FEED - Viruszone
sie bekanntermaßen schon falsche Positivergebnisse gemeldet haben, weil sie auf die inaktive Kellis-Infektion reagieren, die praktisch alle Menschen auf Erden haben. Das fortschrittlichste tragbare Modell ist der Apple XH-237. Ein solches Gerät kostet mehr, als ich wissen will, und weil es sich um Feldausstattung handelt, kann man es nur einmal benutzen, bevor man die Nadeln ersetzen muss, ein Vorgang, der mehr kostet, als die meisten selbstständigen Journalisten in einem Jahr verdienen. Mit diesen Geräten reicht ein einziger Test vollauf. Nadeln, die so dünn sind, dass man sie kaum spürt, stechen in alle fünf Finger, die Handfläche und das Handgelenk. Virenspür- und Abgleichmechanismen, die so neuartig sind, dass das Militär nach Erscheinen des XH-237 angeblich die Rechte an mehreren Apple-Patenten gekauft hat.
Shaun und ich haben ein solches Gerät – nur eines – im Sendewagen. Wir haben es seit fünf Jahren. Bislang haben wir uns nie reich oder verzweifelt genug gefühlt, um es zu benutzen. Den XH-237 benutzt man nur, wenn man hier und jetzt absolute Gewissheit braucht, wenn es keinen Spielraum für Fehler gibt. Es ist ein Gerät, das man benutzt, nachdem man dem Virus direkt ausgesetzt war. Das Militär rätselte nicht herum, was sich in der Spritze befand. Die wussten , was sie enthielt. Daraus konnte man so seine Schlüsse ziehen, die alles andere als beruhigend waren.
Steve aktivierte die Testeinheit. Die Klappe senkte sich und drückte meine Hand flach, bis ich spürte, wie die Sehnen sich dehnten. Einen kurzen Moment lang tat es weh. Ich spannte mich an, doch obwohl ich auf die Einstiche wartete, konnte ich nicht spüren, wie mir die Nadeln in Hand und Handgelenk stachen und wieder herausfuhren. Die Lampen auf der Oberseite der Einheit fingen an zu blinken, erst rot und dann gelb, bevor sie eine nach der anderen in stetem Grün leuchteten. Der ganze Vorgang dauerte nur ein paar Sekunden.
Lächelnd warf Steve das Gerät in eine Sondermülltüte. »Entgegen aller natürlichen Gerechtigkeit bist du nach wie vor sauber.«
»Bin ich meinem Schutzengel also wieder mal was schuldig«, sagte ich. Ein Seitenblick verriet mir, dass Shauns Testeinheit noch blinkte, während Ricks Test gerade erst anfing.
»Dann lass diesen Engel keine Überstunden machen«, sagte Steve leise. Überrascht drehte ich mich zu ihm um. Seine Miene war todernst. »Du kannst die Gefahrenzone jetzt verlassen.«
»Alles klar«, sagte ich und ging zum Tor, wo zwei in Militärgrün gekleidete Männer mit ausdruckslosen Gesichtern zusahen, wie ich den Zeigefinger auf das sehr viel einfachere Testpad drückte. Eine weitere Nadel stach tief in meine Fingerspitze, und das Licht sprang von Grün auf Rot und dann wieder auf Grün um, bevor das Tor sich klickend öffnete. Ich schüttelte meine schmerzende Hand und trat hindurch.
Zu unserem Wagen und Ricks Auto hatte sich ein drittes Fahrzeug hinzugesellt: Ein großer, schwarzer Transporter mit verspiegelten Fenstern, die den charakteristischen Glanz von Panzerglas aufwiesen. Auf dem Dach des Wagens stand ein so dichter Wald von Antennen und Satellitenschüsseln, dass unsere eigene Sammlung von Sende- und Empfangsvorrichtungen im Vergleich ziemlich dürftig aussah. Ich blieb stehen und betrachtete das Fahrzeug, während Shaun und Rick ihrerseits die Ranch verließen und sich neben mich stellten.
»Sieht das für euch nach unserem freundlichen Befehlshaber aus?«, fragte Shaun.
»Ich wüsste nicht, wer es sonst sein sollte«, sagte ich.
»Tja, wie wär’s, wenn wir dann Hallo und Danke für den herzlichen Empfang sagen gehen. Ich war immerhin gerührt. Ein Obstkorb wäre vielleicht passender gewesen, aber ein bewaffneter Hinterhalt? Das ist definitiv eine ganz besondere Art zu zeigen, dass einem jemand etwas bedeutet.« Shaun lief mit weiten Schritten zu dem Transporter. Rick und ich folgten ihm etwas bedächtiger.
Shaun hämmerte mit der Handkante an die Autotür. Als niemand antwortete, ballte er die Hand zur Faust und hämmerte lauter weiter. Gerade hatte er einen guten Rhythmus drauf, da wurde die Tür von einem rotgesichtigen General aufgerissen, der uns offen bösartig anstarrte.
»Ich glaube, er ist kein großer Musikliebhaber«, bemerkte ich in Richtung Rick, der schnaubte.
»Ich habe keine Ahnung, was ihr Kinder euch dabei denkt … «, setzte der General an.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nach mir suchen«, sagte Senator Ryman, der hinter ihm zum Vorschein
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