FebruarNachtsTraum
dass wir uns noch nicht lange kennen, ist das eine preisverdächtige Leistung. »Hauptsache, es geht ihr gut.«
»Das tut es.« Alexander lächelt. »So, fertig.« Er entwuschelt Olgas Frisur restlos und ich bin viel zu müde, um zu protestieren. »Wie war die Premiere?«
»Wundervoll!« Sofort klinge ich schwärmerisch wie ein Schulmädchen. Ich schminke mich ab und erzähle Alexander mit gedämpfter Stimme vom Abend, vom roten Teppich und von Vlads Freunden und wie solche Premieren ablaufen und dass zwar viele Leute mich fotografiert haben, dass ich aber immer ganz zauberhaft aussah.
»Du riechst nach Wodka und russischem Parfüm. Geh duschen, du Plaudertasche! Danach kannst du weitererzählen!« Alexander unterbricht mich, weil ich nicht mehr abgeschminkter sein kann, als ich bin und schüttelt lachend den Kopf.
Im Eiltempo wasche ich mich und schlüpfe in einen Schlafanzug, den Alexander mir aus meinen Kleiderschrank gerettet hat. Mann, habe ich ein schönes Leben! Und wie hammertoll war das denn, dass Vlad mich so überrascht und mich in seinem engen Zeitplan untergebracht hat!
Alexander hat das Bettzeug für unser gemeinsames Nachtlager verteilt. Wir legen uns beide hin. Aber ich kann nicht schlafen. Taten mir vorhin die Füße weh und ich dachte, ich nicke jeden Augenblick im Stehen ein, so ziehen jetzt die bunten Bilder der Abends im Schnelldurchlauf an mir vorbei.
»Alexander?«, flüstere ich.
»Mmh …« Seine Stimme brummt schläfrig.
Ich beiße mir auf die Lippen und schweige, weil ich ihn nicht wecken will. Wach beobachte ich die Schatten an der Decke.
»Warum schläfst du nicht?« Alexanders Stimme ist rau und er dreht sich zu mir um.
»Was hast du heute in deiner Elizabeth-freien Zeit gemacht?«
»Ich habe gearbeitet.« Das Sofapolster wackelt. »Das interessiert dich doch nicht wirklich, oder?« Sein Magen grummelt und er räuspert sich.
»Du arbeitest ganz schön viel.« Ich starre weiter die Zimmerdecke an, spüre aber seine Augen auf meinem Gesicht.
»Du doch auch. Ich liebe eben meinen Job. Deshalb tun du und ich so komische Dinge.«
»Was hast du für einen Job?« Mit gekreuzten Finger halte ich die Luft an. Bitte liebes Universum, mach, dass er es sagt, mach dass er es sagt, mach dass …
»Die meiste Zeit entscheide ich über Finanzierungen.« Alexander gibt mir freiwillig noch etwas mehr Decke.
»Dann bist du Banker?« Wow, mein Bodyguard öffnet sich! Das macht den perfekten Abend plötzlich noch perfekter.
»Mmh, sowas Ähnliches.«
»Cool!« Kann ja nie schaden, jemanden zu kennen, der was von Geld versteht. »Macht dir die Finanzkrise nicht zu schaffen?«
»Sie ist nicht überall.« Alexander wirkt wacher, aber er seufzt.
»Schon gut, ich frag nicht weiter.« Obwohl ich nur zu gerne wissen würde, was für Finanzierungen das sind. Alexander wirkt nicht wie ein tougher Wall Street Börsenmakler, der die Welt regelmäßig mit seinen Spekulationen in Finanzkrisen aller Art treibt. Ja, er hat diese sündhaft teure Armbanduhr, aber ansonsten sehen seine Klamotten die meiste Zeit eigentlich ganz normalsterblich aus. Selbst die Anzüge, die er trägt, wenn er mich bei Energy Solutions beschattet, sind von der Stange. Und genauso solide wie seine Sachen sind, geht er in allem vor.
Wieder herrscht Ruhe, doch ich schlafe immer noch nicht. Mucksmäuschenstill liege ich da und versuche, das Atmen einzustellen.
»Warum kannst du immer noch nicht schlafen, Elizabeth?«
Nun drehe ich mich auf die Seite und unsere Gesichter sind plötzlich einen Fingerbreit voneinander entfernt. Sein Atem streift mich und meiner muss ihn berühren. Alexanders Augen sind zu kleinen Schlitzen verengt und er wartet auf eine Antwort. »Ich hab kalte Füße. Die Decke ist zu kurz.« Ich ziehe meine Beine noch ein Stück ein. »Und meine Schlafsocken sind bei Granny.«
»Okay.« Statt weiterer Erklärungen tastet Alexander nach meinen kalten Füßen und legt sie zu sich. »Besser?«
»Besser«, flüstere ich kaum hörbar in die Dunkelheit. Während Alexanders Hände meine klammen Zehen massieren, senkt sich die Müdigkeit tatsächlich bleischwer über mich. Als hätten nur warme Füße gefehlt! Mit Mühe unterdrücke ich ein Gähnen. Eine Haarsträhne fällt ihm in die Augen. Ich streiche sie ihm aus der Stirn. Na ja, und wenn meine Hand schon mal da ist …
Meine Finger ertasten sein Gesicht und Alexander gefällt das. Ich spüre die Hitze seiner Haut. Langsam fahre ich den Schwung seiner Augenbrauen
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