Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
unsicher.
Chris lachte laut auf. "Selbst wenn ich einer wäre, würde ich jetzt wohl kaum ‚Doch!' antworten."
Der Knüppel kam wieder ein wenig höher. "Und was soll ich jetzt glauben?" fragte sie unsicher.
"Mir egal", erwiderte Chris und erhob sich. Mit dem Kind auf dem Arm und dem lächerlichen Ast, den sie in der Hand hielt, konnte sie ohnehin nichts gegen ihn ausrichten. Dennoch war er nicht gerade scharf darauf, ihr erneut den Rücken zuzukehren. Daher ging er einige Schritte rückwärts und machte Anstalten, wieder im Wald zu verschwinden. Doch die junge Frau mit dem kleinen Kind auf dem Arm wirkte so verloren, dass er es nicht übers Herz brachte, einfach so zu verschwinden. "Also gut", er blieb stehen. "Wenn ich ein Räuber wäre, hätte ich Euch schon längst überwältigt. Da ich das weder getan noch den Versuch dazu unternommen habe, müsst Ihr mir schon glauben, dass ich ein einfacher Reisender bin, den es zugegebenermaßen überrascht hat, ein Kind im Wald zu treffen. Ihr hättet ihn nicht allein lassen sollen. Es ist gefährlich."
"Aber ich wollte doch nur kurz Holz sammeln, um ein Feuer zu machen", rechtfertigte die Frau sich stammelnd.
"Ist das etwa Euer Feuerholz?" Skeptisch wies Chris auf ihren Knüppel, den sie nun endlich gesenkt hatte.
"Ja." Etwas wie Trotz lag in ihrer Stimme.
"Das wird nicht gut brennen."
"Und wieso nicht?"
"Es ist zu dick und zu feucht. Ihr habt wohl noch nicht oft im Wald übernachtet, oder?"
"Nein", gab sie traurig zu.
"Mein Lager ist nicht weit von hier", schlug Chris plötzlich vor. "Dort gibt es ein schönes Feuer. Außerdem schreckt eine Gruppe von Menschen die Wölfe eher ab."
"Wölfe?" Erschrocken blickte die Frau sich um.
"Natürlich Wölfe", wiederholte Chris genervt. "Das ist ein Wald und das Geheul, das Ihr in der Ferne hört, stammt gewiss nicht von einer Nachtigall. Am besten, Ihr folgt mir einfach."
Die Frau nickte ergeben und Chris fragte sich insgeheim, was er sich jetzt schon wieder eingebrockt hatte.
Obwohl sie ihm noch immer nicht recht traute, schien sie sich beim Anblick von Chris' Lager ein wenig zu entspannen. Sie ließ ihren Beutel zu Boden fallen und setzte sich selbst darauf, das Kind unter dem Mantel eng an ihre Brust gekuschelt, während Chris das Feuer in Gang brachte.
"Wie heißt denn der Kleine?" erkundigte er sich beiläufig, um das Eis zu brechen.
"Sie, es ist eine sie", berichtigte ihn die Frau. Dann schien ihr schroffer Ton ihr leid zu tun. "Sie heißt Marja."
"Ein schöner Name. Ich bin übrigens Christopher. Und wie heißt Ihr?"
"Izabel."
Chris kramte in seinem Rucksack und holte ein halbes Brot hervor. Er hatte gehofft, dass es ihm noch für zwei Tage reichen würde, doch Izabel sah aus, als könnte sie etwas Nahrhaftes gebrauchen. Er brach das Brot in zwei Hälften und reichte ihr eine davon. "Tee wird es auch gleich geben", teilte er ihr freundlich mit.
Sie nickte dankbar, als sie es entgegennahm, und biss versuchsweise hinein. Es war schon trocken, doch Izabel beschwerte sich nicht. Sie wartete, bis Chris ihr eine Tasse Tee reichte, und tunkte das Brot hinein, um es für ihre Tochter aufzuweichen. Erst als das Kind gesättigt war, aß sie hungrig den Rest.
Chris betrachtete sie neugierig. Zumindest schien sie ihre Angst vor ihm abgelegt zu haben. Sie war sehr zart und passte überhaupt nicht in diese Situation hinein - nachts im Wald, allein. Sie hätte jetzt ein Festmahl im Haus ihres Gemahls organisieren sollen, anstatt mit ihm trockenes Brot zu kauen. "Was ist Euch zugestoßen?" fragte er vorsichtig, als sie ihr Essen beendet hatten.
"Wieso?" Argwohn flackerte wieder in Izabels Augen auf.
"Nun", Chris machte eine ausladende Geste, "Ihr seht nicht aus, als wäret Ihr so ein Leben gewohnt."
Sie lächelte leicht. "Das bin ich in der Tat nicht." Das Kind regte sich schläfrig an ihrer Brust und sie warf einen liebevoll-besorgten Blick auf die Kleine. Da sie jedoch nicht aufwachte, wandte die Frau ihre Aufmerksamkeit wieder Chris zu. "Es ist unsere erste Nacht im Wald. Bisher sind wir mit einem fahrenden Kaufmann gereist. Doch gestern trennten sich unsere Wege, da er weiter nach Süden wollte."
"Und was ist Euer Ziel?"
"Alandia. Meine Schwester wohnt dort. Bei ihr werde ich Unterschlupf finden."
"Und Euer Gemahl?"
Sie warf ihm einen ängstlichen Blick zu.
"Ihr müsst mir nicht antworten, wenn Ihr nicht wollt", versicherte Chris eilig. "Doch wenn Ihr nach Alandia wollt, kann ich Euch leider nicht helfen. Ich will genau in die
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