Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
sie brauchte keine Angst zu haben. Anscheinend war es Fiona egal, wen das Bild darstellte. Sie war nur an der kunstvollen Ausführung interessiert.
"Das ist aber schön!" rief sie begeistert aus. "Ich wusste gar nicht, dass du das so gut kannst." Bevor Dhalia etwas erwidern konnte, sprach sie schon weiter. "Kannst du mich bittebittebitte auch malen?" Sie sah Dhalia schmachtend an.
"Was kriege ich dafür?" fragte Dhalia keck zurück. Sie hatte sich schon seit einiger Zeit angewöhnt, nichts für umsonst zu machen. Die Feen verlangten immerhin auch immer eine Gegenleistung.
"Du kannst dir einen von meinen Schätzen aussuchen", bot Fiona großzügig an. Sie musste das Portrait wirklich sehr wollen.
Dhalia nickte. Fiona klatschte in die Hände und sprang begeistert in die Luft. "Was soll ich tun?"
Dhalia lächelte. Bei Fiona musste alles immer sofort geschehen. "Setz dich auf den Hocker da und versuche, dich nicht zu bewegen."
Fiona hockte sich gehorsam auf den angewiesenen Platz hin und schaffte es sogar, ein paar Minuten still zu halten. Doch schon sehr bald wurde es ihr zu langweilig. Immer öfter drehte sich ihr hübscher Kopf von einer Seite zur anderen, so dass die blonden Locken hin und her flogen, und sie begann, sehnsüchtig aus dem Fenster zu starren.
"Bleib still", ermahnte Dhalia sie.
Enttäuscht schob Fiona ihre Unterlippe vor. "Aber das ist langweilig", beschwerte sie sich.
"Wir können auch aufhören", erwiderte Dhalia mit einem provozierenden Achselzucken. "Dann male ich eben kein Bild von dir." Sie tat, als würde sie den Stift beiseite legen.
"Nein!" schrie Fiona sofort auf. "Ich bin ganz artig", fügte sie dann hinzu.
Dhalia konnte förmlich sehen, wie viel Anstrengung es Fiona kostete, sich zusammenzureißen und ihre natürliche Lebhaftigkeit zu unterdrücken. Schließlich hatte sie Erbarmen mit ihr. "Ich denke, das reicht für jetzt", teilte sie Fiona mit. "Wir können später weitermachen."
"Versprochen?" fragte Fiona misstrauisch nach.
"Natürlich, wenn du dann noch willst."
"Natürlich will ich!".
Und tatsächlich bewies Fiona bei diesem Projekt viel mehr Ausdauer, als Dhalia ihr bei etwas, das keinen Spaß machte, zugetraut hätte. Doch die junge Wasserfee blieb hartnäckig und schon nach wenigen Tagen hielt sie freudestrahlend ihr Porträt in den Händen.
"Jetzt darf ich mir aber etwas aussuchen", erinnerte Dhalia sie an ihre Abmachung.
"Aber klar doch", murmelte Fiona, die noch immer in die Betrachtung ihres Gesichts vertieft war.
Sie führte Dhalia zu ihrer Schatzkammer, wie sie es bezeichnete. Obwohl Dhalia die Begeisterung ihrer Freundin für glitzernden Schnickschnack nicht teilte, musste selbst sie zugeben, dass Fiona eine wunderbare Sammlung hatte. Staunend ging sie an Regalen mit fein gearbeiteten Haarspangen, Ketten, Armreifen und Kämmen vorbei, öffnete zierliche Schatullen und spähte hinein. Ihr entging auch nicht, wie Fiona jedes Mal die Luft anhielt, wenn etwas Dhalias Interesse gefesselt hatte, und wie sie erleichtert ausatmete, wenn Dhalias Blick endlich weiter schweifte. Was auch immer Dhalia sich als Lohn für ihre Arbeit aussuchen mochte, es würde Fiona sehr schwer fallen, sich davon zu trennen. Doch Dhalia wusste genau, wonach sie suchte, sie hatte es bisher bloß noch nicht erspäht. Schließlich fiel ihr Blick auf eine bauchige, kunstvoll verzierte Phiole. Sie nahm sie in die Hand und schaute sie sich genau an.
"Wenn du auf diesen Knopf hier drückst, geht sie auf und wieder zu", informierte Fiona sie bereitwillig. "Und außerdem ist sie sehr schön." Sie blickte Dhalia aufmunternd an. Anscheinend hing ihr Herz nicht besonders an diesem Stück.
Dhalia nickte interessiert und prüfte sorgfältig den Verschlussmechanismus - die Phiole schien dicht zu halten. "Ich will die hier", wandte sie sich an Fiona. Sie hatte ihr Ziel, das Wasser des Lebens zu finden, nicht aufgegeben. Und wenn sie es erst einmal gefunden hatte, brauchte sie auch eine Möglichkeit, es mitzunehmen. Die Phiole schien dafür ideal.
"Bist du ganz sicher?" fragte Fiona sicherheitshalber nach.
"Ja", Dhalia nickte.
"Gut", antwortete Fiona erleichtert. "Wenn du magst, zeige ich dir noch meine übrigen Schätze", bot sie stolz an.
Dhalia lächelte. "Ich würde sie sehr gerne sehen."
Fiona führte sie nun in eine Ecke des Raumes, die sie bisher sorgsam gemieden hatte. Als sie näher traten, erkannte Dhalia auch den Grund dafür. Auf einem kleinen Regal entdeckte sie eine Ansammlung der schönsten Spiegel, die
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