Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
Lösung einfallen. Aber jetzt musst du dich ausruhen, schlaf." Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und setzte sich neben sie hin, den Rücken an einen Baum gelehnt. Es war zum Verzweifeln. Endlich hatte er sie wieder und nun war alles noch viel schlimmer als vorher. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Chris schreckliche Angst davor, was die Zukunft ihm bringen würde.
Dhalia schreckte hoch, weil sie eine Berührung an ihrer Wange spürte. Es war dunkel und das Feuer war fast heruntergebrannt. Chris saß schlafend zu ihren Füßen.
Warmer Atem in ihrem Rücken ließ sie erschrocken herumfahren. Sie sah direkt in zwei große Augen, die in der Luft schwebten, und konnte nur mit Mühe einen Entsetzensschrei unterdrücken.
Das Einhorn war wieder da, bis auf die Augen praktisch unsichtbar in der Dunkelheit. Einen Augenblick lang starrten sie sich bloß an, dann wich das Wesen einige Schritte zurück und wartete.
Unsicher, ob sie noch träumte, erhob Dhalia sich von ihrem Lager. Der warme Mantel rutschte ihr dabei von den Schultern und sie breitete ihn über Chris' schlafende Gestalt. Er murmelte etwas, wachte jedoch nicht auf.
Das Einhorn wartete, bis sie fertig war, dann drehte es sich um und verschwand lautlos im Wald. Trotz der Dunkelheit und Kälte spürte Dhalia weder Schwäche noch Angst. Ohne zu wissen, weshalb und wie, war sie überzeugt davon, dass das geheimnisvolle Wesen ihr wieder helfen würde. So schnell die Dunkelheit es ihr gestattete, lief sie dem Einhorn hinterher. Es bewegte sich so leise und verschmolz mit dem nächtlichen Wald, dass sie Angst hatte, sie hätte seine Spur schon verloren. Doch nach wenigen Schritten merkte sie, dass es auf sie wartete. Als sie aufgeschlossen hatte, setzte das Wesen sich wieder in Bewegung, die ganze Zeit über darauf bedacht, dass sie ihm folgen konnte. Einmal, als sie die Spur dennoch verlor und sich ratlos nach allen Seiten im finsteren Wald umblickte, tauchte es unverhofft an ihrer Seite auf und forderte sie mit einem vorwurfsvollen Blick auf, ihm weiter zu folgen.
Dhalia wusste nicht genau, wie lange sie ihrem gespenstischen Führer nachgelaufen war. Schließlich lichteten sich die Bäume und sie konnte das leise Plätschern von Wasser hören. Das Einhorn blieb stehen und sah sie erwartungsvoll an. Anscheinend waren sie an ihrem Ziel angelangt, auch wenn sie keine Vorstellung davon hatte, was nun von ihr erwartete wurde. Vorsichtig machte sie einen Schritt nach vorn. Im schwachen Licht des Mondes konnte sie einen kleinen Teich erkennen, dessen Oberfläche trotz der Windstille aufgewühlt war. Außerdem nahm sie einen leichten Schwefelgeruch wahr - eine heiße Quelle! Und tatsächlich, als sie die Hand in das Wasser tauchte, fühlte es sich angenehm warm an. Das Einhorn wieherte glockenhell und Dhalia richtete sich verwirrt wieder auf. Wollte es sie ermutigen oder warnen? Was sollte sie nun tun? Es wartete zweifelsohne darauf, dass etwas geschah. Es musste einen Grund geben, wieso dieses geheimnisvolle, magische Wesen sie hierher gebracht hatte. Ratlos ließ sie sich auf einen großen Stein nieder und dachte nach. Was konnte an diesem Ort so besonders sein?
Das Einhorn schnaubte ungeduldig, anscheinend war es verärgert, dass sie nichts unternahm.
"Was soll ich denn machen?" rief sie ihm hilflos zu. Es kam keine Antwort. Sie seufzte tief. In diesem Augenblick kam der volle Mond hinter einer kleinen Wolke hervor und in seinem Schein konnte sie es in der Mitte des kleinen Teiches sprudeln sehen. Es sah aus, als würde sich flüssiges Silber ins Wasser ergießen.
Fasziniert stand Dhalia auf und trat näher an den Rand des kleinen Gewässers heran. Dabei fiel ihr Blick nach unten. Sie konnte im aufgewühlten Wasser ihr Spiegelbild zwar nicht genau erkennen, doch das, was sie da sah, erinnerte sie plötzlich stark an ihre Mutter, ihre leibliche Mutter, die sie in ihren Träumen so hartnäckig verfolgte. Sie hatte sie zu sich gerufen, ins Feenreich. Wie gern wäre Dhalia der Einladung gefolgt. Aber das war nicht mehr möglich, sie hatte den Schlüssel nicht mehr. Und genau das hatte sie ihr auch gesagt. Komisch, dass ihre Mutter sich daran überhaupt nicht gestört hatte. Sie schien weiterhin fest daran zu glauben, dass Dhalia zu ihr kommen könnte. Vielleicht hatte sie sie ja nicht richtig verstanden. Nein, sie hatte sie gehört. Sie hatte gesagt, es wäre kein Schlüssel nötig. Das ergab keinen Sinn. Wenn es keinen Schlüssel gab, gab es auch kein Siegel. Und dann
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