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Feder im Sturm: Meine Kindheit in China (German Edition)

Feder im Sturm: Meine Kindheit in China (German Edition)

Titel: Feder im Sturm: Meine Kindheit in China (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Wu
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Meter, obendrauf saß ein steiles Dach. Zur Straße hin und auf der Rückseite waren acht hohe, schmale Buntglasfenster eingelassen, wobei man auf der einen Seite den unteren Teil entfernt und stattdessen acht Türen eingesetzt hatte. Jede dieser Türen führte zu einer Wohnung.
    Uns war Wohnung Nummer  2 zugeteilt worden. Papa stieß die Tür auf, und wir gingen mit ihm hinein. Die Wohnungen waren mit gut einem Meter hohen, schiefen Ziegelmauern, über die man Schilfmatten gespannt hatte, voneinander abgetrennt. Und auch von den dicken Deckenbalken in fast fünf Metern Höhe hingen Schilfmatten, um den einzelnen Familien etwas Privatsphäre zu geben.
    »Unglaublich«, murmelte Mama und schritt das Zimmer ab. Ihre Stimme hallte im Gebäude wider. »Kein Zweifel, Gott wacht über uns.«
    »Und hört jeden Laut, den wir hier von uns geben«, ergänzte Papa, während er zu der hohen Decke hinaufblickte.
    Das Licht, das oben durch das Mosaik der Buntglasscheiben fiel, war atemberaubend und tönte die Ziegelwand an manchen Stellen blau, rot und grün. Als ich meinen Arm in einen Lichtstrahl hielt, färbte sich meine schmutzige weiße Bluse smaragdgrün. Ich fuhr mit der Hand darüber. »Mir gefällt es hier«, sagte ich.
    »Kommt, wir bringen unsere Sachen rein«, sagte Mama. »Wir sind zu Hause.«

Bildteil
    Mein Vater (ganz links) mit Schulfreunden, aufgenommen 1932 in einem Fotostudio in Yangzhou.
    1956 in Tianjin: Meine Mutter steht in der Mitte, links von ihr meine Großtante mütterlicherseits, rechts von ihr meine Großmama mütterlicherseits; in der Mitte sitzt – mit gebundenen Füßen – meine 102  Jahre alte Urgroßmutter mütterlicherseits; auf ihrem Schoß mein älterer Bruder Yiding, links von ihm mein Cousin.
    Mama mit mir auf dem Arm, links von ihr meine Großmama mütterlicherseits, rechts Jiang Zhongjie, die Mutter meines Vaters. Das Bild wurde 1958 in einem Fotostudio in Peking aufgenommen, um es meinem Vater ins Gefängnis zu schicken.
    Mein knapp drei Jahre alter Bruder Yiding und ich mit fünf Monaten im November 1958 in Peking. Es war das letzte Foto, bevor wir mit Mama nach Hefei zogen.
    Yiding und ich 1960 in Tianjin, kurz bevor Mama mich in die Obhut ihrer Mutter gab.
    Kurz vor Beginn der Kulturrevolution 1965 auf dem Sportplatz in Hefei, wo später die Professoren öffentlich angeklagt wurden. Vorne mit der Mütze mein jüngerer Bruder Yicun, links von ihm Yiding. Ich bin halb verdeckt im Hintergrund sichtbar.
    Mit meinen Brüdern 1966 in Hefei. Das Foto entstand wenige Tage nachdem mir der Soldat der Volksbefreiungsarmee die Mao-Plakette geschenkt hatte. Meine Bluse habe ich bis oben zugeknöpft, um die blauen Flecken von unserer Begegnung zu verbergen.
    Mein Vater, meine Brüder und ich posieren vor einer Fotostudiokulisse des Tiananmen-Platzes am chinesischen Neujahrstag 1970 in Wujiang, wo Papa im »Kuhstall« festgehalten wurde.
    1971 in Nanjing, wo Vater und ich Verwandte besuchten. Es ist das einzige Bild von ihm aus unserer Zeit in Gao.
    Die Mitglieder des Kommunistischen Jugendverbandes in der Abschlussklasse der Mittelschule in Gao, November 1973 . Ich bin in der vorderen Reihe links.
    Mit Yicun 1974 vor dem Lkw, der uns von Gao nach Wuhu gebracht hatte.
    Mit Xu Yuqing, Funktionärin des Kommunistischen Jugendverbandes ( KJV ), 1975 in der Fabrik in Wuhu. Wir tragen beide Plaketten der Roten Garden.
    Wäschewaschen vor der säkularisierten Kirche in Wuhu, wo wir 1976 mit sieben anderen Familien lebten. Wir teilten uns alle diesen einen Wasserhahn.
    Die KJV -Mitglieder der Oberschul-Abschlussklasse posieren am 21 . Januar 1976 vor der Fahne des Verbandes und der Losung: »Einst kämpften wir zusammen«. Ich bin in der zweiten Reihe die Zweite von rechts.
    Im Sommer 1976 , als ich im Bergland unterrichtete.
    Bergwandern im Regen, 1976 . Ich habe einen Stock dabei, um die zahlreichen Giftschlangen zu verscheuchen.
    1977 am Bund in Shanghai, einige Monate vor Beginn meines Studiums, als ich Urlaub vom Unterricht im Bergland hatte.
    Mein Studentenausweis der Anhui-Lehrerhochschule, die ich ab Februar 1978 besuchte. Das Zitat des Vorsitzenden Mao links neben dem Foto lautet: »Unser Kurs auf dem Gebiet des Bildungswesens muss gewährleisten, dass jeder, der eine Ausbildung erhält, sich moralisch, geistig und körperlich entwickelt und ein gebildeter Werktätiger mit sozialistischem Bewusstsein wird.«

Kapitel 46
    N achdem wir uns eingerichtet hatten, kochte Mama Reis, und wir aßen

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