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Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

Titel: Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeißler
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ihn herum. Anscheinend war die Hitze in seinem Inneren noch stark genug, um das Eis auf seinen gewaltigen, felsigen Hängen zum Schmelzen zu bringen, obwohl Dhalia kein Feuer und keinen Rauch erkennen konnte. Doch halt! Stimmte das denn wirklich? Waren das Wolken oder Rauch, der seine Spitze umgab und vor ihren Blicken verbarg? Sie würde es früh genug erfahren. Auf einmal wirkte der Berg sehr nah, obwohl er noch Tagesreisen von ihr entfernt war.
Dhalia blickte nach oben. Der Rand der Schlucht war zig Fuß über ihr. Erst würde sie diese Höhe erklimmen müssen, bevor sie den Vulkan erreichte. Sie schulterte ihren Rucksack und machte sich wieder auf den Weg.

Am Abend des nächsten Tages erreichte Dhalia endlich das Ende des Feenpasses. Der Craih Nud ragte nun in seiner ganzen Größe vor ihr auf. Schon längst hatte sie gemerkt, dass es doch Wolken waren und kein Rauch, die ihn wie eine luftige Krone umgaben. Und auch, dass er gar keinen Gipfel hatte. Stattdessen gähnte dort ein gewaltiger Krater. Es sah aus, als hätte ein Riese die Spitze des Berges abgebissen, als wäre es ein riesiger Zuckerhut und kein Fels.
Obwohl nun kaum Schnee lag, war der Weg nicht einfacher, denn anfangs flach, stieg die Bergseite immer steiler an, so dass die junge Frau sich Halt suchend bald gar nicht mehr aufrecht fortbewegen konnte. Zumindest hatte sie nun ihr Ziel stets vor Augen. Am folgenden Tag würde sie endlich den großen Krater erreichen. Was sie dort tun sollte, wusste sie zwar nicht, doch sie vertraute auf ihren guten Geist, der sie so weit geführt hatte. Mit etwas Glück würde sie schon morgen Abend den fertigen Schlüssel zum Feenreich in den Händen halten.
Dann gilt es nur noch, das richtige Schlüsselloch dafür zu finden, dachte sie lächelnd. Dann würde sie endlich alle ihre Fragen stellen können. Und sie würde der Prophezeiten begegnen, der Frau, deren Platz sie kurzzeitig eingenommen hatte und die bald ihre Bestimmung erfüllen und die Welt vom Joch des Herrschers befreien würde. Wenn ich nur wüsste, wo mein Platz in dieser neuen Welt sein soll, fuhr es Dhalia traurig durch den Kopf. Aber darüber konnte sie sich noch Gedanken machen, wenn es soweit war.

    * * *

Irgendwo, tief unten im Herzen des Feuers, wo die Glut noch mit unverminderter Kraft kochte, erwachte er plötzlich aus seinem Jahrhunderte langen Schlaf. Er horchte. Ja, da war es schon wieder, das leise Kratzen, das ihn geweckt hatte. Er regte sich langsam. Die Bewegung fiel ihm schwer, so matt und ausgelaugt hatte er sich noch nie gefühlt. Er hatte sehr lange geschlafen. Vieles war in dieser Zeit geschehen. Selbst das ewige Feuer begann zu erkalten. Doch er würde tun, wozu seine Herren ihn vor Ewigkeiten erschaffen hatten, er würde seine Bestimmung erfüllen.
Zuvor musste er noch zu Kräften kommen, seine frühere Stärke erlangen. Zu lange hatte er geschlafen. Jetzt gab es wieder Arbeit für ihn. Er musste das Herz des Feuers beschützen.
Der Wächter versuchte sich zu erheben. Er war so schwach. Aber noch hatte er Zeit, zu Kräften zu kommen. Und er versank noch tiefer in das brodelnde Meer aus Feuer und spürte, wie seine Kräfte von der Glut des Vulkans gespeist wurden. Er würde nie wieder so stark wie früher sein. Aber sein Feuer würde reichen, um den Craih Nud - das Feuerherz - ein letztes Mal vor Eindringlingen zu beschützen.

    * * *

Triumphierend und erleichtert blieb Dhalia stehen und blickte sich um. Nur noch wenige Schritte trennten sie vom Rand des Kraters. Der Craih Nud überragte die Gipfel der anderen Berge in seiner Nähe und die Aussicht war einfach atemberaubend. Tief unter sich konnte sie den zerklüfteten Verlauf des Feenpasses erkennen und darüber hinweg konnte sie bis in das Tal am Fuße des Gebirges blicken.
Irgendwo dort unten gingen Menschen ihrem Tagwerk nach, ohne zu ahnen, dass die Macht des Herrschers, die gestützt auf seine Armee, seine Waffen und nicht zuletzt sein Heer aus Dunkelfeen so unantastbar erschien, schon bald gebrochen sein würde.
Mühsam riss Dhalia sich von ihren Gedanken und der herrlichen Aussicht los und wandte sich wieder ihrer Aufgabe zu. Vorsichtig näherte sie sich dem Vulkankrater und spähte hinein. Sie hatte keine Vorstellung, was sie dort erwarten mochte, und war bereit, jederzeit zurückzuweichen, sollte ihr auf einmal eine Feuersäule entgegenschießen. Doch nichts dergleichen geschah. Sie blickte in ein kaltes, leeres, ungefähr sechzig Fuß tiefes Loch. Enttäuscht runzelte

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