherei warm war, trug er einen marineblauen Mantel und einen Filzhut. Er schnalzte missbilligend mit der Zunge, als Ellie Joe einen Stuhl ihm gegenüber ihm zuwies.
    »Ich muss mich hier sehr konzentrieren«, sagte er verschnupft.
    Ellie fertigte ihn kurzerhand ab. »Das hier sind öffentliche Computer, Mr Bastian, und sie stehen jedem zur Verfügung, der sie benutzen will.«
    Joe nahm Platz. Ellie beugte sich über den Tisch und verbarg sich hinter dem Monitor vor den Blicken des Mannes.
    »Ich würde ja nichts sagen«, flüsterte sie, »aber er kommt nur her, um Beschwerdebriefe an den Stadtrat zu schreiben, und die Hälfte davon betrifft das Büchereiangebot.«
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Joe allein klarkam, verweilte sie noch einen Moment, und Joe nutzte die Gelegenheit, um beiläufig zu bemerken: »Was mir auch aufgefallen sind, ist dieses Logo mit der Aufschrift ›LRS‹. Die scheinen mit ihren Transportern und Wachleuten ja überall zu sein. Ich nehme an, das ist eine hiesige Firma?«
    »O ja.« Ellie flüsterte immer noch. »Leon

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