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FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Sowade
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aufgenommen auf einem Benefizball, wo er gerade mit dem neuesten Überflieger am Startup-Himmel redet. Kein Zweifel: Er ist er!
    »Die Frau dort benutzt ihr Handy!«, kreischt es schon wieder in einer schmerzvollen Tonlage, dieses Mal drei Meter näher. Es folgt ein dunkles Räuspern und als ich aufschaue, sehe ich in die sehr wohlwollende und verständnisvolle Miene des Oberarztes. Er muss nichts sagen, ein Augenrollen genügt.
    »Schon gut«, seufze ich. »Sehen Sie, mausetot.« Ich schalte mein Handy in den Flugmodus und der Oberarzt geht, um sich um die wirklich wichtigen Dinge im Leben kümmern. Sein Frühstück.
    »Es ist aber immer noch an!«, tönt der Dutt neben mir.
    »Und Sie atmen noch!«, blaffe ich zurück. Sie holt gerade Luft, doch ich bin schneller: »Außerdem tragen Sie, werte Dame, eine Digitaluhr. Mit Batterie!« Ich lege eine empörte Kunstpause ein und sehe erste schmunzelnde Gesichter um uns herum. »Die ganze Zeit lesen Sie Ihr Buch! Auf einem eReader!« Ich schnappe noch entsetzter nach Luft. »Und … meine Güte …« Jetzt rasen meine Gedanken, um ihr ein drittes Pseudo-Vergehen an den Kopf zu knallen. Ich lächle. »… und Sie haben vorhin den Kaffeeautomaten benutzt! Was meinen Sie, wie der funktioniert? Mechanisch?!« Ich glotze sie an, als wäre sie bescheuert. Dabei lasse ich unerwähnt, dass die Plörre auch noch das Leid der Kaffeebauern vergrößert. Nochmal Luft geholt: »Dann muss ich Sie nämlich enttäuschen. Der bezieht echten Strom aus einer Steckdose!«
    Sie trollt sich wieder zu ihrem Platz und setzt sich steif wie ein Brett hin. Gespannte Ruhe herrscht im Wartebereich. Während meine Finger ein Sudoku nach dem anderen lösen, rotieren meine Gedanken um Alexander. Ich hatte ihn völlig unterschätzt. Und dafür, dass er so ein Überflieger ist, benimmt er sich ziemlich normal.
    »Frau Schneider?« Ein kleiner Mann in weißem Kittel erscheint und blättert auf seinem Klemmbrett herum.
    »Oh, ja! Hier!« Kaum habe ich mich gesetzt, da springe ich wieder hoch. »Ja! Hier!«, tönen mit mir zwei weitere Schneiders. So ist das eben bei einem Allerweltsnamen. Wir mustern uns finster und wenden uns mit erwartungsvollen Gesichtern an den Arzt.
    Der blättert seufzend weiter. »Die Frau Schneider, die zu Zimmermann gehört?«
    Gehören ist vielleicht zuviel des Guten, aber ich bleibe stehen.
    Ich werde mit einem Nicken bedacht, dann bellt er: »Mitkommen!«
    Aye, aye, Sir! Gerade so verkneife ich mir zu salutieren. Wir laufen in einem Affenzahn los, dass ich kaum Schritt halten kann. »Ihr Freund hat sich wahrscheinlich einfach nur den Magen verdorben. Wir warten aber noch auf die endgültigen Ergebnisse. Wissen Sie, was er zuletzt gegessen hat und vor allem, wo?« Ungeduldig trommelt der Arzt mit einem Kugelschreiber auf die Patientenakte.
    In meinem Kopf spule ich die letzten Stunden rückwärts. Dank der Berlinale existiert dort ein ziemlich großer Alexander-Filmriss. Da ich von all dem Gerenne etwas kurzatmig bin, schüttle ich den Kopf.
    »Schon gut.« Das Piepsen seines Pagers lenkt ihn ab. »Wenn es Ihnen wieder einfällt, geben Sie mir bitte umgehend Bescheid.«
    »Natürlich.« Ich bin schließlich Miss Energy und eine Koryphäe des investigativem Investigativtums.
    Leise betrete ich den sterilen Raum. Der Geruch von Desinfektionsmittel und Bodenreiniger hängt schwer in der Luft. Alexander liegt in einem Zwei-Bett-Zimmer. Der andere Platz ist leer. Seine Augen sind geschlossen und seine Brille liegt auf der Ablage neben ihm. Er sieht nicht mehr grün, aber beinahe so weiß wie das Kopfkissen aus. Ich schließe die Tür hinter mir, stelle seine Sachen ab und verschränke unschlüssig immer wieder meine Finger.
    »Starrst du mich an, Elizabeth?« Alexander hat immer noch seine Augen geschlossen, aber er hat eindeutig gesprochen.
    »Nicht doch!« Ich trete weiter auf der Stelle. »Woher weißt du, dass ich es bin?«
    Alexander lächelt, antwortet aber nicht und ich nutze den Moment, um kurz an meinen Achseln zu schnuppern. Ich rieche eigentlich ganz frisch.
    Ich räuspere mich. »Wusstest du, dass die Verweildauer von Patienten in Krankenhäusern von Jahr zu Jahr abnimmt und sie jetzt bei etwa acht Tagen liegt?«
    »Elizabeth!« Alexander klingt so, als wollte er sagen: natürlich!
    »Okay …« Ich überlege in Windeseile weiter. »Und wusstest du, dass Krokodile Steine futtern, um tiefer tauchen zu können?« Er schweigt. »Ich meine, überleg mal, Alexander, Steine!«

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