FebruarNachtsTraum
werden. Grubenlampen werden aufgestellt und Taschenlampen schwenken durch unsere Höhle und blenden mich immer wieder. Sekunden später trennt mich jemand von Jan und legt mir eine Decke über die Schultern.
»Bist du schwer verletzt?«
Nein, eher total ausgepowert und durchgefroren. Und irgendwie auch gerade im Gehirn etwas eingerostet.
»Sag bloß, du schläfst mit offenen Augen?«
Hände tasten vorsichtig meinen Kopf ab, dann meinen Nacken. Meine Hose ist an den Knien aufgerissen und ich ziehe scharf die Luft ein. Die Prozedur stoppt.
»Elizabeth!«
Der Tonfall macht mich wach.»Was machst du denn hier Alexander? Du hast doch frei?« Er sieht fürchterlich aus und eine fette Sorgenfalte überzieht seine Stirne.
»Na, auf dich aufpassen.«
»Aber Roman hat dir doch frei gegeben.«
Alexander schnaubt. »Ja, am einzigen Tag, an dem du mich wirklich mal brauchst. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich die Sensation nur im Fernsehen verfolge!«
Tatsächlich, das Desaster ist bereits in den Nachrichten. »Woher wusstest du, dass ich betroffen bin?« Ich drehe meinen Kopf und bin überrascht, dass seine Augen immer wieder über mich gleiten, als würden sie genau verfolgen, wie sich jede einzelne meiner Schrammen entwickelt.
»Ich wusste doch, wohin ihr heute fahrt. Außerdem warst du nicht auf dem Handy erreichbar. Also: Kannst du aufstehen?«
Ich nicke und lasse mir hoch helfen. Meine Knie sind mächtig weich und schlottern, außerdem brennen die Schürfwunden. Und mein Kreislauf macht schlapp.
»Langsam!« Alexander packt mich und hebt mich einfach so hoch, als würde ich nichts wiegen. Dabei hätte ich ihn gar nicht für so stark eingeschätzt.
»Und Jan?« Ich hab gar nicht mitbekommen, dass sich jemand um ihn kümmert.
»Wird auch gleich geborgen.«
Alexander trägt mich zu einer der herabgelassenen Tragen, schnallt sich mit mir dran fest und dann werden wir an die Oberfläche gezogen. Sofort stürzt sich ein Rettungssanitäter auf mich, der unter den kritischen Augen meines Bodyguards meine Verletzungen überprüft.
Zwei Herren in dunklen Anzügen nähern sich uns. »Wir danken Ihnen für Ihre Hilfe! Sie hören von uns.« Dann gehen sie.
Mich haben sie nicht gemeint. Ich starre Alexander an. Hat er tatsächlich die Rettungsaktion überhaupt erst eingeleitet? »Du weißt schon, dass dir jetzt ein paar ganz hohe Tiere einen Gefallen schuldig sind?«
»Ein netter Nebeneffekt. Hauptsache, dir geht es gut.«
»Ja, den Umständen entsprechend.« Einige Herren unserer Gruppe werden mit Blaulicht, Tatütata und einer Eskorte aus dunklen Wagen ins Krankenhaus abtransportiert. Ich bekomme nur Pflaster, Mullbinden und eine dickere Jacke. Und Alexander weicht mir nicht von der Seite. Selbst als Jan auftaucht.
Auch mein Handy hat wieder Empfang und ich sehe die erfolglosen Anrufversuche von Alexander und lese die neue Nachricht von Roman. Happy Valentinstag ♥!
Wie süß! Die wenigen Worte heitern mich auf und geben mir neue Kraft. Dir auch , schreibe ich umgehend zurück und verschicke ebenfalls ein dickes, rotes Herz. Alles wird gut. Mit Roman und mit der Welt und überhaupt. Man darf die Hoffnung nie aufgeben. Ich hatte es beinahe vergessen, aber ich bin ja in meinem Kampf nicht alleine.
Wie gefällt dir meine Überraschung? Mister Right meldet sich nur Sekunden später zurück, als hätte er auf eine Nachricht von mir gelauert.
Ganz toll , improvisiere ich. Ich drehe mich einmal um die eigene Achse und starre in einen wuselnden Haufen Helfer und in ein Chaos aus Blaulicht, Blitzlicht und Schaulustigen. Davon kann ich ihm nichts schreiben.
Plötzlich habe ich es eilig nach Hause zu kommen. Nur eine Sache muss ich davor noch erledigen: alternative Energiequellen gut dastehen zu lassen. So ein Erdbeben mit anschließendem Erdrutsch und monströsem Medienaufgebot passiert einem schließlich nicht alle naselang und man muss seine Chancen nutzen.
»Also, ich weiß nicht, ob es das Klügste ist, dass …«
Ich werfe Jan einen müden, aber wirksamen Blick zu. Alexander holt ebenfalls Luft. Dann zuckt er mit den Schultern, seufzt, rückt mein Outfit zurecht und schiebt mich Richtung Reportermeute.
Als Elizabeth Schneider alias Miss Energy werde ich sofort erkannt. Alle TV-Sender reißen sich um ein Statement von mir. Und Action!
Ich positioniere mich mit dem Rücken zum Chaos, setze ein seriöses Gesicht auf und frage in die Kamera: »Wollen wir wirklich, dass so das Deutschland aussieht, das wir unseren
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