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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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Politik so weit wie er und bleibt dabei absolut sauber, aber bei ihm fehlte nicht viel. Der buchstäblich größte Skandal über ihn, der sich auftreiben ließ, bestand darin, dass seine älteste Tochter Rebecca entweder drei Monate zu früh geboren oder vor der Eheschließung gezeugt wurde. Das ist alles. Er ist wie ein großer, freundlicher Pfadfinder, der einfach eines Tages aufgewacht ist und beschlossen hat, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden.
    Anscheinend ist er nicht mal bei irgendwelchen Lobbygruppen. Obwohl seine Frau eine Pferderanch betreibt, unterstützt er die Einhaltung von Masons Gesetz, was bedeutet, dass die Tierrechtsorganisationen ihn nicht in der Tasche haben. Andererseits ist er gegen die Jagd im großen Maßstab und gegen Entwaldung, was bedeutet, dass er auch nicht zu den militanten Anti-Natur-Gruppen gehört. Er predigt weder Verdammnis, noch besteht er darauf, dass der säkulare Humanismus die einzige Antwort auf die Welt nach dem Erwachen wäre. Bislang konnte ich noch nicht mal einen Hinweis darauf finden, dass seine Wahlkampagne von der Tabakindustrie unterstützt wird, und praktisch jede Wahlkampagne wird von der Tabakindustrie unterstützt. Seit ihre Kunden nicht mehr an Lungenkrebs sterben, ist sie zum wichtigsten Geldgeber der meisten politischen Kampagnen avanciert. Mit Zigaretten, von denen niemand Krebs kriegt, lässt sich ein Haufen Geld machen.
    Eine Menge Leute hätten etwas davon, wenn Peter Ryman plötzlich tot wäre. Vielleicht war es also nicht besonders überraschend, dass gedrückte Stimmung im Konvoi herrschte, als die Vorwahlen näher rückten. Die spielerische Atmosphäre, die in den ersten sechs Wahlkampfwochen geherrscht hatte, war dahin, und stattdessen sah man überall steife Leibwächter mit ausdruckslosen Mienen, die manchmal zu glauben schienen, dass sie selbst nach der Benutzung einer öffentlichen Toilette Bluttests verlangen mussten. Buffy kam ziemlich gut damit klar, vor allem, weil sie ihre Zeit entweder im Innern des Sendewagens oder mit Chuck und seinem Team bei den technischen Geräten verbrachte, aber Shaun und ich drehten fast durch.
    Jeder von uns hat seine eigene Methode, mit verrückten Situationen umzugehen. Deshalb war Shaun am Superwahldienstag mit all den anderen Irwins unterwegs, die sich auf der Suche nach etwas Totem, dem sie auf die Nerven fallen konnten, eingefunden hatten, während ich mich mit etwa siebzig anderen Reportern, die allesamt zutiefst verstört wirkten, in den Bus zum Kongresszentrum gezwängt hatte. Mir war nicht ganz klar, warum sich die anderen ganz offensichtlich so unbehaglich fühlten – ich hatte meinen Presseausweis dreimal scannen und mir zwei Blutproben abnehmen lassen müssen, bevor man mich auch nur hatte einsteigen lassen. Die einzige Möglichkeit, dass jemand vor Erreichen des Kongresszentrums zum Zombie wurde, bestand darin, dass er aus Nervosität einen Herzanfall erlitt.
    Ein angespannt dreinschauender Mann, dessen Hemd auf eine Art und Weise ausgebeult war, die verkündete: »Ich trage eine schlecht sitzende kugelsichere Weste«, stieg ein, und der Fahrer erklärte: »Wir sind voll besetzt. Dieser Bus fährt nun zum Tagungszentrum.« Das trug ihm einen kurzen Applaus von den Fahrgästen ein, die größtenteils aussahen, als ob sie gerade ihre Berufswahl bereuten. Niemand hatte ihnen jemals gesagt, dass sie mit anderen Leuten reden mussten, wenn sie Reporter sein wollten!
    Falls ich den Eindruck erwecke, dass ich wenig Respekt vor den anderen Angehörigen meines Berufsstands habe, liegt das daran, dass das im Allgemeinen auch zutrifft. Für jeden Dennis Stahl, der bereit ist, rauszugehen und seine Story festzunageln, gibt es drei bis vier »Reporter«, die lieber aus der Ferne aufgenommenes Videomaterial zusammenschnipseln, Leute per Telefon interviewen und nie das Haus verlassen. Es gibt eine recht beliebte Nachrichtenseite, Unter der Lupe , die sogar ein Verkaufsargument daraus macht: Ihre Betreiber behaupten, dass sie wahrhaft objektiv sind, weil keiner ihrer Newsies jemals ins Feld geht. Keiner von ihnen hat eine Lizenz der Klasse A, und sie benehmen sich, als wäre das ein Grund zum Prahlen, als ob es gut wäre, möglichst weit weg von den Ereignissen zu sein. Wenn die Paparazzischwärme zu irgendetwas gut sind, dann dazu, diese Einstellung zurückzudrängen.
    Angst macht die Menschen dumm, und Kellis-Amberlee hält sie seit zwanzig Jahren in Angst und Schrecken. Irgendwann kommt

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