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FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Sowade
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ich aufstehe und Abstand zwischen uns bringe. Es muss ein Spiel sein, aber es macht keinen Spaß. Wenn Alexander nicht standhaft bleibt, kann ich es auch nicht.
    Ungläubig berühre ich die Stelle, an die gerade noch seine Lippen gepresst waren. Allein bei der Erinnerung richten sich die Härchen in meinem Nacken auf. Ich fluche und schimpfe und weil ich all das nicht laut aussprechen kann, futtere ich alles Weitere in mich hinein, was Mama noch mitgebracht hat, angefangen beim Zwieback für Alexander. Klassische Übersprunghandlung, würde meine beste Freundin als angehende Psychologin diagnostizieren.
    Selbst nachdem ich mir die Zähne geputzt habe, um einem neuen Kariesdesaster vorzubeugen, ignoriere ich Alexander. Ich weiß, dass er mich beobachtet, so wie er es schon seit dem ersten Tag unserer Begegnung macht. Aber ich kann ihm nicht in die Augen schauen. Wer weiß, was ich dort entdecke? Gehen kommt jedoch auch nicht infrage.
    Im Licht der Nachttischlampe lege ich mich hin und starre hellwach die Decke an. Vor lauter Langeweile gebe ich Roman Bescheid, was passiert ist und obwohl es in China gerade tiefste Nacht ist, antwortet er und wir schreiben uns eine halbe Stunde jede Menge Süßholzgeraspel hin und her. Dann bestehe ich darauf, dass er endlich schlafen geht und meine Gedanken stürzen sich wieder auf das, was sie wirklich interessiert.
    Ich höre den Mann, der mich gerade geküsst hat, keine zwei Meter entfernt mit seiner Decke rascheln. Ich höre seinen Atem, der eben noch über meine Haut gestrichen ist und wie er nun in den Raum strömt und sich dort mit meinem Atem vermischt. Wie bekomme ich Alexander aus meinem Kopf und Roman hinein? Ich dachte, ich wäre erwachsen. Aber ich fühle mich mehr wie ein Teenager, der in seinem Gefühlschaos keine Ordnung schaffen kann und obendrein den festen Freund mit dem besten Freund betrogen hat. Mit dreizehn zählten Küsse dieser Art nämlich eindeutig dazu. Ich seufze lautstark.
    Alexander räuspert sich. »Das erste Mal hab ich Roman vor acht Jahren kennengelernt.«
    Ich will und werde meinem Bodyguard nicht zuhören. Ich starre weiter die Decke an. Lalalalala …
    »Vladimir war noch nicht so berühmt und durch Fehler der Produktionsfirma drohte das ganze Projekt zu scheitern. Er selbst durfte sein Vermögen nicht einbringen. Das hätte zu einem riesigen Skandal geführt: der megareiche Ölbaron und Kopf von Russian Powers ein Schauspieler? Niemals! Also hat sich Roman über drei Ecken an mich gewandt, um die Budgets zu überprüfen und weitere Geldgeber aufzutreiben.«
    »Ich hör dich nicht!«, verkünde ich kindisch.
    Alexander schmunzelt und macht erst recht weiter: »Ich war damals noch Student und fand das Filmleben ganz schön aufregend. Wir stellten Vladimirs Erstling Natürlich Bond auf die Beine und der Rest ist Geschichte.«
    Lalalalala … Ich starre weiter die Zimmerdecke an. Ziemlich unspannend. Alexander hätte ich niemals mit dieser Schickimicki-Welt in Verbindung gebracht, kein Wunder, dass er auf die Berlinale wollte. Noch mehr überrascht mich, dass der Typ im Krankenbett neben mir wahrscheinlich den Grundstein für Vladimirs Schauspielkarriere gelegt hat. Und am meisten, dass Vladimir ihn schon so lange kennt.
    »Weitere Projekte folgten und Roman ließ mich jedes Mal machen, egal, wie verrückt die Finanzierungsmethode auch war.« Er schwelgt in Erinnerungen. »Letztlich hab ich diesen Jahren zu verdanken, wer ich heute bin. Ich konnte so vieles ausprobieren und hab Leute kennengelernt, an die ich normalerweise nicht so leicht herangekommen wäre.«
    Lalalalala … Warum fühlt sich Alexander plötzlich verpflichtet, mir all das zu erzählen? Wer er heute ist, verrät er mir ja doch nicht.
    »Du bist noch wach, Elizabeth?«
    Ich schließe demonstrativ meine Augen.
    »Du wolltest mehr von meiner Vergangenheit wissen. Also …«
    Was auch immer er zu erzählen hat, es muss wichtig für ihn sein, denn er macht keinen Rückzieher.
    »Beinahe drei Jahre ging das so weiter. Bis wir bei einem Filmprojekt, Fluch der Südsee , plötzlich Bestechungsgelder zahlen sollten. Das sprengte leider nicht nur jeglichen finanziellen Rahmen, es war einfach nicht richtig.« Er holt einmal tief Luft. »Natürlich hab ich mich geweigert. Meine Familie kommt aus der Schweiz, wir lieben unsere Freiheit und Unabhängigkeit und lassen uns nicht gerne sagen, was wir tun sollen.«
    Meine Rede! Wer tut das schon? Ich will immer noch kindisch weghören, aber

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