Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
sein?
"Beschreibt sie mir", verlangte sie aufgeregt. "Viele von uns tragen diesen Anhänger", fügte sie rasch hinzu, als sie die verwunderten Blicke der Männer bemerkte.
"Nun", der Älteste schien zu überlegen. "Sie war sehr jung, blond, mit großen grünen Augen."
Volltreffer! Eliza lächelte zufrieden. "Wann ist sie aufgebrochen?"
"Gestern, Herrin."
"Gestern? Das ist unmöglich", entfuhr es Eliza. "Sie hätte schon vor einigen Tagen hier sein müssen."
Die Männer starrten plötzlich zu Boden.
"Was ist geschehen?" verlangte die Dunkelfee mit strenger Stimme zu wissen.
"Wir wussten nicht, dass sie von Eurer Art war!" war die einzige, fast trotzig klingende Antwort, die sie bekam.
"Natürlich nicht!" schnappte Eliza. "Sie war inkognito unterwegs! Was habt Ihr mit ihr gemacht?"
"Gar nichts!" rief der Anführer beinahe erschrocken aus. Die anderen blickten sie nur betreten an. "Es ging ihr gar nicht gut, als sie hier ankam. Unsere Heilerin hat nach ihr gesehen. Und kaum war sie auf den Beinen, wollte sie auch schon wieder weiter. Sie sagte, sie wäre in einer wichtigen Mission unterwegs. Sie ist sofort aufgebrochen."
"Und wohin?"
Erstaunt und zum ersten Mal argwöhnisch blickte der Älteste sie an. "Es steht uns nicht zu, eine Dunkelfee nach ihren Plänen zu befragen. Sicherlich müsstet Ihr wissen, Herrin, wohin Eure Schwester unterwegs ist."
"Natürlich weiß ich das!" schnappte Eliza. "Ich wollte nur sicherstellen, dass sie sich an ihre Befehle hält. Sie ist noch sehr jung. Dies ist ihre erste Mission", fügte sie erklärend hinzu. Die Männer nickten. Eliza erhob sich und sofort sprangen auch sie wieder auf ihre Füße. "Habt Dank. Ich werde Euch nun verlassen. Ich muss meine Schwester unbedingt einholen."
Die Männer wechselten einen verständnislosen Blick, doch zogen es vor, nichts dazu zu sagen. Die Wege der Dunkelfeen waren bekanntlich unergründlich.
Draußen sprang Eliza sofort in den Sattel und galoppierte ohne weitere Worte davon.
Nachdenklich starrten die Männer ihr nach. Erst jetzt schien es ihnen aufzufallen, dass Dunkelfeen anscheinend nur noch allein zu Pferd und nicht länger fliegend und in Begleitung eines Einsatztrupps unterwegs waren. Es waren wahrlich merkwürdige Zeiten, die nun anbrachen.
Während dessen konnte Eliza ihre Ungeduld kaum noch zügeln. Ihr Herz pochte laut und das Blut rauschte ihr aufgeregt in den Ohren. So nah, zum Greifen nah. Sie konnte Dhalia schon beinahe hinter dem schneeverwehten Horizont sehen, beinahe körperlich spüren, wie sie ihr immer näher kam. Es kostete Eliza große Mühe, das Pferd, das ihr auf einmal unerträglich langsam vorkam, nicht einfach stehen zu lassen und dem Mädchen hinterher zu fliegen. Doch Dorian hatte Recht gehabt - das Fliegen in klirrender Kälte war nicht sehr angenehm, und außerdem hätte sie dann keine Möglichkeit, ihre Gefangene mit sich zurück zu nehmen. Ihre Ungeduld trieb sie voran und sie galoppierte im halsbrecherischen Tempo die vereiste Landstraße entlang. Die wenigen Menschen, die ihr unterwegs begegneten, wichen ihr erschrocken aus und blickten ihr nach, als wäre sie ein böser Geist und kein Wesen aus Fleisch und Blut. Doch das kümmerte sie nicht. Sie war fast am Ziel. Fast am Ziel. Die Dunkelfee presste ihre Lippen fest zusammen gegen die eisige Luft, die ihr in den Hals strömte, und schlug ihrem Pferd die Fersen in die Flanken. "Halte durch, halte durch!" murmelte sie und tätschelte den Hals des Tieres.
Als sie merkte, dass das Pferd zu ermüden begann, ließ sie ein wenig von ihrer eigenen Kraft in das tapfere Tier fließen. Eliza spürte jedoch, dass sie sich bald auch eine Pause würde gönnen müssen.
Sie suchte in einem kleinen Wäldchen Zuflucht und riskierte sogar ein wenig Magie, um sich eine wärmende Schutzhülle zu erschaffen. Denna würde ihre Signatur mit Sicherheit erkennen. Doch niemand würde ihr wohl dieses bisschen magische Hilfestellung missgönnen. In ihre Schutzhülle eingekuschelt schlief Eliza rasch ein, während um sie herum der Schneefall wieder einsetzte.
Nach einigen Stunden erholsamen Schlafs fühlte sie sich wieder in der Lage, ihre Verfolgung fortzusetzen. Am Vortag musste sie einen Großteil von Dhalias Vorsprung eingeholt haben, daher ging sie nun mit weitaus größerer Vorsicht vor. Mit ihren Feensinnen suchte sie die Umgebung beständig nach menschlichen Zeichen ab. Es wäre äußerst ungünstig, im Eifer der Verfolgung ihre Beute zu überholen, bloß weil sie sich gerade
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