Fee und der Schlangenkrieger
zusammengefasst.
„Du hast die Sonnenbarken vergessen.“
„Ich würd’ mich gar nicht beschweren, wenn ich mal so ein Rasiermesser in die Hände kriegen würde, dann könnt ich mir die Beine rasieren.“
„Oh ja!“ Fee stimmte ihr aus tiefstem Herzen zu.
„Bald scheren wir“, erklärte Slowen, und Fee warf ihr einen misstrauischen Blick zu. Hatte Slowen heimlich deutsch gelernt? Außerdem waren ihre Beine stoppelig, aber von Scheren zu sprechen, war ein wenig unhöflich. Fand Fee. „Dann zeige ich euch, wie man spinnt“, fuhr Slowen fort, „Garn färbt, und webt. Wenn ihr geschickt seid, lehre ich euch die Perlenstickerei für die Festtagsgewänder.“
„Der Hammer“, kommentierte Schlotte, die ihre Toleranzgrenze erreicht hatte, „ich guck mal, ob ich nicht Ningdingelingklingbingeling irgendwo finde. Kann doch nicht sein, dass niemand weiß, wo dieser bescheuerte Nehr Keseke ist.“
Schlotte gab Ning die Schuld daran, dass sie in der Bronzezeit festsaß und war in ihrem Verhalten ihm gegenüber merklich kühler geworden. Fee sah ihr nach, wie sie zwischen den Häusern verschwand. Telfonal saß drüben bei den Greisinnen und beobachtete ebenfalls Schlottes Abgang. Fee fragte sich, ob er traurig war, dass Schlotte die Kleider nicht trug, die er für sie gemacht hatte. Slowen trug ein Kleid aus hellem Rehleder, das Fee genäht hatte. Es saß gut und sah neu und schön aus. Ihre eigene Kleidung war inzwischen relativ dreckig. Der Schmutz ging auch nicht mehr raus. Fee musste schmunzeln, als sie über Kleidung nachdachte. Ela trug ihre Bronzezeitkleidung stolz in der Gegend herum, Schlotte dagegen hätte sie am liebsten komplett abgelehnt, wenn es nicht so unhöflich gewesen wäre. Und sie, der niemand welche angeboten hatte, war die einzige, die lernte, wie sie sich ihre Kleidung selbst herstellte.
Die Sommersonnenwende kam und die Sonnenleute bereiteten ein großes Fest vor. Als es zu dämmern begann, zogen sie in einer langen Prozession aus dem Dorf heraus, den Hang hinab und durch den Wald. Schlotte und Fee gingen mit ihnen und erreichten schließlich die Kuppe eines nahegelegenen, langgezogenen Bergrückens. Auf dem Gipfel hatte man die Bäume gerodet. Ein Ring aus Erde war hier aufgeschüttet. Fee und Schlotte sahen sich an, bemüht, nicht laut zu lachen. Diesen Erdwall hatte Professor Knüttel ihnen im einundzwanzigsten Jahrhundert gezeigt – damals hatte er nur die ersten Suchschnitte ausgewertet und noch nicht genau gewusst, womit er es zu tun hatte und die Einfriedung für eisenzeitlich gehalten. Nun wussten sie, dass es einen bronzezeiltichen Vorgänger gab. „Was machen wir hier, Fee?“, presste Schlotte hervor.
„Wir stehen auf dem Mittelberg“, kicherte Fee, „ich lach mich tot.“
„Endlich ist mein Studium mal interessant. Feldforschung, du weißt schon.“
Udiske und die Priesterinnen und Priester riefen die Himmelsgötter an.
Fee bemühte sich, ernst zu bleiben.
„Schade, dass wir die Himmelsscheibe nicht haben“, flüsterte sie.
„Irgendwo hier muss Ka-Ching sie vergraben haben“, flüsterte Schlotte zurück, „sollen wir mal buddeln?“
„Au ja“, kicherte Fee, „lass uns die Himmelsscheibe ausgraben. Ich hab sowieso keine Lust mehr mich immerzu fragen zu müssen, ob ich irgendwelche Sachen machen darf, oder ob ich damit den Lauf der Geschichte ändere. Dann verstecken wir sie, und wenn wir wieder in der Gegenwart sind, finden
wir
sie wieder!“
„Und dann?“
„Verkaufen wir sie auf Ebay!“
Schlotte brach in Gelächter aus. Die Menschen um sie herum warfen ihnen böse Blicke zu. Die Sängerinnen hatten begonnen, die Lieder der Sommersonnenwende zu singen, die die Stärke und das Licht der Sonne rühmten, und sie sangen vom Rad des Jahres und vom Rad der Sonne und dem Segen, den die Himmelsgötter den Sonnenleuten, ihrem auserwählten Volk, spendeten.
„Und dann kommen
wir
in den Knast“, nahm Schlotte flüsternd den Faden wieder auf und spielte auf den Indiana Jones – Krimi an, der sich abgespielt hatte, bis die Himmelsscheibe endlich in Besitz des Landesmuseums in Sachsen-Anhalt gelangt war.
Entlang des Ringwalls entzündeten die Priesterinnen nun Fackeln.
„Dann halt nicht“, kicherte Fee und sah sich um, „ich hab noch 'ne gute Idee: lass uns ein Schild vergraben: ,Alienlandeplatz'.“
„Genau!“ Schlotte wischte sich Tränen aus den Augen. „Oder: ,Wir waren hier. Schöne Grüße an Herrn Knüttel. Schlotte und Fee'.“
„,P.S.:
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