FebruarNachtsTraum
ablehnend ihren Kopf. Ich schalte eine Überzeugungsstufe höher: »Legt euch mal beide hin! Ist das nicht herrlich?«
Nun ist mein Demonstrationstalent gefragt. Ich strecke mich der Länge nach aus und seufze selig. Meine Eltern spielen mit und legen sich links und rechts von mir hin und ich wiege uns. »Ihr solltet zwei Matratzen nehmen. Mama, du eine härtere und du, Papa, die weichere.« Wieder wippe ich, dass wir alle drei wackeln. »Das ist wirklich das beste Bett, in dem ich je gelegen habe!« Gleich nach meinem.
Auf Mamas Gesicht breitet sich tiefe Zufriedenheit aus. »Du hast Recht, Liebes. Wo ist ein Mitarbeiter?«
»Kommt sofort!« Alexander macht sich nützlich und treibt einen blonden, hochgewachsenen Ikeaner auf, der bei der Auswahl des Lattenrostes hilft.
Ich lasse mich zufrieden zurückfallen. Mmh … Bett … weich … müde …
»Du überlässt ihnen die Arbeit mit dem Zubehör?« Alexander wirkt erstaunt.
»Huch! Wie? Wo? Was?« Ich rappele mich auf, fahre mit den Händen übers Gesicht und reibe mir die Augen. »Ach so … ja.« Alexander redet vom Einkauf meiner Eltern. Ich nicke, knülle mir ein Kissen vor den Bauch und schaue ihn schräg an. Mein Bodyguard hat diese kleine Szene tatsächlich in ganzer Länge mitbekommen. Doch statt sich über meine Familie lustig zu machen, umspielt nur ein winzigkleines, süßes Lächeln seine Mundwinkel. »Das ist eine notwendige Teambuilding-Maßnahme in dem ganzen Einkaufsprozedere«, erkläre ich erstaunlich auskunftsbereit. »Indem Papa die Kartons zusammenstellt, zeigt er aktiv, dass er das neue Bett genauso toll findet wie Mama. Und alle sind glücklich.«
Alexander nickt anerkennend, lässt sich neben mich fallen und schnappt sich auch ein Kissen.
Irritiert, dass sich mein Bodyguard genauso locker wie ich verhält, runzle ich die Stirn. »Willst du mir noch mehr sagen?«
»Ich …«
Statt einer Antwort, bricht plötzlich die Hölle los. Was sonst? Warum habe ich mich überhaupt auf die Hypnose eingelassen? Mein Leben ist so abwechslungsreich, dass ich weder Zeit noch Gelegenheit habe, um Roman zu vermissen. Ich hätte es wissen müssen. Was nun?
Eine Horde Jugendlicher und Studenten stürmt lärmend das IKEA-Einrichtungshaus. NEIN ZUR GLOBALISIERUNG- und zahlreiche MEHR ABWECHSLUNG, STATT ANPASSUNG-Schilder schwingen vor uns. Ich ducke meinen Kopf vor einer vorbeiflatternden Fahne. Nicht gut.
Lautes Klappern und Rasseln plärrt unsynchronisiert aus Hunderten von Handys. Die Masse springt von Möbelstück zu Möbelstück und saut sie mit ihren Winterstiefeln ein. Auf unser Bett hüpfen auf einmal zwei Typen, sodass wir uns gerade so in Sicherheit vor ihren Füßen bringen können. Meine Eltern verliere ich in dem Chaos aus den Augen. Sie müssen mitgerissen worden sein. Ich will sie suchen, doch zwei Arme haben wahnsinnig gute Reflexe und halten mich zurück. »Warte noch!«
»Warum?!« Ich zapple und Alexander und ich ringen miteinander. Ist das Freiheitsberaubung? Kann ich ihn dafür verklagen? »Es geht um meine Eltern! Lass mich los!« Ich grapsche mit meinen Händen in sein Gesicht und drücke mein Knie sonst wo hin. Wenn ich könnte, würde ich ihn beißen, doch der Winkel, in dem er mich hält, lässt das nicht zu. Kratzen klappt auch nicht. Ich, Elizabeth Schneider, mutiere zur Furie. Wäre ich pünktlich heute Morgen aufgestanden, dann würden wir schon längst mit dem Bett in einem Transporter nach Hause zuckeln. Ich bin Schuld an alldem, also muss ich das Schlamassel auch wieder in Ordnung bringen.
Alexander lacht leise.
»Was ist daran komisch?« Meine Finger zerren an seinen und rutschen vor lauter Schweiß ab. Sein Griff lockert sich nicht. Mir wird wieder einmal klar, dass Männer von Natur aus stärker sind als Frauen. Eine ungerechte Welt. Nur meine Oma könnte mir helfen. Typen flachlegen ist selbst mit 70+ ihre Spezialität. Aber sie ist nicht hier.
»Jetzt verstehe ich, was Roman meinte.« Statt seine Hände zu lösen, schränkt mein Bodyguard meine Bewegungsfreiheit weiter ein. Das bisschen Boxen und Treten meinerseits kümmert ihn herzlich wenig.
»Und das will … was genau … heißen?« Mein Atem geht vor lauter Ringen stoßweise. Erst als meine Arme sich in Gummi verwandeln und mein Körper schlapp macht, werde ich ruhiger. Alexander lässt mich niemals los, wenn er denkt, dass ich durchdrehe. Es fällt mir jedoch nicht leicht, normal zu tun. Ich kann meine Eltern nämlich nach wie vor nirgends entdecken, mein
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