FebruarNachtsTraum
kleinen Regentanz.
»Du kannst einen Mann wirklich auf die Probe stellen, weißt du das?«
Sein Tonfall ist nett, doch seine Worte treffen mich. »So schlimm bin ich nicht.«
Alexander überlässt die Tofusticks kurz sich selbst, um sich mit klugen, grünen Augen auf mich zu konzentrieren. »Nein, bist du nicht, Elizabeth.« Er holt tief Luft. »Aber man muss schon supermanmäßig sein, um bei deinen Launen mitzuhalten.«
Mir kribbelt ganz komisch die Haut und meine Finger spielen mittlerweile Luftpiano. »Ich bin nicht launenhaft!«
Lachend wendet Alexander den Tofu in der Pfanne. »Doch, bist du, Elizabeth. Und ich finde das ehrlich gesagt erfrischend.«
»Warum sollte es Roman nicht auch so gehen?« Mit verschränkten Armen beobachte ich die Kochkünste meines Bodyguards. Leckeres Essensaroma verbreitet sich in meiner Küche und mir läuft das Wasser im Mund zusammen.
»Nicht sabbern!« Alexander scheucht mich vom Herd weg, drückt sich aber nicht vor einer Antwort. »Er ist anders.«
»Anders.« Mein Kopf kaut auf dem Wort herum.
»Hier, probier mal!« Ich bekomme ein Salatblatt mit Dressing gereicht und nicke schmatzend. »Weißt du, du benimmst dich eher wie ein Single, der rein zufällig in eine Beziehung gerutscht ist. Roman dagegen sieht in dir die Frau fürs Leben.« Beinahe brennt der Tofu an und Alexander wendet schnell die Stücke. »Bis ans Ende eurer Tage, Elizabeth. Zusammenhalt. Sicherheit. Vertrauen. Verlässlichkeit.« Er stockt. »Ein gemeinsames Ziel.«
»Das klingt bei dir wie etwas Schlechtes.« Ich decke den Tisch ein und setze mich. Wer sagt denn, dass ich das nicht mit Roman will?
»Das ist es nicht. Aber man muss dafür bereit sein … mal ehrlich, Elizabeth, wie lange liegt deine letzte Beziehung zurück?« Alexander stellt den Herd aus, richtet das Essen an und setzt sich zu mir.
»Definiere mal richtig«, wage ich mich vorsichtig an das Thema heran. Hatte ich schon erwähnt, dass ich noch nie jemanden meinen Eltern vorgestellt habe? Bis Roman aufgetaucht war. Davor gab es kurze Bekanntschaften, manchmal nur eine Nacht.
Alexander seufzt und sucht nach geeigneten Worten, um zu definieren, was eine Beziehung ausmacht. Er spricht von den guten und den schlechten Zeiten, dem Kribbeln im Bauch, das zwei Menschen verbindet und nennt es Leidenschaft. Und er redet von gegenseitigem Respekt und dass das auch heißt, den anderen so anzunehmen, wie er ist, und ihn zu unterstützen, der Mensch zu sein, der er sein will. »Du weißt sehr gut, was ich meine, Elizabeth, sonst würdest du nicht so schauen. Also?«
Will er wirklich wissen, wann ich das alles zuletzt hatte? Jetzt und hier.
»Ich hab keinen Appetit mehr.« Das habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gesagt, aber es ist wahr. Beim Aufstehen schrammt der Stuhl über die Fliesen. Ich stelle meinen Teller in die Spüle und schalte den Fernseher an, um zu verbergen, wie aufgeregt ich bin, und wie es mich aufregt, dass es mich aufregt.
»Und jetzt benimmst du dich obendrein wie ein bockiges Kind, das Konflikten ausweicht, statt wie eine erwachsene Frau, die sie löst und ausdiskutiert.« Alexander hat aufgegessen, sein Geschirr ebenfalls weggestellt und lässt sich neben mir aufs Sofa fallen.
»Mir wäre es lieb, wenn ich hier alleine sein könnte«, schmolle ich und rücke gekränkt einen halben Meter beiseite. Wie kann er mir eine Beziehung nicht zutrauen, wo wir genau genommen gerade eine führen?
Alexander bleibt sitzen.
»Rede ich Chinesisch?« Mist, jetzt heule ich gleich. »Was ist denn daran nicht zu verstehen, Alexander? Ich führe eine Beziehung mit Mister Right, ob du es nun glaubst oder nicht.«
»Manchmal trifft man Menschen zur falschen Zeit.« Seine Worte sind nur ein Flüstern und eher an sich selbst als an mich gerichtet. Hätte er sie nicht ganz für sich behalten können?
»Blödsinn!« Ich presse meine Lippen bebend aufeinander, schließe die Augen und halte mir die Ohren zu. Ich bin wie die Figur der drei Affen und will nichts Böses sagen, nichts Böses sehen und nichts Böses hören. Vogel-Strauß-Taktik par excellence. Denn ich will nicht wahrhaben, was Alexander mir versucht zu sagen. Je lauter mein Geschrei, desto wahrscheinlicher, dass ein wunder Punkt getroffen ist.
»Was kann die Zeit dafür? Wir Menschen bestimmen, was daran gut oder schlecht ist. So sehe ich das, Alexander. Meine Mama ist megaglücklich, mein Papa ist glücklich, sogar meine Freunde finden Roman nett und freuen sich für mich.
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