Federleicht & Bittersüß: 9 Gay - Romanze Kurzgeschichten (German Edition)
diese Wahrnehmung spielte sich eher im Unterbewusstsein ab.
Die Wärme des unscheinbaren aber gerade unglaublich anziehenden Mannes vor ihm. Vorher war ihm alles andere als kalt gewesen, aber jetzt wurde es Chris heiß.
Das Gesicht, welches Chris morgen wohl schon nicht mehr würde beschreiben können, dass aber immer näher kam. Nur noch wenige Zentimeter trennten die beiden jungen Männer.
Ein leicht zu überbrückender Abstand, der die weichen, feuchten Rundungen voneinander fern hielt.
Die Augenlider seines Gegenübers senkten sich. Lange Wimpern warfen Schatten auf dessen Wangen, aber Chris hatte sehr wohl gespeichert, dass er sich diese Augen anscheinend auch noch mal näher ansehen musste. Auch nur Gedanken, die sich kurz, wie kleine elektrische Blitze, in sein Hirn bohrten.
Das Organ, welches gerade auf Minimalbetrieb arbeitete, sich nur auf Gefühl, Geruch und gleich auf Geschmack konzentrierte.
Sanft, kaum merklich berührten sich schließlich ihre Lippen. Chris konnte das satte Rot beinah schmecken, als sie der Druck verstärkten. Obwohl sie dicht voreinander standen berührten sich ihre Körper nicht. Die Münder aufeinander, schwer atmend, die Augen geschlossen. Dennoch brannte Chris innerlich. Sein Körper vibrierte vor unterdrückter Erregung. Kurz schnellte die Zungenspitze des Blonden über seine Unterlippe und Chris tat es ihm gleich. Ja, sie schmeckten so Rot, wie sie aussahen, so gut, wie er erhofft hatte.
Sie waren weich und der Besitzer dieser Lippen verstand es, aus einer einfachen Berührung etwas sehr Sinnliches zu machen.
Abrupt endete dieser Moment der Nähe. Wurde durch die lärmenden Freunde des Blonden zerstört.
"Hier steckst du Lukas! Komm schon, es geht weiter ...", brüllte einer der angetrunkenen jungen Männer direkt in dessen Ohr.
Lukas war also der Name des genialen Küssers. Erschrocken waren die beiden auseinander gefahren, mussten sich jetzt erst mal sammeln.
Entschuldigend lächelten die roten Lippen, blitzten die braunen Augen, in die Chris gern noch etwas länger hätte schauen wollen.
"Und? Haben sie dir geschmeckt?" Lukas wurde bereits an einem Arm von dem lauten Rüpel weitergezogen.
Fieberhaft überlegte Chris, wie er den Moment verlängern, den Geschmack noch einmal kosten und wie er sich diese Augen noch etwas näher anschauen konnte.
"Ich hätte gern noch etwas Nachschlag, wenn ich darf!" Er musste die Worte fast schreien, denn Lukas wurde immer weiter weggezogen.
Wie festgenagelt stand Chris da, während Lukas sich stetig mehr und mehr entfernte.
"Morgen, gleicher Ort, gleiche Zeit!", hörte er Lukas rufen und sah, wie sich der Mund zu einem Kuss formte, dann wurde er auch schon von der Menge verschluckt.
Chris stand da, der Lärm Drang wieder in sein Ohr, er spürte, wie er angerempelt wurde und fast glaubte er, diesen Moment der Nähe und Sinnlichkeit nur geträumt zu haben.
Wenn da nicht der Geschmack auf seinen Lippen gewesen wäre. Rot schmeckte es, sinnlich nach Lukas und nach "mehr" ...
Romeo, oh Romeo
Romeo, oh Romeo ich warte und verzehre mich nach dir!
Ich stehe hier ... harre auf deine Ankunft. Der Himmel erstrahlt stahlblau. Die Hitze flirrt und ist kaum zu ertragen. Fast 40 Grad im Schatten, aber hier, zwischen den Gebäuden, ist es kühl. Das türkise Wasser plätschert auf die steinernen Stufen. Alt sind sie, das Wasser hat sie rund gewaschen. Die Jahrhunderte gehen nicht spurlos an ihnen vorbei. Ebenso das eiserne, geschwungene Gitter, das stark verrostet ist. Kundiges Handwerk, unter großen Mühen erschaffen. Ganz Venedig ist alt und umgeben von einem ganz besonderen Zauber. Ich kann ihn spüren. Magie, die in der heißen Luft liegt.
Gleich wirst du kommen. Ich warte ... Auf deine Ankunft. Deine Gondel wird den schmalen Kanal hinunter gleiten.
Du wirst eine Maske tragen. Sie verbirgt dein Gesicht.
Vor fremden Blicken!
Aber ich kenne dein Gesicht. Ich kenne es genau. Jede Linie, einfach alles. Ich weiß, wie du die Lider senkst, wenn du mich lustverhangen anblickst. Ich kenne die Falten auf deiner Stirn, die erscheinen, wenn ich deine Härte in meinem Mund verschwinden lasse. Du kannst dich kaum von dem Anblick lösen, wenn ich mit der Zunge deine Spitze umrunde und in die kleine Öffnung stupse ...
Venedig, die Stadt der Liebe. Die Stadt der heimlichen Sehnsüchte. Diese Stadt, in der man die Geschichte spüren kann, lebendig spüren kann. An jeder Ecke, an jeder Treppe, von jedem der tausend Balkone weht sie einem entgegen.
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