FEED - Viruszone
darin, so schnell zu fahren, dass die Bullen ihn nicht einholen. »Bist du sicher?«
Ich warf ihm den Schlüssel zu. Das würde ich normalerweise nie tun, aber normalerweise habe ich es auch nicht mit einem Haufen toter Leute, einem verstörten Präsidentschaftskandidaten und rasenden Kopfschmerzen zu tun. »Fahr.«
Shaun bedachte mich mit einem letzten besorgten Blick und ging zum Wagen. Ich folgte ihm, stieg in den Beifahrersitz und schloss die Augen. Shaun zeigte sich untypisch besorgt um mein Wohlergehen, indem er wie ein vernünftiger Mensch fuhr, mit halbwegs gemäßigten achtzig Stundenkilometern und dem Zugeständnis, dass man Bremsen auch außerhalb von Situationen wie »eine Zombiebande blockiert die Straße vor uns« benutzen kann. Ich ließ mich tiefer in meinen Sitz sinken, hielt die Augen geschlossen und ging im Kopf alles noch einmal durch.
Als ich gesagt hatte, dass bei dem Ausbruch auf der Ranch die offiziellen Fakten nicht zusammenpassten, hatte ich halb damit gerechnet, irgendwelche Spuren menschlicher Fahrlässigkeit oder möglicherweise eines Eindringlings zu finden, der den ganzen Schlamassel losgetreten hatte und im anschließenden Gemetzel übersehen worden war, sodass man den Pferden die Schuld gegeben hatte. Irgendeine Kleinigkeit, die in dem Bild gefehlt hatte und daher mein ungutes Gefühl ausgelöst hatte. Kurz gesagt, eine Winzigkeit, die überhaupt nichts ändern würde.
Rebecca Ryman war ermordet worden.
Das änderte alles .
Wir hatten seit Wochen gewusst, dass Tracys Tod – und damit wahrscheinlich der ganze Ausbruch in Eakly, obwohl sich das nicht endgültig beweisen ließ – kein Unfall gewesen war, aber wir hatten keine ernsthaften Hinweise darauf gehabt, dass es sich um mehr gehandelt hatte als einen Spinner, der die Gelegenheit ergriffen hatte, ein bisschen Chaos zu stiften. Doch jetzt … die Wahrscheinlichkeit, dass zwei zufällige Akte böswilliger Sabotage der gleichen Gruppe Menschen wiederfuhr, war klein bis vernachlässigbar. Sie wurde sogar noch kleiner, wenn man bedachte, dass der Mann, der die Verbindung zwischen den beiden Vorfällen darstellte, derzeit zu den Spitzenkandidaten für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gehörte. Das war eine große Sache. Eine sehr, sehr große Sache.
Und es war auch eine sehr, sehr üble Sache, denn wer auch immer dahintersteckte, dachte sich nichts dabei, das Raskin-Watts-Gesetz zu übertreten, und das bedeutete, dass dieser Jemand bereits eine Grenze überschritten hatte, über deren Existenz die meisten Menschen sich nicht einmal bewusst sind. Mord ist eine Sache. Aber das hier war Terrorismus.
»George? Georgia?« Shaun schüttelte mich an der Schulter. Ich öffnete die Augen und kniff sie automatisch halb zu, bevor mir klar wurde, dass ich in gnädigem Zwielicht saß. Mit gehobener Braue wandte ich mich ihm zu. Er lächelte erleichtert. »He, du bist eingeschlafen. Wir sind da.«
»Ich habe nachgedacht«, sagte ich steif und schnallte mich los, bevor ich zugab: »Und vielleicht habe ich auch ein bisschen gedöst.«
»Keine große Sache. Wie geht’s deinem Kopf?«
»Besser.«
»Gut. Rick ist schon hier, und dein Team lässt ihn im Kreis springen – er hat dreimal angerufen, um zu fragen, wann wir da sind.«
»Irgendwas von Buffy?« Ich nahm meine Tasche, öffnete die Tür und rutschte aus dem Wagen. Die Tiefgarage war kühl und ziemlich voll. Das war nicht überraschend: Der Senator hatte uns im besten Hotel der Stadt untergebracht. Fünf-Sterne-Sicherheitsvorkehrungen sind nicht billig, aber sie haben auch ihre Vorteile, wie zum Beispiel Tiefgaragen mit Bewegungssensoren, die nicht nur ständig mitverfolgen, wer wo ist, sondern auch, wie lange jemand schon wo ist und was er dort tut. Wenn Shaun und ich hier unten eine Weile umhergelaufen wären, hätten wir uns einen ganz neuen Eindruck von der Sicherheitstechnik des Hotels verschaffen können. Die Idee wäre vielleicht reizvoll gewesen, wenn wir nicht bereits an einer Story dran gewesen wären, die fast zu heiß zum Anfassen war. Langsam sehnte ich mich nach den Zeiten zurück, als es uns für einen Aufmachertext genügt hatte, ein bisschen mit den Sicherheitssystemen reicher Leute rumzuspielen.
»Sie ist noch bei Chuck, aber sie sagt, dass die Server mit jeder beliebigen Datenmenge zurechtkommen und dass die Fiktiven ohnehin ein bis zwei Tage lang keine Reaktion parat haben werden. Wir sollen uns einfach ohne sie an die Arbeit machen.«
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