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Fee und der Schlangenkrieger

Fee und der Schlangenkrieger

Titel: Fee und der Schlangenkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Foucher
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Kleidungsstücke und etwas zu essen. Fee fragte sie nach einem Kamm, den Neni ihr bereitwillig gab. Seit sie in der Bronzezeit war hatte Fee ihre Haare nicht geschnitten. Sie reichten ihr nun etwa bis zum Kinn und fielen ihr ständig ins Gesicht. Nachdem sie die Knötchen aus ihren Haaren ausgekämmt hatte, saß sie müde am Feuer, löffelte vorsichtig ihre heiße Brühe und versuchte, ihre Lage zu durchdenken. Er war unmöglich einzuschätzen. Offensichtlich war er kein psychopathischer Berserker, er hatte recht ruhig mit ihr gesprochen. Wahrscheinlich wurde er erst dann der psychopathische Berserker, wenn sie etwas tat, was er nicht wollte. Oder etwas nicht tat, was er wollte. Aber
was
wollte er von ihr? Er war nicht gewalttätig ihr gegenüber gewesen, aber das war auch nicht nötig gewesen, sie war ja anstandslos mitgegangen. Und sonst hatte er sie relativ gut behandelt. Fee stellte ihre leere Schale neben sich ab und starrte in die Flammen. Nenis Haus war kleiner als Slowens, sie besaß weniger Rinder, aber davon abgesehen unterschied es sich nicht besonders von Slowens. Die Feuerstelle war hier ebenfalls von Fellen und Matten umgeben, an einem Dreibein hing ein Topf darüber, und an den Wänden befanden sich neben Brettern, auf denen Töpfe, Schalen und Flaschen standen, einfache Truhen. Aus einer von diesen hatte sie die Kleider genommen, die Fee nun trug. Fee fragte sich plötzlich, wem sie eigentlich gehörten. Einer Tochter? Waren es Nenis gewesen, als diese jünger gewesen war? An den Regalen hingen Kellen, Töpfe, Messer und Löffel und ein Vorhang teilte Nenis Alkoven ab. Fee betrachtete seufzend die wollenen Beinlinge, das Kleid aus weichem Rehleder und die warmen Schuhe. Beim Sonnenvolk hatte man ihr in neun Monaten kein komplettes Outfit geschenkt. Bedeutete das, dass sie hier keine Gefangene sondern ein Gast war? Vielleicht waren die Klamotten ja auch nicht geschenkt. Sie könnte Neni einfach fragen. Aber sie fühlte sich müde und ohne Energie. Wahrscheinlich würde Lenyal bald kommen oder sie holen lassen, und dann würde sie erfahren, wie es mit ihr weiter ging.
    Sie fragte Neni, ob sie etwas zu trinken haben könnte und diese reichte ihr einen Becher heißen Honigwein. So behandelte man doch keine Gefangene?
    „Bin ich eine Gefangene?“, fragte sie. Neni schwieg.
    „Kann ich gehen?“, fragte Fee. Neni schwieg noch immer. Sie saß Fee gegenüber und beobachtete diese mürrisch. Fee fragte sich, ob die Leute vom Schlangenvolk einen anderen Dialekt sprachen als die Leute vom Sonnenvolk. Deren Sprache hatte sie in den letzten neun Monaten recht gut erlernt. Es kam noch immer oft vor, dass sie einzelne Vokabeln nicht kannte, aber im Großen und Ganzen kam sie sehr gut zurecht. Wenn sie hierbleiben musste, musste sie dann von Neuem anfangen und noch einmal eine Sprache neu erlernen? Nein, das war unwahrscheinlich. Sie erinnerte sich, dass Lenyal sie verstanden hatte, und die paar Sätze, die er und seine Männer untereinander gewechselt hatten, hatten nicht anders als die Sprache des Sonnenvolks geklungen. Neni war wahrscheinlich einfach wirklich stumm oder sie wollte nicht mit ihr sprechen. Dann eben nicht.
    Fee stand auf und ging zur Tür. Neni regte sich nicht. Sie hielt sie nicht auf, als Fee das Haus verließ. Der Mann, den Lenyal vor der Tür postiert hatte, allerdings schon. Sie fragte ihn nach seinem Namen, aber er ließ sich auf kein Gespräch ein.
    „Hat Lenyal dir verboten, mit mir zu sprechen?“
    „Geh wieder ins Haus!“
    „Machst du immer alles, was er dir sagt?“
    „Geh ins Haus.“
    Fee legte den Kopf schief und sah ihn ratlos an. Es war der Mann, mit dem sie geritten war. Er war größer und kräftiger als sie, wenn auch nicht so groß und kräftig wie Lenyal. Seine Kleidung ähnelte der der Leute aus dem Sonnendorf, wenn sie auch etwas abgetragen wirkte. Und es fehlte das Sonnenrad, mit dem in Nings Dorf von Kleidern über Keramik und Hauswänden bis zu Bronzegegenständen alles verziert wurde. Dafür trug er mehr Spiralornamentik. Er hatte graue Augen und hellbraunes Haar. Es schneite immer noch.
    „Danke, dass du mich nicht vom Pferd hast fallenlassen“, sagte Fee. Er sah aus, als spielte da ein Lächeln um die Mundwinkel, aber vielleicht war das Wunschdenken.
    „Geh ins Haus“, wiederholte er.
     
    Der Tag verging, ohne dass Lenyal von sich hören ließ. Neni schlief auf ihren Fellen am Feuer ein. Fee legte Feuerholz nach und brütete vor sich hin. Ihr war völlig

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