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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Mann, der nicht lauthals mit seinen Fähigkeiten prahlte; er würde einfach tun, was getan werden musste.
    Und da war eine gewisse Härte – ein eiserner, unbeugsamer Zug, der ebenso gefährlich wie nützlich war. Sie hatte ihn bei Männern beobachtet, die sie zu Hause gekannt hatte. Der eine war bei der Militärpolizei gewesen; der andere ein berüchtigter Drogenschmuggler in Riga, der von seinem russischen Lieferanten erschossen worden war. Joe hatte auch diesen Blick – einen Blick, der zu sagen schien, dass nicht einmal er selbst wusste, wozu er fähig war, bis es zu spät war.
    Aber hübsche Augen hatte er auch, dachte sie und errötete innerlich. Warme Augen.
    Andererseits war es auch möglich, dass sie sich in ihm täuschte. Wenn Joe erst einmal begriff, womit er es zu tun bekäme, würde er vielleicht beschließen, die Finger davon zu lassen.
    Du denkst zu negativ … Sie gab sich im Geiste eine Ohrfeige. Hör auf damit.
    Die letzte Stunde hatte sie an der Promenade gesessen, doch jetzt wurde die Luft rasch kühler. Sie stand auf und überquerte die Straße. Gehen war die beste Methode, sich warm zu halten.
    Sie war als inoffizielle Untermieterin in einem Haus untergekommen, dessen Eigentümer, ein knausriger und argwöhnischer Mann, im Erdgeschoss wohnte. Ihre Mitbewohnerin, Karen, arbeitete bis fünf Uhr. Um diese Zeit war der Vermieter gewöhnlich im Pub. Alise wartete immer um die Ecke, bis die Luft rein war und sie ungesehen ins Haus schlüpfen konnte.
    Eine belastende Wohnsituation, die noch zu allem anderen hinzukam. Die Nachmittage waren am schlimmsten, wenn sie sich überlegen musste, wie und wo sie die endlose Wartezeit überbrücken sollte. Vielleicht war es ja gut, dass ihrem Arbeitgeber allmählich die Geduld ausging. Noch eine Woche, und wenn sie dann immer noch keine Fortschritte gemacht hätte, sollte sie vielleicht nach London zurückkehren …
    Sie begann die Crabtree Lane hinaufzugehen in der vagen Absicht, am Haus des Bestatters vorbeizugehen. Zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt bemerkte sie den Transporter nicht, der hinter ihr an den Straßenrand fuhr. Sie hörte nicht das leise Klicken, als zuerst die Beifahrertür geöffnet wurde und dann eine der Hecktüren.
    Der Transporter war weiß und schmucklos, ohne Aufschrift, die Kennzeichen mit Schmutz und Öl verschmiert. Drei Männer stiegen lautlos aus, alle in Schwarz gekleidet, mit Sonnenbrillen und Baseballkappen. Einer hatte ein Messer dabei. Er rechnete nicht damit, dass er es brauchen würde, aber wenn es sein musste, würde er es benutzen.
    Als Alise sie endlich hinter sich wahrnahm, war es zu spät. Sie merkte nur noch, wie es plötzlich dunkel wurde, alle Geräusche gedämpft, als sie ihr eine Art Kapuze oder Decke über den Kopf warfen. Eine Hand legte sich fest über ihren Mund, starke Arme zerrten sie rückwärts. Sie stieß mit dem Absatz gegen den Bordstein, spürte, wie ihr der Schuh über die Ferse rutschte und herunterfiel. Ein Mann sagte: »Der Schuh!«, und ein anderer erwiderte: »Hab ihn.« Und da wurde ihr klar, dass sie mindestens zu zweit waren, eher noch mehr: Es war ein Team.
    Ein Team war losgeschickt worden, sie zu holen, sie am helllichten Tag von der Straße weg zu entführen. Das konnte nur eines bedeuten.
    Es war vorbei. Sie hatte Kamila nicht helfen können, und jetzt würde sie das gleiche Schicksal erleiden.
    Leon starrte Joe an. Sein Blick war wild, und er wippte auf den Fersen, als wolle er jeden Moment auf Joe losgehen. Dann drehte er sich um und vollführte mit den Fäusten ein primitives Trommelsolo auf dem Geländer. Die ganze Terrassenkonstruktion hallte von dem Geräusch wider, das mit dem Tosen des Wasserfalls wetteiferte. Als Leon sich wieder umwandte, war er ruhiger.
    »Ganz schön mutig, so eine Frage zu stellen«, sagte er in sachlichem Ton. »Und auch verdammt unverschämt.«
    »Ich verstehe nicht, warum Sie sich so für mich interessieren.«
    »Sie haben mit Leuten gesprochen. Mit Ellie Kipling. Und mit dieser verrückten Russin.«
    »Alise?«, fragte Joe. »Wie kommen Sie darauf, dass wir über Sie gesprochen haben?«
    »Weil es das Einzige ist, worüber sie redet. Das und ihre verdammte Schwester.«
    Joe zuckte mit den Achseln. »Sie glaubt, dass es zwischen den beiden Themen eine Verbindung gibt.«
    »Ja, aber nur, weil sie eine Schraube locker hat. Hat sie Ihnen erzählt, dass sie sogar die Polizei hierhergeholt hat? Die haben mich vernommen. Meine Freunde und Geschäftspartner

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