FEED - Viruszone
erwartet.« Steve nickte den Wachtposten zu. Woraufhin einer die Tür öffnete. Erneut gab es einen Lufthauch, als der Überdruck entwich. »Wenn es euch nichts ausmacht?«
»Tate ist hier?« Ich kniff die Augen zusammen. »Was meinst du damit, dass Tate hier ist?«
Steve trat ohne zu antworten durch die Tür. Kopfschüttelnd folgte ich ihm, mit Rick und Shaun dicht hinter mir.
»Was«, brummte Shaun, »keine Blutproben?«
»Wahrscheinlich sehen sie keinen Sinn darin«, sagte Rick.
Ich hielt den Mund und beschäftigte mich damit, das Innere des Hauses in Augenschein zu nehmen. Die Einrichtung war einfach, aber gediegen, mit sauberen, eleganten Linien und gut ausgeleuchteten Ecken. Die Deckenlichter sorgten für gleichmäßige Beleuchtung, dabei gab es keine sichtbaren Dimmer oder Regler für die Lichtstärke. Das Licht war nicht so blendend wie im Flur, aber ich verzog trotzdem das Gesicht. Immerhin machte das eins deutlich: Die Wohnung hier diente allein zur Schau, für Konferenzen und Feiern, und nicht zum Wohnen. Emily mit ihrem retinalen KA hätte hier unmöglich leben können.
Fenster gab es keine.
Wir durchquerten das Haus und erreichten das Speisezimmer, wo ein schneidiger Mann vom Sicherheitsdienst im schwarzen Anzug Buffy gerade ihre letzten Geräte abnahm. Wenn Blicke töten könnten, dann hätten die ihren einen Ausbruch verursacht.
»Sind wir hier fertig, Paul?«, fragte Steve.
Der Wachtposten – Paul – warf ihm einen gequälten Blick zu und nickte. »Ms Meissonier war ausgesprochen kooperativ.«
»Lügner«, sagte Shaun so dicht an meinem Ohr, dass ihn wahrscheinlich niemand sonst hörte.
»Buffy.« Ich verkniff mir ein Grinsen. »Wie ist die Lage?«
»Chuck ist mit dem Senator und Mrs Ryman da drin«, sagte Buffy, während sie weiter finster Paul anstarrte. »Gouverneur Tate ist gerade eingetroffen. Man hat mir nicht gesagt, dass er kommt, sonst hätte ich euch vorgewarnt.«
»Schon in Ordnung.« Ich schüttelte den Kopf. »Er ist nun Teil dieser Wahlkampagne, ob es uns gefällt oder nicht.« Ich schaute zu Steve. »Wir sind bereit.«
»Hier entlang bitte.« Er öffnete eine Tür am anderen Ende des Zimmers. Wir traten hindurch, und Steve schloss sie hinter ihm. Das Schloss rastete mit einem endgültig klingenden Klicken ein.
Wir standen in einem Wohnzimmer, das in Schwarz und Weiß eingerichtet war, mit stilisierten weißen Jugendstilsofas, glänzenden schwarzen Beistelltischchen und sorgfältig arrangierten Strahlern, die kleine Kunstwerke erhellten, von denen jedes einzelne wahrscheinlich mehr kostete als das Jahresbudget, mit dem wir arbeiteten. Die einzigen Farbkleckse stammten von den Gesichtern des Senators und seiner Frau, die vom Weinen gerötet waren, und von Gouverneur Tate, der einen maßgeschneiderten dunkelblauen Anzug trug, welcher dezent nach Geld stank. Alle drei wandten sich uns zu, und der Senator erhob sich und rückte sein Jackett zurecht, bevor er Shaun die Hand schüttelte. Ich schaute an den beiden vorbei, dorthin, wo Gouverneur Tate versuchte, seine angewiderte Miene zu überspielen.
»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte Senator Ryman, während er Shauns Hand losließ und sich wieder setzte. Emilys Augen verbargen sich hinter einer verspiegelten Sonnenbrille. Sie brachte ein winziges Lächeln zustande, während sie die Hand ihres Mannes umfasste. Er zog sie näher an sich, offenbar ohne sich dessen bewusst zu sein. Er hatte selbst nicht mehr viel Kraft übrig, doch das Wenige gab er ihr, ohne zu zögern. So einen Mann brauchen wir, um dieses Land zu regieren.
»Wir hatten eine Wahl?«, erkundigte sich Shaun, während er sich auf ein Sofa plumpsen ließ und sich betont schlampig hinfläzte. Ganz offensichtlich hatte auch er Tates Blick bemerkt. Das, zusammen mit der Beschlagnahmung unserer Geräte, reichte ihm, um es auf einen Eklat anzulegen. Gut. Es ist immer leichter, vernünftig zu erscheinen, wenn mein Bruder da ist, um einen Kontrast zu liefern.
»Wir sind gerne gekommen, Senator, aber ich fürchte, ich verstehe nicht, warum man unsere Ausrüstung beschlagnahmt hat. Einige dieser Kameras sind hochempfindlich, und mir ist nicht wohl dabei, sie in die Hände von Leuten zu geben, die nicht zu unserem Team gehören. Hätte man uns über die Notwendigkeit zur Verschwiegenheit informiert, als wir noch im Hotel waren, dann hätten wir sie dortlassen können.«
Tate schnaubte. »Sie meinen, Sie hätten Kameras mitbringen können, die sich besser verbergen
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