Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
irgendwo im Gebüsch verkrochen hatte.
Am Nachmittag hatte Eliza jedoch noch immer keine Spur von Dhalia entdeckt. Es wurde zunehmend dunkler und sie hatte schon seit einiger Zeit überhaupt keine Menschen mehr angetroffen. Anscheinend scheuten sie das Reisen in der winterlichen Nacht. Elizas anfängliche Aufregung war bereits abgeklungen. Sie war müde, hungrig und ihr war kalt. Als Dunkelfee konnte sie damit zwar besser umgehen als die Menschen, aber es war für sie genauso wenig erfreulich. Sie überlegte schon flüchtig, ob sie nicht doch eine kleine Rast einlegen sollte, als ihre Sinne plötzlich eine unbekannte Präsenz am Rande ihrer Wahrnehmung entdeckten. Eine Präsenz, die es hier gar nicht geben dürfte.
Es musste ein Reisender sein, denn sie spürte, wie die Person sich von ihr entfernte. Neugierig und aufgeregt spornte Eliza ihr Pferd wieder an und folgte der geheimnisvollen Signatur. Sie kannte solche Auren zur Genüge. Sie hatte die charakteristische Färbung junger Dunkelfeen, bevor sie mit ihrer Ausbildung begannen. Es war die unverkennbare Signatur der Magie, bevor der Betroffene sie seinem Willen beugte und ihr seine eigene Prägung verlieh. Aber es war ausgeschlossen, dass eine Jungfee allein hier draußen unterwegs sein konnte. Jungfeen waren nie allein unterwegs. Bevor sie gelernt hatten, ihre Fähigkeiten richtig einzusetzen, waren sie einfach viel zu angreifbar. Und außerdem hatten sie in der Welt der Menschen rein gar nichts verloren. Vielleicht war es ja ein Trainingseinsatz gewesen und sie hatte den Anschluss an ihre Gruppe verloren, flog es Eliza als Möglichkeit durch den Kopf. Doch nein, der Aura fehlte das Flackern der Unsicherheit und der Angst. Im Gegenteil, die Person, der sie folgte, war äußerst zielstrebig unterwegs - und zwar weg von Alandia. Das konnte auf keinen Fall eine junge Dunkelfee sein.
Eliza achtete darauf, dass der Abstand zwischen ihnen gleich blieb. Gerade noch nah genug, um die Spur nicht zu verlieren, doch nicht so nah, als dass ihre Anwesenheit entdeckt werden konnte. Irgendwann würde die Person schon eine Rast einlegen und dann könnte Eliza sich nah genug heranschleichen, um sich ein besseres Bild verschaffen zu können.
Eine ganze Weile folgte sie der geheimnisvollen Aura, die ihr wie ein kleines Leuchtfeuer den Weg wies. Und schließlich wurde ihre Geduld belohnt. Die Präsenz wich von der Straße ab und ein Stück in einen kleinen Forst hinein. Eliza wartete noch ein wenig, bis es ihr sicher erschien, dass sie sich gefahrlos heranschleichen konnte.
Als sie vorsichtig näher kam, sah sie eine junge Frau im Schutz einer kleinen Schneehöhle friedlich schlafen, den Kopf auf ihren Sattel gebettet, Bogen und Schwert griffbereit. Das Pferd, das an einem kleinen Baum angebunden war, knabberte halbherzig an dessen Rinde herum. Es blickte kurz hoch, als es Elizas Anwesenheit spürte, doch sie machte eine schnelle Handbewegung in seine Richtung und es wandte sich wieder seiner kärglichen Mahlzeit zu.
Fassungslos, beinahe wehmütig betrachtete Eliza das schöne entspannte Gesicht des Mädchens und die blonde Strähne, die unter ihrer Kapuze hervorschaute und im Schein des niedrigen Feuers golden glänzte. Die Augenlider des Mädchens flackerten kurz, als Eliza noch einen Schritt näher kam, blieben jedoch geschlossen. Doch das machte nichts. Eliza war sich ganz sicher - sollte die Kleine ihre Augen öffnen, so würde ihr ein leuchtendes Grün entgegenstrahlen. Sie hatte es endlich geschafft, sie war am Ziel!
Die Dunkelfee streckte ihre Hand nach Dhalia aus, aber plötzlich zögerte sie. Zwei Gedanken kamen ihr gleichzeitig, völlig verschieden, doch beide irgendwie beunruhigend.
Das Mädchen hatte die Aura einer jungen Dunkelfee. Obwohl Eliza wusste, dass das unmöglich war.
Das
hätte Denna ihr mit Sicherheit erzählt. Und selbst ohne Denna wusste Eliza ebenso gut wie jede andere Dunkelfee, dass es außerhalb ihres Habitats keine Dunkelfeen gab. Dann fiel ihr der Kompass ein, von dem Chris ihre Ortung gelöscht hatte, und Elizas Herzschlag beruhigte sich wieder ein wenig. Es war eine künstliche Aura, die dazu dienen sollte, ihre Spur zu verwischen, nicht die echte Aura des Mädchens. Erleichtert holte Eliza ihren Kompass hervor, es hatte Gheorghe große Mühe gekostet, ihn wiederzufinden, nachdem sie ihn in ihrer Wut fortgeschleudert hatte, doch er hatte es schließlich geschafft.
Künstlich oder echt, das Mädchen wird mir nicht noch einmal entkommen, beschloss
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