Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
sie die Stirn und schaute genauer hin. Die ihr gegenüberliegende Kraterwand schien irgendwann eingestürzt zu sein - vielleicht bei einem Erdbeben - und hatte den Krater verschüttet.
Ratlos und entgeistert blieb Dhalia stehen. War das jetzt alles?! Hatte sie dafür die lange und gefährliche Reise gemacht, bloß um festzustellen, dass der Vulkan verschüttet, womöglich sogar erloschen war? Doch nein, das leichte Beben, das sie in den letzten Tagen immer wieder unter den Füßen verspürt hatte, und die Wärme des Felsens, die den Schnee zum Schmelzen brachte, bewiesen, dass es noch Leben im Craih Nud gab, dass das Geheimnis des magischen Feuers noch immer irgendwo tief unten im Berg schlummerte. Sie musste nur einen Weg dorthin finden.
Vielleicht konnte sie in den Krater hinabsteigen, die Einsturzstelle war nicht besonders steil. Möglicherweise würde sie dort einen Anhaltspunkt finden.
Rasch lief Dhalia um die große Öffnung herum. Gerade, als sie mit dem Abstieg beginnen wollte, fiel ihr etwas unterhalb der Stelle, an der sie zuerst über den Kraterrand geschaut hatte, ins Auge. Das Ende einer Brücke war dort zu sehen, die durch den Einsturz zerstört worden war. Über dem noch erhaltenen Ende konnte sie einen Durchgang erkennen. Auf der anderen Seite, da, wo sie jetzt stand, musste einmal auch ein Durchgang gewesen sein, der durch den Einsturz verschüttet worden war. Dhalia überlegte. Der noch sichtbare Durchgang lag etwa dreißig Fuß unter dem Kraterrand. Wenn es ihr gelang, sich von oben auf das erhaltene Brückenstück abzuseilen, konnte sie den Gang erkunden.
Es dauerte ein wenig, bis sie einen geeigneten Felsblock in unmittelbarer Nähe fand, der ihr Gewicht absichern konnte. Daran befestigte sie das Seil und warf das andere Ende hinunter in den Krater. Dann begann sie mit dem Abstieg, wobei ihr Herz vor Aufregung laut pochte. Nur wenig später berührten ihre Zehen den Stein der Brücke. Ohne das Seil loszulassen, verlagerte sie einen Teil ihres Gewichts darauf. Die Brücke schien zu halten. Dennoch ließ sie das Seil nicht aus der Hand, als sie die wenigen Schritte bis zum Durchgang zurücklegte. Sorgfältig befestigte sie das Seil an etwas, das wie eine alte Türangel aussah, auch wenn es die dazugehörige Tür längst nicht mehr gab. Falls es der antiken Brücke doch noch einfallen würde, gerade jetzt einzustürzen, wäre sie zumindest nicht in halsbrecherischer Höhe gefangen.
An die Öffnung schloss sich ein Gang an, der zu einer Treppe führte. Es fiel nur wenig Licht herein und Dhalia wünschte, sie hätte eine Laterne dabei. Doch die hatte sie zurücklassen müssen, da ihr Rucksack eigentlich auch so schon viel zu schwer gewesen war. Das Licht reichte nur aus, um die ersten paar Stufen zu beleuchten, danach war alles pechschwarz. Vorsichtig mit dem Fuß nach der nächsten Stufe tastend stieg Dhalia langsam hinab. Dabei zerbrach sie sich den Kopf über den Zweck der steil nach unten führenden Treppe. Bis es ihr schließlich dämmerte. Vermutlich war das ein Zugang zum Vulkan. Denn obwohl der Abstieg anstrengend war, war er doch um einiges leichter als die Klettertour, die sie hinter sich hatte, um den Gipfel zu erreichen.
Dhalia blieb stehen. Wenn das stimmte, brauchte sie auch nicht weiterzugehen, außer, um sich von der Richtigkeit ihrer Vermutung zu überzeugen. Unsicher ging sie noch ein paar Stufen herunter. Zum Glück wurde ihr die Entscheidung unerwartet abgenommen. Ihr tastender Fuß stieß auf einen Geröllhaufen und als sie ihre Hände zur Hilfe nahm, stellte sie fest, dass der Weg verschüttet worden war. Sie hatte zwar nicht erwartet, dass die Treppe irgendwohin anders als zum Fuß des Vulkans führte, dennoch war es eine Enttäuschung. Wie es aussah, waren beide Gänge verschüttet, die Geheimnisse, die sie verbargen, für sie unerreichbar. Die einzige Hoffnung, die sie noch hatte, war, dass der verschüttete Gang, den sie auf der anderen Seite des Kraters entdeckt hatte, irgendwo wieder an die Oberfläche führte. Vielleicht konnte sie diese Stelle finden und dort hineingelangen.
Wie auch immer, Dhalia blieb nun nichts anderes übrig, als ihren Weg zurück zu ertasten.
Wieder oben am Kraterrand sah sie sich abermals aufmerksam um. Auf der Rückseite fiel der Craih Nud nicht so steil ab, wie an der Seite, die sie erklommen hatte. Vielmehr ging er in einen zweiten kleinen Berg über, der wie ein Höcker auf dem Hang des Vulkans wirkte. Trotz des klaren Wetters hatte sich
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