FebruarNachtsTraum
bleibe ich in der Küche stehen und atme tief den leckeren Asiageruch ein.
»Ich musste es nochmal warm machen. Ich dachte, du freust dich.«
»Ich? Mich? Freuen? Du spinnst wohl!« In Rekordzeit nehme ich am Tisch Platz, wobei ich beinahe mit meinen Latschen auf den Fliesen ausrutsche. »Alles meins?« Ich entdecke zarte Ente, die Alexander gerade noch einmal in der Mikrowelle aufgewärmt hat, asiatisches Gemüse, Reis und Bratnudeln, Hühnchen und dazu Erdnusssoße. Warum was Kleines essen, wenn groß gedeckt ist?
»Naja. Unseres.«
»Komm, komm! Setz dich!« Aufgeregt winke ich Alexander an den Tisch, um das Abendmahl zu teilen und mansche bereits Reiskörner in die Soße.
Alexander nimmt mir gegenüber Platz, isst aber weit weniger. »Du hattest wohl wirklich Hunger, was?«
»Mmh.« Meine schlanke Linie ist mir in dem Augenblick völlig schnuppe. Die Sachen schmecken köstlich, sind warm und duften göttlich. Und wenn ich daran denke, dass Roman sowas Gutes jeden Tag bekommt, könnte ich platzen vor Neid.
»Es gibt noch Nachtisch. Oder passt der nicht mehr rein?«
»Wir werden sehen.« Einigermaßen zivilisiert tupfe ich mir mit einer Papierserviette die Mundwinkel ab, unterdrücke ein Bäuerchen und starre neugierig auf eine kleine Box, die Alexander aus einem schnöden Einkaufsbeutel soeben hervorgezaubert hat. Sie ist knallrot und mit einer pinkfarbenen Schleife verziert.
»Eigentlich müsste ich ja sagen, dass der Valentinstag an der Schachtel Schuld ist, aber dann war es doch zum Valentinstag gedacht. Der ist jetzt aber schon wieder vorbei und damit ist es wohl letztlich nur Nachtisch. Hier!« Alexander schiebt mir die Schachtel herüber.
»Du stammelst«, stelle ich gerührt fest und wieder kribbelt mein Bauch.
»Ich weiß. Wirst du mich jetzt bis ans Ende meines Lebens damit aufziehen?«
»Wenn ich dich da noch kenne, ganz sicher.« Gebannt hebe ich den Deckel der Schachtel und eine zarte Schokoaromawolke kommt mir entgegen geflogen. Njam, njam, njam.
»Für den Anblick stammle ich gerne.« Alexander lehnt sich zurück und grinst zufrieden von einem Ohr zum anderen.
»Ihr Männer habt ja keine Ahnung, was gut ist!« Es ist nur so eine Redensart. Als ich zu Alexander schaue, bin ich mir nicht mehr so sicher. Dieser Typ weiß es vielleicht doch.
Mittlerweile ist es zwei Uhr nachts, wir sitzen in meiner Küche, draußen herrscht tiefste Nacht und es schneit wieder. Die Sonne geht erst in fünf bis sechs Stunden auf und ich bin unglaublich glücklich. Dann lasse ich mir den ersten Bissen auf der Zunge zergehen.
»Darf ich auch mal probieren?«, fragt Alexander zögerlich.
Wie bitte?! Ich funkle ihn empört an. Mich hat noch nie in meinem Leben jemand gefragt, ob er etwas von meinem Essen abhaben kann. Geschenkt ist geschenkt.
Alexanders Gabel schwebt schon in der Luft, doch weicht nun zurück. Einerseits findet er die Situation megakomisch, andererseits will er immer noch kosten. Wahrscheinlich um sicherzugehen, dass ich ihn nicht auf den Arm nehme und der Kuchen wirklich lecker schmeckt.
»Na gut. Ich bin ja auch schon ganz schön satt.« Ich schiebe die Box in die Tischmitte und nun putzen wir das Stück gemeinsam weg. Allerdings nicht im Akkord, wie ich vermutet hätte, sondern sehr solidarisch. Ich nehme etwas und esse. Alexander teilt einen Happen ab und isst. Dann bin ich wieder dran. Besser ich verschweige Alexander, dass er der erste Mensch auf Erden ist, der etwas von meinem Kuchen abbekommt.
»Großartig!« Genüsslich lecke ich mir die letzten Schokoreste aus den Zahnzwischenräumen. »Dann rolle ich mich mal zum Zähneputzen und dann ins Bett. Danke dir.«
Fünf Minuten später schlafe ich jedoch nicht, sondern hole noch einmal mein Handy heraus und schreibe Katharina. Sag mal, meinst du deine Hypnose wirkt immer noch?
Wie geplant, vermisse ich Roman nicht. Aber mein Bauch drückt und kribbelt merkwürdig und beruhigt sich nicht, sondern schlägt einen Purzelbaum nach dem anderen. Und das liegt nicht am vielen Essen.
Keine Minute später habe ich meine Antwort: Ganz sicher. Wieso fragst du? Zweifelst du an meinen Kräften?
Wie gut, dass Katharina noch wach ist. Ich klemme mir das Kissen in den Rücken. Nein, nein, ich vertraue dir, Kathi. Es ging mir nie besser.
Den Eindruck hatte ich bei deinem TV-Auftritt auch. Mach dir keine Sorgen. Sobald Roman auftaucht, wird alles gut.
Erneut kann ich mir bei so viel Romantik ein Seufzen nicht verkneifen.
Du musst nur jemanden
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