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Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

Titel: Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeißler
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konnte es einfach nicht fassen. Anklagend starrte sie ihre Mutter an. "Wieso hast du mir das nicht schon viel früher gesagt? Wieso erst jetzt, wenn es keine Rolle mehr spielt?" Bittere Tränen schossen ihr in die Augen.
"Ich konnte es dir nicht früher sagen."
"Und wieso nicht? Ist das etwa ein abartiges
    Du-musst-es-selbst-herausfinden-Spiel
?!"
"Natürlich nicht!" Zum ersten Mal lag eine Spur von Strenge in der Stimme ihrer Mutter. "Erst einmal muss die Fee, die das Portal öffnen möchte, im Vollbesitz ihrer Kräfte sein. Und deine sind selbst jetzt noch lange nicht voll ausgeprägt. Feenkinder entwickeln ihre Fähigkeiten erst, wenn ihre Flügel zu wachsen beginnen. Vorher war es mir auch nicht möglich, zu dir zumindest in deinen Träumen zu sprechen. Und dann hast du dich sosehr gegen deine Natur gewehrt, dass ich einfach nicht zu dir durchdringen konnte. Doch ich habe es versucht." Ihre Stimme zitterte. "Ich habe es die ganze Zeit über versucht."
"Ja, ich weiß", sagte Dhalia plötzlich wieder ruhig. Sie selbst war es gewesen, die davongelaufen war, weil sie Angst davor gehabt hatte, was ihre Träume bedeuten konnten, was sie über sie aussagten. "Heißt das, vor einigen Monaten hätte ich das Portal noch nicht öffnen können?" fragte sie, in der Hoffnung, dass ihre lange Reise nicht völlig zwecklos war.
"Nein." Ihre Mutter schüttelte den Kopf. "Egal, was du versucht hättest, es wäre dir nicht gelungen. Erst recht nicht, während du in Gesellschaft von Menschen warst. Und selbst jetzt habe ich dir noch ein wenig dabei geholfen."
Sie blieben vor einer großen steinernen Doppelflügeltür stehen, in die ein gewaltiger Baum eingraviert war. "Nach dir." Dhalias Mutter wies auf den Türknauf.
"Was ist dort drin?"
"Der Baum der Zeiten."
"Was?" Dhalia lächelte unsicher.
"Geh hinein und du wirst es verstehen."
Ein aufgeregter Schauer durchfuhr die junge Frau, als sie die Hand an den Griff legte. Obwohl die Tür sehr massiv wirkte, ließ sie sich ganz leicht öffnen. Mit einem Blick zu ihrer Mutter trat Dhalia neugierig über die Schwelle.
Ein gewaltiger Baum, größer als alle, die sie je gesehen hatte, ragte vor ihr in die Höhe. Nur dass er nicht braun und grün war, sondern eher die Farbe von Quecksilber hatte. Sein Stamm war so dick, dass er allein die Fläche eines Hauses einnahm, und seine Spitze verlor sich irgendwo ganz weit oben über ihrem Kopf. Obwohl es völlig windstill war, erfüllte ein lautes Rascheln den gesamten Raum. Als sie genauer hinsah, bemerkte Dhalia, dass nicht nur die Blätter, sondern auch die Äste des Baumes stetig wuchsen, sich wanden und veränderten. Nein, nicht am ganzen Baum. Verwundert erkannte sie, dass ein Teil des gewaltigen Gewächses wie versteinert schien. Es war der rechte Teil, der sich kontinuierlich veränderte. Nein, auch das stimmte nicht ganz. Fasziniert beobachtete Dhalia, wie ein sich windender, stark verzweigter Ast sich plötzlich auf die linke Seite schwang. Bis auf einen zogen sich die dort sprießenden Zweige auf einmal in den Stamm zurück, so dass nur noch ein glatter Ast übrig blieb, der allmählich erstarrte. Dafür sprossen neue bewegliche Äste aus dem dicken Baumstamm und begannen, sich beinahe augenblicklich zu verzweigen.
"Was ist das?" fragte Dhalia, nicht ganz sicher, ob sie nun neugierig oder doch eher verängstigt war.
Ihre Mutter lächelte nachsichtig. "Schau dir mal die Blätter an. Kommen sie dir bekannt vor?"
Dhalia, die bisher versucht hatte, die Gesamtheit des vor ihr Liegenden zu erfassen, stellte sich nun auf die Zehenspitzen, um die über ihr hängenden untersten Blätter genauer zu inspizieren. "Du meine Güte!" entfuhr es ihr und hastig kramte sie ihr eigenes Silberblatt unter ihrer Kleidung hervor. "Das ist ein Blatt von diesem Baum!" rief sie aufgeregt.
Ihre Mutter nickte. "Ja, das ist es. Lange vor deiner Geburt haben wir die Freundschaft der Menschen gesucht. Und da, wo wir sie gefunden hatten, haben wir so ein Pfand unserer Zuneigung zurückgelassen - ein lebendiges Blatt vom Baum der Zeiten."
"Lebendig?" Neugierig wendete Dhalia ihr Blatt in den Händen. "Aber bis auf das eine Mal hat es nie etwas gemacht."
"Ich weiß. Es ist erstaunlich, dass es überhaupt je etwas gezeigt hatte."
"Was macht dieser Baum?" Sie sah ihre Mutter drängend an.
"Der Baum der Zeiten zeigt uns, was war, was ist und was vielleicht einmal sein kann."
Dhalia schluckte. "Du meinst ..."
"Der linke Teil zeigt uns die Vergangenheit, die unabänderliche,

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