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FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Sowade
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Sein Finger fährt die dunklen Linien entlang, dann wechselt er einen Blick mit Alexander. »Aber mach dir keine Sorgen, das kriegen wir hin.« Er öffnet meine Wohnungstür und ruft mit seiner geübten Schauspielerstimme durchs ganze Haus nach: »OLGA!«
    Flink wie ein Wiesel huscht daraufhin eine zierliche Dame mit unglaublich viel Make-up in meine Wohnung. Erst schätze ich sie der biederen Kleidung nach auf 40, dann sehe ich, dass sie nicht älter als 25 sein kann.
    »Das ist Olga, von der russischen Delegation und dir zu Diensten.«
    Ich zupfe an meinem schlabberigen Outfit, drücke meine Schultern durch und reiche der gepflegten Erscheinung die Hand. »Freut mich!«
    »Sie beschafft dir eine Auswahl wunderschöner Kleider, kümmert sich um deine Haare und kennt sich fabelhaft mit Make-up aus. Zumindest wurde mir das gesagt.«
    »Sehe ich dann auch so aus wie sie?«, flüstere ich Vlad zu. Vor allem Olgas Lidschatten ist mir persönlich eine klitzekleine Nuance zu blau.
    »Beurteile nie einen Menschen nach seinem Äußeren, Prinzessin. Oder was sollte ich sonst gerade von dir halten, du Wollmonster?« Mit tiefer Stimme lacht er über seinen eigenen Witz.
    »Öhm … könnte doch sein, dass alle meine Klamotten gestohlen wurden.« Wahrscheinlich gibt es keinen plausiblen Grund, warum Frauen sich zu Hause so anziehen wie ich. Also gut, geben wir Olga eine Chance.
    Während sich das russische Fräulein Wunder im Schlafzimmer mit immerhin parfümfreier Kosmetika über mein Äußeres hermacht, strecke ich mich und spitze angestrengt die Ohren. Ich wüsste zu gerne, worüber die Männer im Wohnzimmer sprechen.
    »Es gehört sich nicht, so neugierig zu sein!«, zischt mir die Stylistin zu.
    »Dann öffnen Sie die Tür einen Spalt! Dann lausche ich nicht, sondern höre zu.«
    Olga lacht und zerrt streng an meinen Haaren. Schon gut, schon gut, kapiert, wer hier die Hosen anhat. Ich höre Vlads tiefe Stimme und Alexanders ruhigen Tonfall. Dann wird es so still, dass ich vor lauter Anstrengung Kopfschmerzen bekomme und aufgebe.
    »Oh mein Gott!«, haucht Olga nach einer Weile des Zupfens, Ziehen und Puderns und wischt sich ihre schweißnasse Stirn am Ärmel ihrer Bluse ab. Ein Streifen beigefarbener Grundierung bleibt daran kleben.
    »Was?« Erschrocken zucke ich zusammen. Wenn Leute 'Oh mein Gott!' rufen, dann bin ich in letzter Zeit nicht weit entfernt.
    »Sie sehen wunderschön aus!« Olga wirft mir einen Luftkuss zu und ihr dickes Make-up zieht tiefe Falten um den Mund. Irgendwie muss ihr das auch klar werden, denn schnell restauriert sie sich.
    »Ehrlich?« Mir wird vor Aufregung ganz heiß und ich muss mir mit den Fingerspitzen Luft zufächeln.
    »Oh ja. Und jetzt probieren Sie mal das hier!« Olga greift beherzt in ihre Auswahl und wühlt sich durch einen Stoffberg, in dem ich Labels wie Kaviar Gauche, Lala Berlin oder Michalsky ausmache. Schließlich drückt sie mir kompromisslos einen seidig schimmernden Traum aus Fliedergrau mit einem Hauch Türkis in die Hand.
    Vorsichtig klettere ich in das Kleid. »Und ich kann mich wirklich so zeigen?«, frage ich unsicher und betaste vorsichtig meine Frisur. Mir fehlt immer noch ein Spiegel im Schlafzimmer.
    »Das Outfit steht Ihnen und es unterstreicht die Farbe Ihrer Augen.« Olga packt ihr Equipment zusammen. »Einfach sagenhaft!«
    Nun fühle ich mich so richtig wie jemand anderes. Meine Augen sind blaubeerblau und dass das mal gut ist, ist neu. Auch Wörter wie 'sagenhaft' fallen für gewöhnlich nicht in meiner Nähe.
    »Nur Mut, zeigen Sie sich!« Sie strafft meine Schultern, drückt mein Kreuz durch, wirft ein letztes Mal einen Blick auf ihr Gesamtkunstwerk und verlässt dann erhobenen Hauptes das Zimmer.
    »Du hast da draußen echt was verpasst, meine liebe Lizzy!« Neugierig kommt meine Oma zu mir gewackelt und erhellt mit ihren Neonfarben den Raum. Dann fällt ihr die Kinnlade herunter und beinahe das Gebiss heraus. »Und die Jungs da draußen verpassen gerade was hier drinnen.«
    »Granny!«, zische ich. Sofort breitet sich verräterische Hitze auf meinem Gesicht aus und vermischt sich mit der Arbeit der Make-up-Artistin. Der Stil meiner lieben Oma unterscheidet sich sehr von meinem. »So toll ist es bestimmt nicht.«
    »Pah! Wenn ich noch so aussehen würde wie du, dann könnte sich Gertrude warm anziehen!« Meine Oma versucht allen Ernstes, meinen momentanen Style zu imitieren. »Was ist nun? Wenn du dich nicht raus traust, schick ich beide Herren

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