FEED - Viruszone
Betas hatten hervorragende Arbeit geleistet. Insbesondere Mahir hatte aus seinem relativ einfachen Videomaterial erstaunlich viel rausgeholt, und ich sah an den Server-Flags, das bereits drei größere Nachrichtenseiten Interesse sowohl an den Videos als auch an seiner Kommentarspur bekundet hatten. Ich tippte die Freigabe ein und genehmigte die Verwendung des Materials gemäß eines üblichen Gebührenvertrags, bei dem Mahir vierzig Prozent des Gewinns erhalten und als Urheber des Kommentars ausgewiesen werden würde. Sein erster Durchbruch als Reporter. Er würde so was von stolz sein. Ich überlegte kurz und fügte dann ein Glückwunschschreiben an seine private Adresse bei. Er und ich sind seit Jahren auch unabhängig von unserer Arbeit befreundet, und es kann nie schaden, seinen Freunden Mut zu machen.
»Wie läuft’s bei dir?«, fragte ich, während ich das Rohmaterial aufrief und die Aufnahmen der Attacken chronologisch auf meinem Monitor ablaufen ließ. Ich war mir nicht sicher, wonach ich suchte, aber ich hatte so eine Ahnung, und ich habe gelernt, meinen Ahnungen zu vertrauen. Buffy kennt sich mit Bildern und Optik aus, und Shaun ist Spezialist für Schockeffekte, aber ich? Ich weiß, wo man Nachrichten findet. Es hatte einen Sabotagefall gegeben. Warum? Wann? Und wie war es unserem Saboteur gelungen, die Kabel zu kappen, ohne Buffy vor die Kamera zu geraten?
»Ich nehme dir Becks weg«, sagte Shaun. Ich warf ihm einen Blick zu. Auf seinem Monitor war die Aufnahme von uns beiden am Zaun zu sehen, als wir uns gerade der letzten paar Zombies erwehrten. Die Tonspur ging direkt über seinen Kopfhörer ins linke Ohr. Seine Miene war ernst. »Sie will eine Irwin werden. Seit Wochen bettelt sie schon darum. Und dieser Bericht – das ist kein Newsie-Beitrag, George. Das weißt du.«
Ich zog eine finstere Miene, obwohl ich eigentlich nicht überrascht war. Gute Irwins sind nicht leicht zu kriegen, weil die Sterbequote in der Ausbildung so verdammt hoch ist. Man hat nicht viel Zeit für seine Lernkurve, wenn man mit den Infizierten rumspielt. »Was hat sie für Qualifikationen?«
»Du willst es nur hinauszögern.«
»Tu mir den Gefallen.« Das Material auf meinem Monitor wurde in Echtzeit abgespielt, was hieß, dass einige Videos zuweilen stoppten, damit die anderen aufholen konnten. Bei den Kameras vom Tor fehlten Teile der Geschichte, während die Attacke am Zaun fast vollständig aufgezeichnet war. Unwillkürlich zuckte ich zusammen, als ich sah, wie eine der Frauen von der Wahlveranstaltung, die eindeutig als Infizierte zu erkennen war, ins Bild wankte. Ich brauchte die Tonspur nicht, um zu wissen, was Tyrone sagte: Sie solle stehen bleiben und ihre Papiere vorzeigen. Aber sie lief einfach weiter.
»Rebecca Atherton, zweiundzwanzig, Bachelor in Film von der New York University, Bloglizenz der Klasse A-20, vor sechs Monaten von B-20 hochgestuft, als sie ihre letzte Schusswaffenprüfung bestanden hat. Nächsten Monat macht sie die A-18-Prüfung.«
Eine A-18-Lizenz würde bedeuten, dass sie Gefahrenzonen der Stufe 4 ohne Begleitung betreten durfte. »Wenn du sie übernimmst, erhält mein Teil der Seite ein Jahr lang sechs Prozent der Einnahmen aus ihren Berichten.« Die infizierte Frau grub die Zähne in Tyrones linken Unterarm. Er schrie lautlos und schoss dem Zombie in die Schläfe. Zu spät. Das Unglück war geschehen.
»Drei Prozent«, hielt Shaun dagegen.
»Abgemacht«, sagte ich, ohne den Blick vom Monitor zu wenden. »Schreib mir ein Angebot. Wenn sie einverstanden ist, gehört sie dir.« Tyrone taumelte im Kreis herum und presste sich den Arm an den Leib. Ich sah, wie Tracy Befehle brüllte. Carlos drehte sich um und rannte in Richtung Konvoi, wahrscheinlich, um Verstärkung zu holen. Deshalb hat er überlebt – weil er weggerannt ist. Wie kommt ein Mann wie er damit zurecht? Wahrscheinlich nicht besonders gut.
»George? Was ist los? Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell nachgibst.«
Anstelle einer Antwort zog ich das Kopfhörerkabel aus meinem Gerät, sodass der Ton im Zimmer erklang.
»O Gott, Tracy, ogottogott«, lallte Tyrone. Das Stöhnen im Hintergrund klang tief und gleichmäßig. Die Infizierten kamen, und das Zauntor stand offen.
»Halt die Klappe und hilf mir, das Ding zuzumachen«, knurrte Tracy und griff mit beiden Händen nach dem Tor. Nach kurzem Zögern kam Tyrone ihr zu Hilfe und fasste dabei ein gutes Stück von ihr entfernt an. Er ging gut mit der Sache um. Solange
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