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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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Worte »ich mag ihn« mit den Lippen. Ich nickte. Wir hatten den Mann gerade erst kennengelernt, und wahrscheinlich war er ein Politikerarsch der Meisterklasse, aber auch ich fing schon an, ihn zu mögen. Es war etwas an ihm, das vermittelte: »Ich weiß, wie sinnlos der ganze politische Zirkus ist. Schauen wir mal, wie lange es dauert, bis ihnen auffällt, dass ich nur zum Schein mitspiele, ja?« Ich konnte nicht anders, ich empfand Respekt.
    Vielleicht wollte er uns für dumm verkaufen, aber wenn ja, würde er früher oder später einen Fehler machen, und dann würden wir ihn auseinandernehmen. Das würde fast so viel Spaß machen wie gut mit ihm auszukommen, und für unsere Quoten würde es eindeutig besser sein.
    Das Hausinnere war sehr licht, mit klaren Farbflächen und geometrischen Mustern. Die Innenarchitektur des Südwestens hat sich in den letzten zwanzig Jahren gewandelt: Vor dem Erwachen hätte jedes Haus mit so vielen Kakteen und indianischen Webteppichen auch ein oder zwei Kojotenstatuen und möglicherweise einen polierten Stierschädel samt Hörnern vorzuweisen gehabt. Ich habe Bilder davon gesehen – ziemlich morbides Zeug. Heutzutage machen Abbilder von allen Arten von Tieren, die mehr als dreißig Kilo wiegen, die Leute nervös, weshalb sowohl Kojoten als auch Stiere aus der Mode gekommen sind – es sei denn, man hat es mit einem ernsthaften Nihilisten oder irgendeinem Halbwüchsigen zu tun, der »Geschöpf der Nacht« spielt. Nur die gemalten Wüsten sind geblieben. Ein gewaltiges Panoramafenster nahm die Hälfte einer Wand ein und verriet, dass das Haus vor dem Erwachen gebaut worden war. Heutzutage baut keiner mehr solche Fenster ein. Das wäre geradezu eine Einladung zu einer Attacke.
    Die Küche war durch erhöhte Anrichten statt durch Wände abgetrennt. Ihr Kachelboden lief beinahe organisch anmutend in der Halle und im angrenzenden Esszimmer aus. Senator Ryman stand am massiven, freistehenden Arbeitstisch in der Mitte und hatte die Arme um die Hüften einer Frau in Bluejeans und einem Flanell-Holzfällerhemd gelegt. Ihr braunes Haar war weit oben zu einem mädchenhaften Pferdeschwanz zusammengebunden. Er murmelte ihr etwas ins Ohr und sah dabei gut zehn Jahre jünger aus als gerade eben draußen.
    Shaun und ich wechselten einen Blick und wägten stumm ab, ob es gut wäre, sich zurückzuziehen und den beiden diesen privaten Moment zu lassen. Mein Journalisteninstinkt sagte »bleib«, und ich würde auch ganz sicher nicht die Kameras abschalten, aber mein ethisches Empfinden wies darauf hin, dass ein Mann sich eine kurze Auszeit verdient hatte, bevor er etwas derart Gewaltiges wie eine ausgewachsene Wahlkampagne in Angriff nahm.
    Glücklicherweise errettete Buffy uns aus unserer Zwickmühle, indem sie an uns vorbeilief, genussvoll schnupperte und fragte: »Was gibt’s zum Mittagessen? Mann, ich verhungere. Riecht nach Shrimps und Mahimahi – bin ich nah dran? Kann ich irgendwie helfen?«
    Senator Ryman löste sich von seiner Frau und wechselte einen belustigten Blick mit ihr, bevor er sich grinsend Buffy zuwandte und sagte: »Ich glaube, alles ist weitgehend unter Kontrolle. Außerdem ist Emilys Revierverhalten zu ausgeprägt, als dass sie sich ihre Küche mit einer anderen Frau teilen könnte. Selbst, wenn es sich bloß um eine geliehene Küche handelt.«
    »Still, du«, sagte Emily und stieß ihn mit einem Holzlöffel in die Rippen. Er krümmte sich theatralisch, und sie lachte. Es war ein helles Lachen, das perfekt zu der praktischen, eleganten und einfach eingerichteten Küche passte. »Dann lasst mich mal sehen, ob ich errate, wer von euch wer ist. Ich weiß, dass ihr zwei Georges und einen Shaun habt – ist das vielleicht fair?« Sie zog einen übertriebenen Schmollmund, mit dem sie kein bisschen wie die Frau eines Senators aussah. »Drei Jungennamen für zwei Mädchen und einen Jungen. Damit bin ich im Nachteil.«
    »Wir konnten uns unsere Namen nicht selbst aussuchen, Ma’am«, sagte ich und unterdrückte dabei ein Lächeln. Shaun und ich wissen nicht mal, mit was für Namen wir auf die Welt gekommen sind. Während des Erwachens sind wir zu Waisen geworden, und als die Masons uns adoptiert haben, standen wir beide als »Baby Doe« in den Akten.
    »Oh, aber eine von euch hat das sehr wohl«, sagte sie. »Eine der Georges ist auch eine Buffy, und wenn ich noch genug über Popkultur weiß, müsste das die Blonde sein.« Sie drehte sich um und streckte Buffy die Hand entgegen.

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