FebruarNachtsTraum
Vampire, Supermans und Elefanten und Prinzessinnen und Schwäne und wir sind mitten im Getümmel und mischen die Menge auf.
»Ich dachte, du tanzt nicht gerne!«
»Kommt auf die Umstände an.« Frech küsse ich Zorros Nasenspitze und drehe mich verspielt. Er fängt mich wieder ein, zieht mich zu sich, zupft an meiner etwas windschiefen Perücke und seine Fingerspitzen fahren über meinen Hals, dass ich schlucken muss.
»Jetzt, wo ich weiß, wonach deine Lippen schmecken …«
Ich ziehe amüsiert meine Augenbraue hoch. »Was dann?«
»… da frage ich mich, wie diese Stelle dort schmeckt.« Sein Finger wandert zu meinem Ohrläppchen und zieht dahinter kleine Kreise. Dann folgt sein warmer, feuchter Mund.
»Oh … ist das Bier?« Alexander nuckelt lächelnd weiter. »Und jetzt schmecke ich Elizabeth.« Er beißt mich sanft.
Ich japse nach Luft und erinnere mich daran, dass mir Kölsch aufs Kleid gekippt wurde. Gänsehaut überzieht wohlig meinen Nacken. Doch nun, wo ich weiß, wer hinter der Maske steckt, stoppe ich ihn sanft mit der Hand.
»Soll ich aufhören?« Zorro beugt sich im Tanz zu mir und ich lehne meinen Kopf an seine Schulter. Eine Horde Panzerknacker wirft Konfetti und die bunten Papierschnipsel segeln auf uns nieder.
»Nein … ja … warum bist du nur gekommen?« Buntes Licht gleitet immer wieder über uns, als stünden wir unter einem Regenbogen.
»Weil du vergessen hast, die Kaffeemaschine auszumachen und ich mir dachte, das sollte ich dir sofort auf die Nase binden.« Da ist er, der Scherz, der den schlechten Seiten des Lebens versucht, etwas Gutes abzutrotzen.
Wollte er also zu mir? Zorros Finger streift über meine Wange und mir entweicht ein holpriger Schluchzer. Jede Berührung ist die erste und zugleich die Letzte. Ich will so viel sagen, aber habe ich keine Worte. Ich wollte Roman nicht betrügen. Er bedeutet mir etwas. Und für einen Moment im Januar, eigentlich zu kurz, um von Liebe zu reden, hatte ich gedacht, er wäre mein Mister Right. Und nun stehe ich hier mit jemand anderem, mein Herz rast aufgeregt und jede Pore meines Körpers verrät mich.
»So hatte ich mir den Abend nicht ausgemalt, Elizabeth.« Kuss auf die Schläfe. »Ich wollte dir nur zur Sicherheit hinterher spionieren.« Kuss auf die Stirn. Kein Böses Wort von mir. »Und dann stehst du dort, die schönste Frau weit und breit, inmitten dieser Verrückten und mit diesem Grübeln auf der Stirn.« Kuss auf die Nasenspitze. »Ich wollte dich überraschen.« Kuss auf die Wange. »Es sollte ein Scherz sein.« Zärtlicher Kuss aufs Kinn. »Ich wollte, dass du lachst und ausgelassen bist, wie all die anderen. Und dann sagtest du 'Roman' und …«
»Pscht!« Ich lege Zorro den Finger auf seine Lippen, ein erstes Mal, ein letztes Mal. Bewusst lasse ich Alexander mit Worten im Zweifel, ob mein Kuss ihm oder Roman gegolten hat. Mein Herz hat bereits entschieden, doch mein Verstand tobt in meinem Kopf und lässt einen glücklichen Moment mit Roman nach dem anderen aufblitzen, um mein Gefühl zu sabotieren.
Und dann ist die Zeit abgelaufen. Der Abend ist zur Nacht geworden und wir wissen beide, dass es keine Wiederholung geben wird. Alles war nur ein Traum, ein Ausrutscher, dem Moment und den Masken geschuldet.
»Kaffee?«, fragt Zorro.
Ich nicke und löse mich zögernd von ihm. Dass man ein ganzes Lied braucht, um jemanden loszulassen!
Dann gehen wir auseinander. Zorro dreht sich nicht mehr um. So plötzlich wie er aufgetaucht ist, verschwindet er wieder und der Kaffee war nur eine Ausrede, um alles nicht noch komplizierter zu machen.
Was für ein Desaster! Sein Geruch klebt auf meiner Haut und ich möchte mich nie wieder waschen, um die einzige Erinnerung an diesen Abend nicht zu verlieren. Mein Herz pocht immer noch hart in meiner Brust und mir schwirrt der Kopf.
Benommen renne ich in eine schwankende und schunkelnde Katharina. Mir ist nicht mehr nach feiern. »Ich fahre nach Hause. Kommst du mit?« Ich packe sie, aber sie sträubt sich.
»Hast du getrunken?«, will sie wissen, als sei ich es, die nicht mehr bei Sinnen ist.
»Du offensichtlich.«
Katharinas Fahne liegt schwer in der Luft und alkoholisiert mich ebenfalls.
»Lass uns bitte gehen!«
Auf wackligen Beinen mustert mich Katharina und versucht, klarer zu denken. Sie erkennt, dass nicht sie sich die ganze Zeit dreht, sondern dass es sich um den Boden unter ihren Füßen handelt und sie genug hat. »Einverstanden.«
Wir schließen uns einer Polonaise an,
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