Federleicht & Bittersüß: 9 Gay - Romanze Kurzgeschichten (German Edition)
Geschichte!
Wie passend sind da unsere Namen. Romeo und Julian!
Romeo, oh Romeo ...
Spürst du es auch? Der, der du in einen Umhang gehüllt auf dem Weg zu mir bist. Ich bin dein Geliebter!
Heimlich ist unsere Liebe nicht, aber hier, in dieser Stadt, ist sie frischer, aufregender und bedeutsamer.
Seit wir hier sind, du in einem Hotel und ich in einem anderen, erleben wir unsere Leidenschaft neu. Du kommst mich besuchen, stehst unter meinem Balkon, auf einer der zahlreichen kleinen und großen Treppen, die es hier gibt. Ein Labyrinth an Gängen, Hinterhöfen, Kanälen und alten steinernden Stufen.
Wer hier wohl den Weg seines Lebens gegangen ist? Wer lief gehetzt durch die Gassen? Wer war glücklich und wer eilte, von Heimlichkeit getrieben, in die Arme seines Geliebten?
Mein Bauch kribbelt vor Erwartung, schlägt Purzelbäume.
Ich weiche in den dunklen Gang zurück, verstecke mich. Deine Gondel naht. Atemlos lehne ich mich an die kühle Mauer. Ich genieße das Ziehen in meinem Unterleib. Meine Gedanken sind bei dir, deinen heißen Lippen, die mich gleich gierig küssen werden.
Sie werden fest auf meinen liegen. Deine Zunge wird sich einen Weg in meinen Mund suchen, ihn finden und hungrig erobern.
Geschickt lenkt der Gondoliere das dunkele Gefährt durch die schmale Wasserstraße. Schwarzes Holz mit feinen Schnitzarbeiten, goldenen Verzierungen. Man nimmt Platz auf ledernen Polstern. Ich schaue um die Ecke, sehe, wie du dich würdevoll erhebst. Dir gefällt deine Rolle des maskierten Edelmanns.
Prachtvoll ist deine Maske, geschmückt mit schlanken, schwarzen Federn. Nur dein sinnlicher Mund ist zu sehen. Du leckst dir über die Lippen. Der Gondoliere hilft dir an Land. Du kommst auf mich zu, streckst deine Hand nach mir aus. Ich lächele, drehe mich um und laufe vor dir davon, die schmale Gasse hinunter.
Meine Schritte hallen an den Wänden wieder. "Julian warte ...!", rufst du. Hinter der nächsten Ecke warte ich auf dich, will mich gerne finden lassen.
Du hast keine Eile, weißt, dass ich dich will, dass ich nur spiele. Ein aufregendes Spiel, dessen Ausgang offen ist.
Sicher ist nur, dass wir uns lieben werden. In der Stadt der Liebe!
In der Stadt, deren Zauber uns gefangen nimmt. Der Stadt, in der die Geschichte wie in keiner anderen weiter lebt.
"Romeo, oh Romeo war es die Nachtigall oder die Lerche, die hier ihr Lied ertönen lässt?"
Keine von beiden sah ich. Nur die Tauben sind all gegenwärtig hier.
Und sollt ich sterben, dann hier mit dir, doch lass uns leben und hungrig von der Liebe kosten, die hier, wie das Wasser, die Stadt umgibt.
Ende ...
Stille ...
Ich komme an diesen Ort, um die Stille zu genießen. Hier drinnen ist es kühl, angenehm kühl. Meine Gedanken werden geerdet. Ich kann mich auf das Wesentliche konzentrieren. Auf mich und auf das, was ich will.
Meine Schritte hallen laut von Decke und Wänden wieder, als ich mich auf die Kerzen zubewege.
Die Kerzen, die man anzündet, um an jemanden zu denken. Sie leuchten warm, spenden diese Wärme, die ich spüre, wenn sich meine Gedanken um dich drehen.
Ich werfe fünfzig Cent in den kleinen, hölzernen Kasten, nehme eine Kerze, zünde sie an den bereits brennenden an und befestige sie dann neben den Anderen.
Kurz bleibe ich stehen, lasse meine Blicke über die flackernden Flammen gleiten. Jede dieser Flammen brennt für einen anderen Menschen, einen der es wert ist, an ihn zu denken.
So wie ich in stiller Andacht an dich versinke. Du bist es wert.
Jeden Gedanken, den ich habe, bist du wert.
Hier drin fühle ich mich dir nah, obwohl ich nicht gläubig bin. In diesem Gebäude scheinst du mir näher zu sein, scheinen die Seelen leichter zu ihren lebenden Verbündeten zu finden. Du findest mich, wenn ich hier in die Stille komme, jedes Mal.
Du spendest mir Trost, wenn ich auf den hölzernen unbequemen Bänken sitze.
Die Engel schauen gütig auf mich hinab.
Sie hängen dort schon seit einer Ewigkeit.
Sicher findet man sie noch hier, wenn du nicht mehr alleine bist, weil meine Seele wieder auf deine trifft.
Dann verlässt sie den Käfig aus Fleisch und Blut, folgt dir in die Ewigkeit. Bis dahin komme ich ab und an hierher, in die Stille und höre dir zu, wie du mit mir redest.
Bis du dem Tod die Hand reichst ...
Dich zu lieben war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Miteinander alt werden? Vollkommen ausgeschlossen.
Zärtlich zueinander sein? Ein Ding der Unmöglichkeit.
Wir sehen uns jeden Tag, aber unsere Liebe ist
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