Fee und der Schlangenkrieger
Sonne auf, und Fee blickte sich um. Im Morgenlicht sah die Welt so frisch aus und so rein, und hier stand sie und beerdigte die Männer, die der Mann, den sie angeblich mal geliebt hatte, beim ersten Mal, dass sie ihn sah, getötet hatte.
Fee senkte den Kopf und lies die Tränen fließen.
Überfälle
Ning verbrachte jeden wachen Augenblick damit, mit Monal zu trainieren. Neben der Schwertkunst übte er sich im Ringen, im Umgang mit Fernwaffen und im Kampf vom Pferderücken aus. Ela saß in der Nähe der Brüder im Schatten und schien vollkommen zufrieden damit zu sein, ihnen zuzusehen. Für Fee wurden die Tag lang. Sie hätte auch gern kämpfen gelernt. Aber sie hatte Lenyal gesehen und verstanden, dass er für Ning, sein Dorf und nicht zuletzt für sie selbst tatsächlich eine Gefahr darstellte. Sie verstand, dass Ning so schnell wie möglich wieder fit werden musste, wenn er Lenyal irgendetwas entgegen setzen wollte, und dass niemand Zeit hatte, sie, eine blutige Anfängerin, die möglicherweise nicht das kleinste bisschen Talent besaß, zu unterrichten. Außerdem passte es ihr ganz gut, Ela aus dem Weg zu gehen. Sie wandte sich den Frauen des Dorfes zu und entdeckte entzückt, dass diese ebenfalls mit Waffen umgehen konnten: Slowen und ihre Freundinnen nahmen Fee mit auf die Jagd. Mit Steinschleudern und Pfeilen erlegten sie Hasen, Vögel, aber auch kleinere Rehe. Fee saß in ihrem Versteck und sah mit großen Augen zu. Ihr war klar, dass sie verhungern würde, wenn sie nicht bei den Sonnenmenschen wäre: sie würde nicht ein einziges Tier treffen, selbst wenn sie es schaffen würde nahe genug heranzuschleichen. Slowen stimmte zu, Fee im Fallenstellen und im Umgang mit Schleudern, Schlingen und Bogen zu unterrichten. In den ersten Tagen rettete sie Fee damit, denn Fee tanzte am Rande einer Krise. Abends war sie so erschöpft, dass sie schnell einschlief, doch morgens dauerte es oft lange, bis sie sich überwinden konnte aufzustehen. Sie befand sich in der Bronzezeit und konnte keinen Sinn darin erkennen. Am Anfang war es spannend gewesen, aber nun begann Fee zu realisieren, dass sie nicht wieder nach Hause kam, und sie hatte Angst und vermisste ihre Eltern. Ela schien zu glauben, ihre wahre Bestimmung gefunden zu haben. Sie warf sich in ihre Rolle als zurückgekehrte Bronzezeitprinzessin an Nings Seite, während sie selbst, Fee, irgendwie in der Luft hing. Ning, ob ihn das nun glücklich machte oder nicht, hatte sich für Ela entschieden, und Fee wusste nicht, was sie hier sollte. Wenn sie merkte, dass sich ihre Gedanken Lenyal, dem grausamen Krieger auf dem schwarzen Pferd zuwandten, überlief sie ein Schauer und sie verbot sich, an den Hass dieses Mannes zu denken. Es beschlich sie das Gefühl, dass ihrer Gegenwart in der Bronzezeit möglicherweise gar kein tieferer Sinn zugrunde lag. Doch Slowen lenkte sie von ihrem Brüten ab. Sie zeigte Fee nicht nur den Umgang mit Steinschleudern und Schlingen, sondern leitete sie auch an, ihre eigenen Waffen herzustellen. „Gar nicht unsinnig“, fand Schlotte, die sich den Unterrichtsstunden anschloss, „schließlich sitzen wir hier fest und sie müssen uns durchfüttern. Wahrscheinlich ist es in ihrem Interesse, wenn sie uns lehren, uns zu versorgen.“ Nach der Jagd jedoch, als Slowen Fee und Schlotte zeigen wollte, wie die Tiere auszunehmen waren, verabschiedete sich Schlotte. „Soweit bin ich noch nicht“, murmelte sie. Fee blickte auf den Hasen, den Slowen aufschnitt, auf das Blut und die schleimigen Organe, die zum Vorschein kamen, und verstand Schlottes Standpunkt, doch sie zwang sich zu bleiben. Nach ein paar Tagen hatte sie sich daran gewöhnt und lernte, wie die Organe entnommen, das Fleisch zerlegt, das Fell behandelt und zum Beispiel zu warmem Stiefelfutter verarbeitet wurde.
Aus Tagen wurden Wochen. Alani war begeistert, dass Fee soviel Zeit mit seiner Mutter verbrachte und steckte mit seiner Begeisterung seine Freunde an. Bald folgte eine Traube von Kindern Fee auf jedem Schritt, wenn sie auf ihren Streifzügen durchs Dorf war. Der einzige Bereich, wo sie nicht hindurfte, war die Bronzegießerei. Fee konnte es nachvollziehen. Auch wenn die meisten Dorfbewohner sie inzwischen kennengelernt hatten und vermutlich nicht mehr glaubten, dass sie die zurückgekehrte Gefährtin des Feindes war, sah sie nunmal aus wie die verdammte Ennaj. Wahrscheinlich wollte einfach niemand das Risiko eingehen, dass sie die Geheimnisse der Bronzeherstellung
Weitere Kostenlose Bücher