Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

hatten, hatten die Stadt gestaltet und mit Leben erfüllt. Sie war ein Spiegel unserer Seelen und unserer Gefühle - hell, fröhlich und bunt, voll Blumen und Musik. Doch alle, die hier gelebt hatten, sind schon lange tot. Und mit uns ist auch unsere Stadt gestorben."
"Wie bin ich hierher gekommen?"
"Unser Leben und Wirken wird von den vier Elementen bestimmt. Vor unzähligen Jahrtausenden hatte es vier Feenvölker gegeben - ein jedes mit der Macht über eins der Elemente gesegnet. Die vom Erdvolk waren begnadete Baumeister gewesen. Sie waren es, die unsere Städte errichtet hatten, über und unter der Erde. Das Feuervolk kannte das Geheimnis der Flammen. Sie konnten Feuer nach Belieben zähmen und entfachen. Die meisten der noch lebenden Feen - Dunkelfeen, wie sie sich nennen - sind Nachkommen dieser Blutlinie. Doch sie verstehen nicht länger die Kraft, die sie nutzen. Verdreht und verkrüppelt ist ihre Magie, die niemals dazu bestimmt war, solches Leid anzurichten, wie es die Dunkelfeen in den letzten Jahrhunderten entfesselt hatten. Ich weiß es genau, denn dies ist auch meine Linie der Magie. Das Element deines Vaters war die Luft gewesen. Er verstand es, Kraftfelder zu erschaffen, Winde zu entfesseln und sich zwischen den Orten zu bewegen. In dir sind beide Blutlinien vereint. Du trägst die reine Kraft der zwei mächtigsten Elemente in dir.
Das vierte Volk, die Beherrscher des Wassers, hast du, wie du sagst, bereits getroffen. Wie auch immer, so war die Welt vor einer Ewigkeit. Schon lange vor meiner Zeit oder der Zeit deines Vaters war das Erdvolk aus unseren Hallen verschwunden, die meisten von ihnen kehrten zurück in die Tiefen der Erde, um ihre Geheimnisse zu erforschen. Die wenigen, die geblieben waren, hatten ihre Blutlinie mit den drei anderen vermischt und ihre Magie an ihre Nachkommen weitergegeben. So wie die Erde, die Mutter des Lebens, allgegenwärtig ist, tragen wir alle ihre Kraft in uns. Denn unsere Abstammung verleiht uns die Macht über die Elemente - umso stärker, je reiner die Blutlinie ist.
Die vier Elemente zusammen bilden die Stärke der Feen und die Grundfeste dieser Welt. Als die Menschen kamen, waren wir gezwungen, uns zurückzuziehen, denn sie hatten kein Verständnis für die Schönheit der Magie. Die Magische Kraft, die Natürliche, die alles umgab, begann zu verblassen, zu verschwinden. Um sie - und uns - zu schützen, schufen wir das mächtigste Siegel, das uns bekannt war - das Siegel der vier Elemente, ein perfekter Kreis, der alles Leben umschloss, um das Ausbluten der Magie zu verhindern. Wo seit Ewigkeit Einheit geherrscht hatte, waren zwei Welten entstanden - unsere und die der Menschen. Wir konnten uns frei zwischen den beiden bewegen, doch den Menschen blieb die magische Welt verwehrt."
"Und wie betritt man nun diese Welt?" unterbrach Dhalia sie ungeduldig.
"Natürlich indem man die vier Elemente zusammenbringt, aus denen das Siegel besteht. Das hast du doch auch gemacht." Verwirrt sah sie Dhalia an. Doch diese ging nicht darauf ein.
"Heißt das etwa, wenn ich einen Kessel Wasser zum Kochen bringe und einen Klumpen Erde hineinschmeiße, öffnet sich das Portal?" rief Dhalias fassungslos aus.
"Wenn du eine Fee bist und es in deiner Absicht liegt, das Siegel zu öffnen - ja. Aber normalerweise tragen wir das Tisrial bei uns, das erleichtert die Sache. Und natürlich geht es nicht überall, es muss ein natürlicher, ein von Menschen unberührter Ort sein."
"Was heißt das?"
"Es gibt nur noch wenige Orte, an denen das Portal geöffnet werden kann. Und wenn es geschieht, dürfen keine Menschen anwesend sein." Ihr Gesicht verfinsterte sich. "Wenn es allerdings einmal offen ist, können auch Menschen hindurch. Dies haben wir mehr als zur Genüge erfahren."
"Es gibt aber keinen Schlüssel? Nichts, was es dabei zu beachten gibt?" vergewisserte Dhalia sich gezwungen ruhig.
Ihre Mutter schüttelte verwundert den Kopf. "Wenn du mit
    Schlüssel
jedoch ein Tisrial meinst - das mächtigste Symbol der Feen, das die Magie der vier Elemente in sich vereint - so geht es damit natürlich auch. Es ist aber nicht unbedingt erforderlich. Das Tisrial hat noch viele andere Einsatzgebiete - für die Meditation zum Beispiel. Grundsätzlich lässt sich das Portal immer mit dem öffnen, was die Natur um uns herum bereithält - Wasser, Feuer, Luft, Kräuter."
Abrupt blieb Dhalia stehen und funkelte ihre Mutter wütend an. "Du meinst, es war alles umsonst? Eine alberne Tasse Tee hätte gereicht?!" Sie