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Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

Titel: Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeißler
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Kopf, als würde sie genau dies versuchen. Dabei fiel ihr eine Strähne ihres eigenen Haars ins Gesicht. Es war ihr mittlerweile bis auf die Schultern nachgewachsen - warum war es eigentlich so kurz? Das Blond, das in ihrer eigenen Strähne schimmerte, erinnerte sie an die Traumgestalt und sie steckte sich die Haare missmutig hinter das Ohr. Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken.
Um sich abzulenken, ging Dhalia zu dem niedrigen Tisch herüber, der neben dem Fenster stand. Dort lagen noch immer Pergament und einige Stifte verstreut, die von Dhalias letztem erfolglosem Versuch stammten, Fiona das Zeichnen beizubringen. Beinahe automatisch griffen ihre Finger nun nach einem Kohlestift und sie begann, gedankenverloren auf einem Blatt herumzukritzeln.
Überrascht stellte sie nach einer Weile fest, dass zwei Augen plötzlich aus dem ansonsten noch leeren Blatt zu ihr hinaufblickten. Skeptisch sah sie sie an. Etwas fehlte da noch. Nach ein paar weiteren Strichen war es schon besser. Nun meinte sie, wache Intelligenz und einen Funken Humor in den Augen zu entdecken. Ja, so war es richtig. Wie von selbst machten ihre Finger weiter, während sie fasziniert der Entstehung des Gesichtes zusah. Zwei Augenbrauen, dicht, aber nicht zu buschig, die eine belustigt leicht nach oben gewölbt. Darüber eine hohe, ausdrucksstarke Stirn unter kurzem, leicht gewelltem dunklem Haar.
Zum Schluss noch eine gerade Nase und zwei volle geschwungene Lippen. Lippen, die gerne lachten, über einem entschlossenen Kinn. Fertig. Zufrieden betrachtete Dhalia ihre Zeichnung.
Sie hatte kein bewusstes Vorbild vor Augen gehabt und dennoch wusste sie, dass sie die Züge genau getroffen hatte. Zu oft hatte sie sie bereits betrachtet, um sich irren zu können.
Zögernd, als wäre das Bild lebendig, streckte Dhalia die Hand aus und berührte schüchtern seine Wange. "Chris", murmelte sie fassungslos. Wie hatte sie ihn nur vergessen können?
Aber mit der Erinnerung an ihn kamen auch all die Zwänge zurück, die zwischen ihnen standen. Und all die Gefahren, die sie schon überstanden hatte, und die noch schlimmeren, die noch auf sie warten mochten, die sie für ein äußerst ungewisses Ende noch auf sich nehmen sollte. Und wozu?
Die Welt war bisher auch ohne ihre Einmischung wunderbar zurecht gekommen. Und sie würde sich auch weiter drehen, wenn Dhalia nichts unternahm. Es gab nur eine Person, die von ihren Entscheidungen unmittelbar betroffen war - sie selbst. Wenn sie also bei Fiona und ihrem Volk bleiben und alle Menschen sich selbst überlassen wollte - so wie auch sie allein auf sich gestellt war - so war das ihr gutes Recht. Niemand hatte das Recht, sie dafür zu verurteilen. Einmal wollte sie nur an sich denken. Es war allein ihre Sache.
Warum starrten dann Chris' Augen sie aus der Zeichnung heraus auf einmal so enttäuscht und vorwurfsvoll an? "Du musst es doch verstehen!" schrie sie dem Bild trotzig entgegen. "Du vor allen anderen! Du bist doch selbst nicht anders. Du denkst in erster Linie auch immer nur an dich!"
Täuschte sie sich oder blickten die Augen sie nun tatsächlich betroffen an? "Tut mir leid", flüsterte Dhalia plötzlich kraftlos. Sie wusste, dass ihre Vorwürfe nicht stimmten. Er war nicht so. Nicht mehr. Und so sehr sie es sich auch wünschen mochte, sie war auch nicht so. Sie hatte die Gnade des Vergessens, die die Unterwasserwelt ihr so großzügig gespendet hatte, verloren und konnte nun nicht mehr zurück.
Sie lachte bitter auf. Was also blieb ihr? Sie würde nie wirklich zu Fionas Volk gehören können, sie war keine von ihnen. Und doch hatte sie keine Möglichkeit, in ihre eigene Welt zurückzukehren. Würde sie etwa ihr Leben für immer als Fremde unter Fremden fristen müssen? Stets in dem Bewusstsein, dass sie eine Welt für immer verloren hatte und zu der anderen niemals Zugang erlangen würde?
Wütend schob sie das Bild, das sie von Chris gemacht hatte, von sich fort. Hätte sie doch bloß die Finger davon gelassen! Aber dafür war es nun zu spät. Sie würde mit ihren Erinnerungen wohl leben müssen.
"Und doch", gab eine leise, hoffnungsvolle Stimme in ihr nicht auf. "Wenn es für dich einen Weg hinein gab, dann gibt es auch einen Weg hinaus."

"Was ist denn das?" ertönte plötzlich Fionas Stimme. Erschrocken zuckte Dhalia zusammen. Sie hatte das Eintreten ihrer Freundin noch gar nicht bemerkt. Hastig, beinahe schuldbewusst griff sie nach ihrer Zeichnung. Sie wollte mit Fiona nicht über Chris sprechen müssen. Doch

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