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Fee und der Schlangenkrieger

Fee und der Schlangenkrieger

Titel: Fee und der Schlangenkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Foucher
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immer dichter und Fee erwartete jeden Augenblick Blitz und Donner, doch das Gewitter kam nicht. Stattdessen schrie Lenyal Ning wutentbrannt Beleidigungen entgegen.
    Fee verstand genug und erriet den Rest. Er warf ihm den Mord an seiner Frau vor, Feigheit und Ehrlosigkeit, da Ning geflohen war, und Feigheit und Schwäche, da er sich nun hinter einer Gruppe Krieger versteckte, anstatt sich ihm, Lenyal, zum Kampf zu stellen. Fee sah, dass Nings Gesicht vor Zorn verzerrt war, doch er antwortete nicht. Lenyal tobte und griff mit seinen Kriegern weiter an, doch die Pferde wurden umzingelt von lebenden Menschen und konnten sich nicht richtig bewegen. Jeder dieser lebenden Menschen war bewaffnet, griff nach den Schlangenkriegern und ihren Schwertern, und stellte eine Gefahr für Lenyal, den jeder Sonnenkrieger gern getötet hätte, dar. Der Krieger in schwarz gab schließlich ein Zeichen und die Reiter begannen sich aus der Menschenmenge zu schälen. Ela, die begriff, dass der Kampf für dieses Mal beendet war, verließ den Schutz der Dunkelheit unter dem Vordach und trat an das hölzerne Geländer. Lenyal schrie eine letzte Herausforderung und wendete sein Pferd. Seine Stimme brach unvermittelt ab, als er Ela sah. Ela erschrak, hob jedoch dann den Kopf und erwiderte Lenyals Blick. Fee sah ihn Ela anstarren, als hätte er einen Geist gesehen, was für ihn wahrscheinlich genau zutraf.
    Danach folgte das hasserfüllteste Wutgeheul, das Fee bis jetzt gehört hätte.
    „Wie ist das möglich!“, rief Lenyal. Fee verstand nicht jedes Wort aber genug, um sein Schreien zu interpretieren – sie glaubte, Spuren von Wahnsinn aus seiner Stimme herauszuhören. „Sie ist zurückgekehrt, während ich verlassen bin!“
    Fee stand reglos in der Dunkelheit und blickte durch den Türspalt.
    Das war er also, Lenyal, Nings Erzfeind. Sein Pferd stieg wieder. Lenyal streckte den Arm aus und deutete mit dem Schwert auf Ning. Sein schwarzes Haar umrahmte in nassen Strähnen sein Gesicht, das unbeweglich auf Ning fokussiert war.
    „Ich werde sie töten, Ning. Ich werde alle töten, die du liebst. Und am Ende, als allerletztes, werde ich dich töten, wenn du Glück hast.“
    Damit wandten sich die Schlangenkrieger um und gallopierten vom Dorfplatz. Ning sah ihm mit steinerner Miene nach. Die Sonnenkrieger ließen ihre Schwerter sinken. Die Anspannung wich. Man sah sich um, prüfte Verletzungen. Ning lief zum Langhaus und riss Ela in die Arme, küsste sie. Fee fand, dass es beinahe brutal wirkte. Sie schaute weg.
    Schlotte kam aus Slowens Haus. Sie trug noch immer die Kleider, die Telfonal ihr geschenkt hatte und ging vorsichtig über den Dorfplatz. Entsetzt schlug sie die Hände vor das Gesicht und Fee trat aus dem Haus, um zu sehen, was Schlotte gesehen hatte. Einige Menschen lagen unbeweglich am Boden. Es hatte Tote gegeben.
    Sie gingen zum Langhaus. Schlotte legte den Arm um Ela und sprach leise mit ihr, während Fee sich hilflos umsah. Ning und Monal schienen sich zu streiten. Von den Bruchstücken, die sie verstand, erriet Fee, dass Ning sich Vorwürfe machte, dass andere für ihn hatten kämpfen müssen, und dass seinetwegen Menschen gestorben waren.
    „Sonnenmenschen sind in den letzten Jahren immerzu gestorben“, erwiderte Monal ungerührt, „durch seine Hand. Wir können nur weiter üben.“
    Fee fühlte sich verloren. Dieser Mann, der mit nacktem Oberkörper im Regen stand und ein Schwert in der Hand hielt, der vor Publikum eine Frau küsste und Gefühle zeigte, das war nicht mehr Tom. Er hatte nichts mehr mit ihrem Dozenten, den sie in Bonn gekannt hatte zu tun. Das war ein Mann, den sie nicht kannte.
    „Und
ich
bin unwissenschaftlich“, stieß sie hervor und lachte freudlos.
    Ning wandte sich um und sah sie. Er kam zu ihr herüber.
    „Ich bin froh, dass du hineingegangen bist“, sagte er und blieb vor ihr stehen. Über seine Schulter hinweg konnte Fee Ela sehen, die mit Schlotte sprach und Fee nicht aus den Augen ließ, und zum ersten Mal hatte sie keine Lust, Ela zu provozieren. Ning berührte sie nicht.
    „Geht es dir gut?“, fragte er, „du siehst nicht gut aus.“
    „Wenn er mich gesehen hätte“, sagte Fee und dachte an den Mann auf dem schwarzen Pferd, der Ning das Schwert entgegen gestreckt und seinen Hass entgegen geschleudert hatte, und schauderte.
    Ning nickte. „Du hast gesehen, wie er reagiert hat, als er Ela gesehen hat. Ich will mir nicht vorstellen, was er getan hätte, wenn er dich gesehen hätte.

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