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FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Sowade
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meinen Chucks über den Gehweg. Schnell in Position gebracht, unschuldig gelächelt, angetäuscht und … hoppla.
    Meine Beine drohen in den Spagat zu gehen. Was problematisch ist, weil das mit meinen Beinen nicht klappt. Meine Arme vollführen eine Bewegung zwischen eleganter Balletttänzerin und tölpelhaftem Fliegenklatschen.
    »Du weißt, kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort.« Alexander packt mich sicher an den Ellenbogen. Und auf ein Mal stehen wir uns gegenüber, rote Winternase beinahe an roter Winternase, schauen uns stumm an und von Strafe kann keine Rede sein. Behutsam, damit mir kein Schnee in den Nacken fällt, popelt er mir die Eisreste aus dem Schal und seine Atemwolke mischt sich mit meiner.
    »Lass es gut sein, Elizabeth. Du hast gewonnen. Wir nehmen die Bahn.«
    »Hab ich das?« Zur Strafe lasse ich das bisschen Schnee, das ich noch in der Hand halte, an seinem Hals schmelzen, dass ein nasser Tropfen in seinem Schal verschwindet. Als wären wir damit quitt. Alexander weiß genauso gut wie ich, dass er beim Punktestand um die kleinen Gemeinheiten des Lebens mit einem Twix in Führung liegt. Fieberhaft überlege ich, wer mich je so schnell durchschaut hat. Mir fällt nur Katharina ein.
    I never pretend to be something I'm not …
    Mein Handy beendet das Rätselraten um Alexander.
    … You get what you see when you see what I've got …
    Mama? »Wir … ich … bin auf dem Weg.« Sofort lasse ich meinen Worten Taten folgen, packe meinen Bodyguard am Arm und ziehe ihn schwuppdiwupp mit mir zum S-Bahnhof.
    »Wunderbar, Schätzchen, wir verspäten uns auch.«
    Als ob ich immer zu spät bin … ich könnte genauso gut nur noch zwei Minuten vom IKEA-Einrichtungshaus entfernt sein. »Geht ihr etwa jetzt erst los? Nachdem ihr wisst, dass ich auch auf dem Weg bin?!«
    Angesichts dieser Anklage überprüft Mama nun bestimmt verlegen den Sitz ihrer Frisur. »Was denn? Wir brauchen genauso lange wie du!« Per Handzeichen gebe ich Alexander zu verstehen, wo wir lang müssen. »Und was bringt es, wenn wir zu früh da sind?«
    »Dann hättet ihr euch die Betten schon mal anschauen können.« Ich nehme die Rolltreppe zum Bahnsteig und blende aus, dass mein Bodyguard Zeuge dieser peinlichen Unterhaltung ist. Als Leute links vorbei wollen, ziehe ich ihn zur Seite.
    »Ich kenn dich eben!«
    »Ist gut, Mama. Bis gleich!« Ich lege seufzend auf und schüttle den Kopf. »Sie kennt mich eben«, wiederhole ich ungläubig. Als ob ich ständig trödele!
    »Die Bahn?« Alexander zeigt auf einen einfahrenden Zug. Ich nicke und wir legen einen Zahn zu, weil er sich noch ein Ticket ziehen muss.
    »Schnell! Ich warte hier nicht mit dir auf dem windigen Bahnsteig«, rufe ich aus dem Zug.
    Alexander springt knapp vor den schließenden Türen zu mir. Es sind genug Plätze frei, auch zwei nebeneinander. Und ich darf am Fenster sitzen.
    Die Stationen kommen und gehen. Gesundbrunnen … Schönhauser Allee … verträumt schaue ich aus dem Fenster und lasse mir die Sonne, die sich langsam gegen den Nebel durchsetzt, ins Gesicht scheinen. Müde reibe ich meine Augen.
    Mmh …
    »Ich wusste doch, du stehst auf mich!«
    Huch! Ich zucke ertappt zusammen, doch mein Kopf bleibt träge dort hängen, wo er gerade gemütlich liegt. Auf Alexanders Schulter. Und mein Arm bleibt um seine Hüfte geschlungen. Dann dämmert es mir.
    »Entschuldige.« Ich hebe meinen Kopf und wische aus Verlegenheit imaginäre Haare und Schuppen von Alexanders Schulter. Meine Haut kribbelt, als sei sie eingeschlafen, dabei ist sie hellwach und registriert alles. Sein Geruch steigt mir in die Nase und es ist mir peinlich, dass ich ihm so nahe gekommen bin, ohne es zu bemerken. »Bild dir darauf bloß nichts ein!«
    Unsere Köpfe sind sich ungewohnt nah. Mir wird wieder bewusst, wie merkwürdig unproportional sein Gesicht ist.
    »Und ich dachte schon, ich müsste dich wachküssen.« Alexanders Lippen haben sich zu mir gebeugt, damit uns niemand der anderen Fahrgäste belauscht.
    »Wenn du das wagst …« Sein warmer Atem trifft auf meine Haut und ich schlucke. Kleinigkeiten, Elizabeth, es sind immer die Kleinigkeiten. Und diese hier stellt gerade komische Dinge mit mir an, die ich nicht wahrhaben will. Was würde Katharina wohl dazu sagen?
    »Komm! Wir müssen umsteigen.« Alexander zieht mich am Bahnhof Landsberger Allee mit sich hoch und wir wechseln zum Bahnsteig der Tram. »Dir ist kalt?«
    Zappelnd springe ich hin und her »Nein, ich habe Tourette!« Meine

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