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FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Sowade
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durch.
    Dann fällt mir ein, dass die Berlinale begonnen hat. »Hast du eigentlich Karten für einen Film bekommen?«
    »Ach so … nein. Es gab nur noch drei.« Was soviel heißt wie, ich bin Schuld, dass aus dem Abend nichts wird. »Dafür hab ich einen Tisch für ein All You Can Eat reserviert. Halt dir den Termin für nächste Woche Donnerstag frei. Und bring mit, wen du willst.«
    Ich räuspere mich, weil ich weiß, wie gerne Jan einen Film gesehen hätte. »Danke dir. Gute Idee. Wir können ja auch einfach mal so ins Kino gehen. Stimmts?«

- 16 -
     
    I never pretend to be something I'm not, you get what you see when you see what I've got, we live in the real world, I'm just a real girl …
    Gerade als ich durchschnaufen will, terrorisiert mich mein Handy mit einer unbekannten Nummer. Pampig gehe ich ran: »Wer auch immer da ist: Nein, ich kaufe nichts, nehme an keiner Umfrage teil, habe nichts verloren, bin total glücklich, gebe keine Kommentare, finde …«
    »Prinzessin?«
    Vollbremsung! »Oh, hi Vlad!«
    Selbst Alexander schaut auf.
    »Ich bin in Berlin.« Straßenverkehr und lautes Hupen erklingt im Hintergrund.
    »Das gibts ja nicht! Seit wann?« Mein Herz schlägt schneller und aufgeregt laufe ich zu einem Spiegel, um mein Aussehen zu überprüfen. Haare: solala. Augenringe: medium. Lippen: spröde. Wenn Vlad hier ist, ist Roman bestimmt nicht weit.
    »Seit eben, Prinzessin.« Vlad lacht sein vertrautes, russisches Lachen und mir wird warm. Er ist der Einzige, der mich nie verarscht. »Roman wollte, dass ich mal schaue, wie es dir geht. Und natürlich Publicity für den neuen Streifen mache. Und mir den Berlinale-Film der russischen Delegation ansehe. Die haben mich eingeladen.«
    Als ob mich die Gründe interessieren! »Und er ist nicht mitgekommen?« Ich höre auf, meine trockenen Lippen zu befeuchten.
    »Nein, Prinzessin. Wir hatten getrennte Flüge, weil nichts mehr frei war. Und seiner wurde kurzfristig gecancelt.«
    »Oh.« Meine gute Laune sucht in Bestzeit das Weite.
    »Nur 'oh', Prinzessin? Geht es dir wirklich gut? Denn die Elizabeth, die ich kenne, würde jetzt trotz allem wild drauflos plappern und total ausflippen.«
    Da sowohl meine Oma als auch Alexander die Ohren spitzen, verdrücke ich mich abhörsicher ins Schlafzimmer. Ich kaue auf meinen Lippen herum und sage sehr lang nichts. Vlad ist klug genug, schweigend abzuwarten. Er erklärt dem Taxifahrer, wo ich zu finden bin, nuschelt was vom Fernsehturm, dann von der Straße des 17. Juni und vom Sitz des Landesverbandes der SPD in Berlin. Die Antwort verstehe ich nicht, aber sie hat einen unverkennbaren Berliner Einschlag: brummelig.
    »Da du ja nicht selbst fragst … ich wollte dich eigentlich einladen … mich zu begleiten … zur Berlinale.«
    Das wirkt. »Wow!« Überrascht fliege ich vom Bett. Dann rapple ich mich hoch und stürme meinen riesigen Pax-Schrank und die infrage kommenden Premieren-Outfits. Zu dünn. Zu eng. Zu grün. Zu … alles. Hilfe!
    Panisch stürme ich zu den verstauten Kisten im Flur und nehme sie auseinander. »Stell dir vor, ich bin Aschenputtel und es gibt keine guten Feen, Vlad! Ich habe nichts für den roten Teppich!« Fühlen sich so kopflose Hühner? Die ärmsten!
    »Durchatmen, Prinzessin!«
    »Durchatmen?«
    Meine Stimme wird wieder quietschig und meine Oma erklärt Alexander: »Das passiert jedes Mal, wenn sie durchdreht. Und dann taucht der Russe auf.«
    Ist das mittlerweile ein Muster? Doch tatsächlich klingelt es just in dieser Sekunde an meiner Tür.
    »Vlad, ich muss dich kurz weglegen.« Ich warte nicht auf den Protest, sondern flitze völlig aufgedreht zur Tür. Ich drücke mein Auge an den Spion und blinzle. »In meinem Treppenhaus hat man normalerweise keinen Empfang«, erkläre ich Vlad am Telefon.
    »Dann steht mein Besuch wohl unter einem guten Stern. Machst du mir jetzt bitte die Tür auf, Prinzessin? Die Nachbarn kucken schon.« Vlad lacht schallend. Er findet es lustig, dass ich unlustige Sachen anstelle.
    »Sicher«, stottere ich. Zwei Sekunden später wirbelt der Russe mich einmal durch die Luft, sodass meine Haare einen völlig neuen Look verpasst bekommen: Hurrikan. Dann mustert er mich eindringlich: meine tief sitzende Schlabberhose, die dicken Wollsocken und den XXL Pullover, der nicht nur meine Hüften, sondern jegliches Anzeichen von Weiblichkeit kaschiert.
    »Du siehst wirklich nicht so aus, als würdest du heute noch auf eine Premiere gehen. Und woher kommen die Augenringe?«

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