FEED - Viruszone
darauf, gelassen zu klingen. »Wenn Sie jetzt bitte meine Tür öffnen würden?«
»Gerne.« Das Schloss an meiner Tür wurde aufgesperrt. »Mr Mason, bitte bleiben Sie sitzen. Ms Mason, bitte treten Sie an die … he! Was machen Sie da? Das dürfen Sie nicht!«
Ohne die Rufe aus der Gegensprechanlage zu beachten, rutschte Shaun aus dem Auto und folgte mir zur Luftschleuse. Genau wie erwartet blieb Andres im Auto sitzen. Man konnte sehen, wie sich seine Lippen bewegten, als er hinter dem Glas vor sich hin fluchte.
»Niemand, der so auf Sicherheit bedacht ist, würde jetzt rauskommen und eine Infektion riskieren«, sagte ich, nahm Shauns Hand in meine Linke und ließ Lois’ Korb an meiner Rechten baumeln. Sie maunzte, wie um meine Worte zu unterstreichen. »Wir sind gefährlich.«
»Der Kerl dachte, er könnte uns dazu bringen, das getrennt zu machen«, sagte Shaun. Er nahm mir die noch immer maunzende Lois ab und schob den Katzenkorb durch die Gepäckklappe. Die Sensoren würden feststellen, dass sich in der Box etwas Lebendiges befand, aber sie würden auch registrieren, was das Tier wog. Lois war zu klein für eine Virenvermehrung und würde einfach durchtransportiert werden. »Was für ein Trottel.«
»Nein, ein Amateur«, sagte ich und brachte mich vor dem Bluttestpad in Position. Ich hob die rechte Hand. Shaun stellte sich neben mir auf und hob die Linke. »Eins … «
»Zwei … «
Wir drückten unsere Handflächen auf das Pad.
Steve erwartete uns kopfschüttelnd auf der anderen Seite der Luftschleuse. »Wahrscheinlich hat Agent Rodriguez gerade vor Angst ein Jahr seines Lebens verloren«, schalt er uns, doch er klang selbst nicht überzeugt von seinen Worten.
»Angesichts des Umstands, dass ich wegen ihm gerade vor Ärger ein Jahr meines Lebens verloren habe, würde ich sagen, wir sind quitt.« Ich holte Lois aus dem Gepäckfach. »Müssen wir auf ihn warten, oder kannst du uns zu unseren Zimmern bringen?«
»Und zu unserem Wagen«, sagte Shaun. »Du hast mir unseren Sendewagen versprochen.«
»Der steht in der Tiefgarage, genau wie Georgias Motorrad«, sagte Steve. Er fischte zwei kleine Plastikrechtecke aus der Jackentasche und reichte sie uns. »Shaun, du bist auf Zimmer 214. Georgia, du auf Zimmer 217.«
Wir wechselten einen Blick. »Das klingt nicht so, als wären die nebeneinander«, sagte ich.
»Ursprünglich solltest du dir ein Zimmer mit Ms Meissonier teilen, Georgia, während Shaun und Mr Cousins weiter unten am Gang wohnen sollten«, sagte Steve. »Es schien uns das Beste zu sein, euch eure Privatsphäre zu lassen, in Anbetracht der jüngsten … Ereignisse.«
»Alles klar.« Shaun gab Steve seinen Schlüssel wieder. »Ich geh einfach George auf die Nerven, bis du mir einen eigenen Schlüssel geben kannst. Rick und Lois können ein bisschen kostbare Zweisamkeit vertragen, nachdem sie so lange getrennt waren.« Wie aufs Stichwort jaulte Lois.
Steve hob die Brauen. »Ihr beiden möchtet euch lieber ein Zimmer teilen?«
Sein Gesichtsausdruck war mir wohlvertraut. Wir haben ihn schon bei Lehrern, Freunden, Kollegen und Hotelportiers gesehen, seit wir in die Pubertät gekommen sind. Es handelt sich um die Miene, zu der die unausgesprochene Frage gehört: »Ihr teilt euch als gegengeschlechtliche Geschwister lieber ein Zimmer, als alleine zu schlafen?«, und sie geht mir jedes Mal aufs Neue auf die Nerven. Die gesellschaftlichen Normen können mich mal. Falls ich Rückendeckung brauche, weil die lebenden Toten mir mal wieder das Leben interessanter machen, als mir lieb ist, dann will ich, dass Shaun in Rufweite ist. Er hat einen leichten Schlaf und ist außerdem ein guter Schütze.
»Ja«, sagte ich fest. »Wir teilen uns lieber ein Zimmer.«
Einen Moment lang sah Steve aus, als wollte er widersprechen. Dann zuckte er mit den Schultern. Offenbar war er zu dem Schluss gekommen, dass ihn die Sache nichts anging. »Ich lasse euch einen zweiten Schlüssel und euer Gepäck bringen. Georgia, deine Sachen und die Ausrüstung, die du als absolut notwendig gekennzeichnet hast, befinden sich bereits auf dem Zimmer.«
Das bedeutete, dass die Sachen durchsucht worden waren – die Standardprozedur – , was mir aber nicht viel ausmachte. Ich habe es mir zur Regel gemacht, empfindliche Daten niemals unverschlüsselt an Orten zu hinterlassen, wo andere Leute sie in die Finger kriegen können. Wenn Senator Rymans Sicherheitsleute ihre Zeit damit verplempern wollten, zwischen meinen Unterhosen nach
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