FEED - Viruszone
Fahrstuhl trat, sah ich den Informationsstand: Ein buntes Achteck, umgeben von spärlich bekleideten jungen Damen, die Zigaretten verteilten. Ich drängte mich an ihnen vorbei, wobei ich drei Zigarettenschachteln ablehnte, und musterte mit zusammengekniffenen Augen den Plan des Tagungszentrums. »Sie sind hier«, las ich brummelnd. »Großartig. Ich weiß schon mal, wo ich bin. Und der Wasserhahn ist dann wo genau?«
»Nichtraucherin?«, erkundigte sich jemand neben mir. Ich drehte mich um und sah mich Dennis Stahl von der Eakly Times gegenüber. Er lächelte, und sein Presseausweis klemmte am Kragen seines etwas zerknitterten Jacketts. »Sie kamen mir doch gleich bekannt vor.«
»Mr Stahl«, sagte ich mit gehobenen Brauen. »Ich hatte nicht damit gerechnet, Sie hier anzutreffen.«
»Weil ich von der Zeitung bin?«
»Nein. Weil sich in diesem Saal etwa die halbe Bevölkerung Nordamerikas aufhält. Ohne einen Peilsender würde ich hier nicht mal meinen Bruder finden, geschweige denn ihm zufällig über den Weg laufen.«
Mr Stahl lachte. »Na schön.« Eine der leichtbekleideten jungen Frauen nutzte die Ablenkung, um ihm eine Schachtel Zigaretten in die Hand zu drücken. Er beäugte sie zweifelnd und hielt sie mir dann hin. »Zigarette?«
»Tut mir leid, ich rauche nicht.«
Er legte den Kopf auf die Seite. »Warum nicht? Ich glaube, eine Zigarette wäre das i-Tüpfelchen für Ihre demonstrative Aura knallharter journalistischer Integrität.« Ich hob die Brauen noch weiter. Er lachte. »Kommen Sie schon, Ms Mason. Sie kleiden sich ganz in Schwarz, haben einen tragbaren MP3-Player dabei – so ein Gerät habe ich seit Jahren nicht gesehen – , und Sie setzen niemals Ihre Sonnenbrille ab. Glauben Sie wirklich, dass ich ein Image nicht erkenne, wenn ich es sehe?«
»Zuerst einmal leide ich an retinalem KA. Die Sonnenbrille ist eine medizinische Notwendigkeit. Zweitens … « Ich hielt lächelnd inne. »Sie haben mich ertappt. Es ist ein Image. Aber ich rauche trotzdem nicht. Wissen Sie, wo hier die Toiletten sind? Ich brauche etwas Wasser.«
»Ich bin seit drei Stunden hier, und ich habe noch keine Toiletten gesehen«, antwortete er. »Aber es gibt ein gut verstecktes Starbucks da hinten bei den Messeständen. Macht es Ihnen was aus, wenn ich Sie begleite?«
»Wenn es da Wasser gibt, bin ich ganz und gar einverstanden«, sagte ich und wehrte dabei eine weitere Zigarettenschachtel ab.
Mr Stahl nickte und legte mit einer ausholenden Armbewegung einen Weg durch die Menge frei. »Wasser oder einen angemessenen Ersatz«, versprach er. »Als Gegenleistung müssen Sie mir eine Frage beantworten … warum rauchen Sie nicht? Wie gesagt, es käme mir wie das i-Tüpfelchen zu Ihrem Image vor. Persönliche Gründe?«
»Ich lege Wert auf ausreichend Lungenkapazität, um vor den lebenden Toten wegzurennen«, antwortete ich trocken. Mr Stahl hob eine Braue, und ich zuckte mit den Schultern. »Im Ernst. Man kriegt keinen Krebs mehr von Zigaretten, aber sie verursachen nach wie vor Emphyseme, und mir ist nicht danach, mich von einem Zombie fressen zu lassen, nur weil ich cool aussehen will. Außerdem kann der Rauch empfindliche Elektrogeräte stören, und bei den meisten Sachen ist es so schon schwer genug, sie im Feld am Laufen zu halten. Ich will all dem Scheiß, den die Dinger verkraften müssen, nicht noch eine zusätzliche Umweltverschmutzung hinzufügen.«
»Hm. Und ich hatte gedacht, dass wir wieder in einer Welt leben würden, wo jeder knallharte Journalist acht Schachteln am Tag raucht, nachdem sich die Sache mit dem Krebs erledigt hat.«
An den Messeständen wurden Waren aller Art feilgeboten, von gefriergetrockneter Nahrung, die sich garantiert für die Dauer jeder Belagerung halten sollte, bis zu mittelalterlichen Waffen mit eingebautem Spritzschutz. Wenn einem der Sinn nach einem angenehmeren Zeitvertreib stand, fand man die übliche Auswahl von neuen Autos, Haarpflegemitteln und Kinderspielzeug, wobei ich zugeben musste, dass der Mattel -Stand mit der Urban-Survival-Barbie, jetzt mit Machete und Bluttestgerät, eine gewisse Anziehungskraft auf mich ausübte.
»Dann gehen Sie wohl davon aus, dass ›alle knallharten Journalisten‹ im Doppelpack mit Eltern geliefert werden, denen es nichts ausmacht, wenn ihre zu Hause wohnenden Sprösslinge die Gardinen einräuchern«, sagte ich. »Was ist mit Ihnen? Sie stecken sich ja auch keine an.«
»Asthma. Ich könnte rauchen, wenn ich wollte. Was dazu führen könnte,
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