FebruarNachtsTraum
Herz schlägt heftig und ich habe eine Heidenangst, dass mir davon abwechselnd heiß und kalt wird.
»Du bringst dich nicht mit Absicht in Schwierigkeiten. Du willst nur das Richtige tun.«
»Natürlich will ich das!« Hat Roman etwa allen Ernstes meinem Bodyguard erzählt, dass ich die Gefahr liebe?! Ich zapple wieder. »Lass mich los, ALEXANDER! Ich muss meine Eltern finden!«
Sein Griff lockert sich, dann sitzen seine Arme wieder wie ein Schraubstock.
Oh mein Gott! Ich habe ihn wirklich zum ersten Mal mit 'Alexander' angesprochen! Einfach so, aus lauter Verzweiflung. Und ist er daraufhin wirklich kurz zusammengezuckt? Nun strahlt seine Haut noch wärmer, als sie sowieso schon ist. So, als hätte das die gleiche Wirkung auf ihn, wie umgekehrt auf mich, wenn er meinen Namen ausspricht. Alexander der Große und Elizabeth, Königin von England. Schöner Mist!
Er räuspert sich. »Ich verrate dir mal, was gleich passieren wird. Jeden Moment taucht die Presse auf und du bekommst wieder eine ganze Fotostrecke an unvorteilhaften Bildern. Die Polizei wird anrücken und sie wird jeden festnehmen, der in diesem Chaos unterwegs ist. Du bleibst hier.«
Gegen meinen Willen bugsiert mich Alexander in eines der abgeteilten, durchgestylten Musterschlafzimmer. Die Idee hatte noch niemand der anderen Einkaufenden, denn dort sind wir plötzlich alleine.
Und nun? Die Pappwände halten erstaunlich viel Lärm ab. Und nicht nur mein japsender Atem ist zu hören. Alexander versucht nur, die richtige Entscheidung zu treffen. Und objektiv gesehen, handelt er vorbildlich. Aber es geht hier um meine Eltern und ich habe ein Recht darauf, einzuschreiten. Sein Griff hat sich etwas gelockert und ich beobachte die wilde Meute auf dem Gang. Auf dass meine Eltern einen ebenso guten Unterschlupf gefunden haben!
Alexander reicht mir ein Kissen, dabei kümmert mich meine Bequemlichkeit gerade herzlich wenig. Meine Finger bearbeiten die Füllung wie einen Knetball, so dass immer wieder die Knöchel weiß hervortreten. Besser, als mich auf ihn zu stürzen. Mit Mühe atme ich ruhig ein und aus und erinnere mich an die Tipps der Yogalehrerin. Dann war diese katastrophale Stunde vielleicht nicht umsonst … nein … mein Puls schlägt mir weiter bis zum Hals und je länger ich Atem schöpfe, desto zappeliger werde ich. Wie kann Alexander nur einfach zuschauen? Wie kann er von mir erwarten, still zu sein? Das ist meine Familie. Wie soll ich …?
»Also los, lass sie uns suchen!«
Überrascht fallen mir fast die Augen raus.
»Ich mach mir auch Sorgen.«
Wirklich? Mir wird plötzlich ganz anders. Während Alexander mir auf die Beine hilft, sickert ein merkwürdiges Gefühl der Wärme in meinen Bauch. Aus einem Anflug von Dankbarkeit falle ich ihm um den Hals. Er missachtet gerade Romans Auftrag. Er bringt mich nicht aus der Schusslinie heraus, sondern geradewegs hinein. Warum auch immer.
»Uff!« Mehr sagt er nicht. Seine Hände zögern, dann streichen sie über meine Schultern und meinen Rücken und schaffen damit, was meine Knettechnik eigentlich bewirken sollte: dass ich mich gerade genug entspanne, um nicht durchzudrehen. »Alles gut, Elizabeth?«
Gut? Ich weiß nicht. Ist es gut, wenn ich mich plötzlich wie eine Ertrinkende an Alexander klammere, als wäre er meine Rettungsboje? Für einen Moment und für noch einen. Und nennt man das gut, wenn die Stimme plötzlich viel weicher klingt als sonst? Romans Antwort dazu wüsste ich.
Sobald mein Atem normal geht, stoppt die Bewegung seiner Hände auf meinem Rücken und Alexander zieht mich langsam an den Schultern zurück. Seine Augen sind zu schmalen Schlitzen verengt. Er mustert mich prüfend, was mit seiner schiefen Braue doppelt besorgt aussieht.
»Alles gut.« Ich nicke und binde mir meine Haare wieder zu einem neuen Zopf zusammen. Dann stecken wir unsere Nasen ins Chaos. Das Schlachtfeld besteht aus umgestürzten Stühlen, zerrissenem Stoff, zerkratztem Holz, Streusand und Modderspuren von getautem Schnee.
»Bleib in meiner Nähe!« Alexander greift nach meiner Hand, unsere Finger verknoten sich und gewöhnen sich aneinander. Ein kurzer Blick, dann kämpfen wir uns durch den Mob und das Blitzlichtgewitter.
»Miss Energy!«
»Ein Foto!«
»Hierher!«
Oh, wie mich diese Paparazzi nerven! Die kommen immer im falschen Augenblick. Und sicherlich werde ich nun in irgendeiner Zeitung mit meinem Zwiebellook abgedruckt. Doch was spielt das schon für eine Rolle? Meine Augen scannen die
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