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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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zu kämpfen.
    Wir kämpften mit aller Macht. Damals wurde mit der Errichtung der Mauer begonnen. Jeder Blogger, der während des Sommers 2014 starb, ist dort verewigt, von den Politischen bis zu den Elternsprecherinnen. Wir haben ihre letzten Einträge an einem Ort gesammelt, um sie zu ehren und um daran zu erinnern, welchen Preis sie für die Wahrheit gezahlt haben. Es werden immer noch neue Namen zur Mauer hinzugefügt. Eines Tages werde ich wahrscheinlich Shauns Namen dort hinterlassen, zusammen mit irgendeinem locker-flockigen letzten Blogeintrag, der mit den Worten: »Bis dann« schließt.
    Jede Methode, einen Zombie zu töten, wurde irgendwann zum ersten Mal ausprobiert. In vielen Fällen sind die Leute, die sie ausprobiert haben, kurz danach gestorben, aber zuvor haben sie ihre Ergebnisse veröffentlicht. Wir haben gelernt, was funktioniert, was zu tun ist und wonach wir bei den Leuten um uns herum Ausschau halten müssen. Es war eine Graswurzelrevolution, die auf zwei einfachen Grundsätzen beruhte: Überlebe mit allen dir zu Gebote stehenden Mitteln und berichte von allem, was du dabei herausfindest, weil dadurch vielleicht jemand anders überlebt. Es heißt, dass man alles, was man wissen muss, im Kindergarten lernt. Was die Welt in jenem Sommer lernte, war das Teilen.
    Als der Aufruhr sich legte, war alles anders geworden. Ganz besonders die Nachrichten, auch wenn mich manche Leute in diesem Punkt vielleicht als parteiisch und ehrpusselig bezeichnen mögen – aber ich finde eben, dass die echten Veränderungen hier passiert sind. Die Leute trauten den offiziell abgesegneten Nachrichten nicht mehr. Sie waren verwirrt und ängstlich, und sie wandten sich den Bloggern zu, die mit ihren ungefilterten Beiträgen zwar auch einen Haufen Scheiße verbreiteten, aber dafür schnell und produktiv waren und es einem ermöglichten, die Wahrheit aus den verschiedenen Meldungen zusammenzupuzzeln. Wenn man sich seine Neuigkeiten aus sechs oder neun Quellen holt, dann kann man normalerweise Blödsinn und Wirklichkeit unterscheiden. Und wenn einem das zu viel Mühe macht, dann sucht man sich einen Blogger, der die Puzzlearbeit für einen übernimmt. Man muss keine Angst haben, dass die nächste Zombieinvasion vielleicht unbemerkt anfängt, denn irgendwo wird jemand etwas über sie ins Netz stellen.
    Als Reaktion auf die steigende Zahl der Blogger und auf die gesellschaftlichen Veränderungen hat sich die Bloggergemeinde nach dem Erwachen innerhalb weniger Jahre in ihre derzeitigen Zweige aufgeteilt. Es gibt uns Newsies, die so ungefärbt wie möglich über die Tatsachen berichten, und unsere Vettern, die Stewarts, die auf Grundlage der Fakten ihre Analysen und Kommentare verfassen. Die Irwins gehen raus und spielen penetrant mit dem Feuer, um dem eher häuslichen Großteil der Bevölkerung ein bisschen Nervenkitzel zu verschaffen, während ihre gesetzteren Gegenstücke, die Tantchen, zum Amüsement und zur Entspannung ihrer Mitmenschen ihre Lebensgeschichten, Kochrezepte und anderen Kleinkram zum Besten geben. Und dann gibt es natürlich noch die Fiktiven, die die Onlinewelt mit Lyrik, Geschichten und Fantasien erfüllen. Von ihnen gibt es Tausende Untergruppen, die alle ihre eigenen, nur ihnen bekannten Bezeichnungen und Gepflogenheiten haben. Wir sind das Allzweckopiat des neuen Jahrtausends: Wir berichten und erschaffen Nachrichten, und wir bieten euch einen Fluchtweg, wenn ihr die Nachrichten nicht mehr aushaltet.
    Aus Unschöne Bilder, dem Blog von Georgia Mason,
6. August 2039

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    Präsidentschaftswahlkampagnen werden traditionell von »Hausjournalisten« begleitet, die sie verfolgen, um alles von den strahlenden Anfängen bis hin zum zuweilen bitteren Ende zu berichten. Daran hat das Erwachen nichts geändert. Kandidaten kündigen an, dass sie sich zur Wahl für den Chefsessel aufstellen lassen, treiben ihre kleine Herde von Fernseh-, Radio- und Zeitungsreportern zusammen und machen sich auf den Weg.
    Der diesjährige Wahlkampf ist allerdings etwas ungewöhnlich, vor allem, weil einer der führenden Kandidaten, Senator Peter Ryman – der in Wisconsin geboren und aufgewachsen ist und auch dort gewählt wurde – der erste Präsidentschaftskandidat ist, der im Sommer 2014 noch keine achtzehn war. Er erinnert sich an das Gefühl, von den Nachrichtensendern verraten worden zu sein, daran, Menschen sterben zu sehen, weil sie darauf vertraut haben, dass die Medien ihnen die Wahrheit sagen. Als er also seine Kandidatur

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