FEED - Viruszone
die Hände der Rymans ergriffen und einen Kreis um den Tisch schlossen. Senator Ryman neigte den Kopf und schloss die Augen. »Lieber Gott, wir bitten dich, diesen Tisch und die, die sich um ihn versammelt haben, zu segnen. Wir danken dir für deine guten Gaben. Dafür, dass wir und unsere Familien gesund sind, für die Gesellschaft und Nahrung, derer wir uns erfreuen, und für die Zukunft, die du uns zugedacht hast. Danke, o Herr, für deine Großmut und für die Mühen, durch die wir dir näherkommen.«
Shaun und ich hielten die Augen geöffnet und beobachteten den Senator beim Sprechen. Wir sind Atheisten. Es ist schwer, irgendetwas anderes zu sein, wenn man in einer Welt lebt, in der die Theatervorstellung der eigenen Grundschulklasse von Zombies attackiert werden kann. Ein Großteil der Bevölkerung hat sich jedoch wieder der Religion zugewandt, auf der Grundlage des diffusen Aberglaubens, dass es nicht schaden kann, Gott auf seiner Seite zu haben. Ich warf Buffy einen Blick zu, die bei den Worten des Senators mit fest geschlossenen Augen vor sich hin nickte. Sie ist sehr viel religiöser, als man vermuten würde. Ihre Familie besteht aus französischen Katholiken. Sie hat seit ihrer Geburt bei allen nur denkbaren Versammlungen gebetet, und sie geht noch immer jeden Sonntag in eine nichtvirtuelle Kirche.
»Amen«, sagte der Senator. Wir wiederholten das Wort mit unterschiedlichen Graden der Überzeugung.
Emily Ryman lächelte. »So, jetzt haut rein, allesamt. Wenn ihr Hunger habt, gibt es noch mehr, aber ich will auch was essen, also müsst ihr euch nach dieser Runde selbst bedienen.« Der Senator erhielt zu seinen Fischtacos einen Kuss auf die Wange, der Rest von uns bekam lediglich Futter.
Nicht, dass Shaun das Essen ohne etwas leichte Konversation hätte verstreichen lassen. Er ist der Gesellige von uns beiden. Irgendjemand muss diese Rolle spielen. »Begleiten Sie uns die ganze Kampagne über, Ma’am, oder nur auf diesem Teilstück?«, fragte er uncharakteristisch höflich. Andererseits hat er seit jeher einen gesunden Respekt vor Frauen, die das Essen auf den Tisch bringen.
»Ich würde für kein Geld der Welt auf diese Zirkusshow mitkommen«, sagte Emily trocken. »Ich glaube, ihr Kinder seid völlig irre. Unterhaltsam wie sonst was, und ich liebe eure Seite, aber trotzdem seid ihr irre.«
»Das fasse ich als ein Nein auf«, sagte ich.
»M-hm. Zum einen will ich mich nicht mit den Kindern auf die Reise begeben. Auf gar keinen Fall. Die Art von Tutoren, die für so etwas angeheuert wird, gefällt mir ganz und gar nicht.« Sie lächelte dem Senator zu, der ihr in einer unbewussten Geste der Zuneigung das Knie tätschelte. »Und außerdem treffen sie dabei viel zu viele Reporter und Politiker. Nicht die Art von Gesellschaft, die man sich für kleine Kinder wünscht, die noch leicht zu beeinflussen sind.«
»Seht nur, was es aus uns gemacht hat«, sagte Shaun.
»Ganz genau«, erwiderte sie ruhig. »Außerdem läuft die Ranch nicht von alleine.«
Ich nickte. »Ihre Familie unterhält nach wie vor eine richtige Pferderanch, oder?«
»Sie kennen die Antwort auf diese Frage, Georgia«, sagte der Senator. »Sie ist seit dem späten neunzehnten Jahrhundert im Besitz von Emilys Familie.«
»Wenn ihr glaubt, dass das Risiko von Zombie Palominos genügt, damit ich meine Pferde aufgebe, dann habt ihr noch nie einen echten Pferdenarren kennengelernt«, sagte sie grinsend. »Jetzt stell nicht gleich den Kamm auf. Ich weiß, wie du zum Verbot von Großtieren stehst. Du bist eine sehr vehemente Befürworterin von Masons Gesetz, nicht wahr?«
»In Bezug auf Freizeit und andere nicht lebenswichtige Bereiche, ja«, sagte ich.
Dank des biologischen Sohnes der Masons erkennen Leute, die mit Tieren zu tun haben, meinen und Shauns Namen oft wieder, worauf wir in dem Fall gerne verzichten würden. Vor Phillip war niemandem klar, dass alle Säugetiere mit einem Körpergewicht von mehr als fünfundzwanzig Kilo zu Trägern des aktiven Virus werden konnten und dass Kellis-Amberlee nur zu gerne von Spezies zu Spezies sprang, von Mensch zu Tier und wieder zurück. Mom hat ihrem einzigen Sohn eine Kugel in den Kopf gejagt, damals, als so etwas noch neu genug war, um einen Menschen für immer zu brechen – als es einem noch wie Mord vorkam und nicht wie ein Gnadenakt. Man kann also durchaus sagen, dass ich Masons Gesetz befürworte.
»An deiner Stelle würde ich das auch tun«, sagte Emily. In ihrer Stimme klang nichts von
Weitere Kostenlose Bücher