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FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Sowade
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Mama hätte mir für solch einen frechen Spruch die Ohren langgezogen, Alexander rückt stattdessen näher zu mir. Er nimmt meine trotz Handschuhen eiskalten Finger zwischen seine Hände und reibt sie gleichmäßig. Als ich weiter bibbere, zieht er mich an sich und streicht mit den Händen über meinen Rücken. So unangebracht ich das auch finde, während meine Nase in seinem Schal steckt, wird mir tatsächlich wärmer. Wozu so ein Bodyguard gut sein kann!
    »In welchem Wagen würdest du denn fahren? Damit wir dich vom Tourette-Syndrom heilen können?«
    Noch fünf Minuten, bis die Tram einfährt. Ich mustere ihn schief. Seit wann greift jemand meine schlechten Witze auf? Meine Nase verlässt ihren kuschlig-warmen Ort und ich luge zu Alexander hoch. »Was Kleines, ein Stadtauto. Vielleicht ein Smart?«
    »Mit Bio-Kraftstoff?«
    »Liest du keine Zeitung?!« Mit Absicht boxe ich ihn leicht in die Rippen. »Ich werd nicht den Hunger der Welt verschlimmern!« Je mehr Treibstoff aus Pflanzen wir verbrauchen, desto größer die Nachfrage und desto höher der Preis. Zu dumm nur, dass es Menschen gibt, die auf diese Pflanzen als Grundnahrungsmittel angewiesen sind und sich ihr Essen nicht mehr leisten können. Nicht mit mir!
    Mein Bodyguard lacht nicht, aber ich spüre, wie sein Körper sich bewegt. Nur mit Mühe kann er sich beherrschen. »Also elektro?«
    »Wenn es dir nicht zu kompliziert ist?«
    »Nein, das kriege ich hin. Dann ist es hiermit abgemacht!« Er drückt mich fester an sich.
    Keine Einwände. Besser wir fahren nur noch Auto. Dann stehen wir nicht mehr so eng umschlungen auf Bahnsteigen herum. Roman hat sich das bestimmt auch nicht so vorgestellt. Egal, ob diese Kuschelbehandlung nun Frostbeulen verhindert oder nicht.
    Ratternd trudelt unsere Tram ein, die Türen gleiten auf, die Masse strömt heraus und wir setzen uns gegenüber. Ich starre nach draußen und sehe hier im Ostteil der Stadt Plattenbau neben Plattenbau vorbeiziehen. Mir ist der Anblick vertraut, doch Alexander? Ich mustere ihn. »Wo kommst du eigentlich her?« Mein Bodyguard hat keinen Akzent und es interessiert mich plötzlich, mit wem ich hier zusammen sitze. »Und woher kennst du Roman?«
    »Oh, gleich zwei Fragen auf einmal, das geht aber wirklich nicht.« Er lehnt sich zurück und tippt auf seinem Handy herum.
    Alexanders plötzlich ausweichende Antwort irritiert mich. Warum tut er so geheimnisvoll? Oder hat er Order, nichts preiszugeben? Ich versuche es auf einer anderen Schiene: »Hast du eine Freundin?«
    »Interessiert?«, kontert er.
    »Sicher«, pariere ich. Daraufhin werde ich nachdenklich gemustert. Bis Alexander beschließt, dass ich nur scherze und wieder auf sein iPhone starrt. Meine Neugier kommt aus ihrem Versteck gekrochen.
    »Was ist mit meinen Vorgängerinnen? Musstest du auch auf sie aufpassen? Wie waren sie?« Ich packe als Steigerung drei Fragen in eine und kreuze die Finger.
    Dieses Mal stört das Alexander nicht. »Ja, ich kannte sie. Und sie waren anders«, gibt er knapp preis und der Hauch eines Lächelns legt sich auf seine Lippen.
    »Was ist daran witzig?« Fragend ziehe ich meine Augenbraue hoch und wende meinen knallharten Miss Energy-Verhörblick an, im Studium antrainiert, in den letzten Jahren in der Firma perfektioniert.
    »Sie haben zum Beispiel nie nach ihren Vorgängerinnen gefragt.«
    »Du hast sie also auch … bewacht?«
    Alexander zwackt mich in die Seite. »Ich bevorzuge bei dir den Ausdruck begleitet und nein, ich habe sie gekannt.« Informationsaustausch beendet. Er widmet sich wieder seinem Handy und zieht die Stirn in Falten. Was treibt er da? Schiffe versenken wird es wohl nicht sein. Und Sudoku auch nicht.
    Als unsere Station aufgerufen wird, schaut er auf und wirkt überrascht, weil ich ihn anstarre. Auch wenn sein Gesicht sonst nicht viel hergibt, nun liegen ihm zahlreiche Kommentare auf den Lippen, die er allesamt lustig findet, aber für sich behält. »Kommst du?«, fragt er in seinem bisher seriösesten Tonfall.
    Ich nicke und wickle mir meinen Schal fester.

- 8 -
     
    »Mama! Papa!« Auf mein Rufen hin, entdecken mich meine Eltern. Ächzend ziehe Mama aus dem Sitzsack in der IKEA-Eingangshalle hoch.
    »Wer ist der Mann, der dich begleitet, Liebes?«, will meine Mutter wissen, während wir die Rolltreppe zu den oberen Ausstellungsräumen nehmen.
    »Das ist Alexander.«
    »Alexander?« In Gedanken gleicht meine Mutter den Mann an meiner Seite gerade mit ihrer Idealvorstellung eines

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