Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
Dorian mit einem Hauch von Hoffnung in der Stimme.
"Ich denke, ja."
"Dann ist ihr nichts zugestoßen?"
"Vermutlich nicht. Doch mir gefällt nicht, was sie dort treibt."
"Was macht sie denn?"
"Ich weiß es nicht genau, aber es ist bestimmt nichts Gutes."
"Ich werde noch heute aufbrechen. Ich muss zu ihr!" rief Dorian trotzig aus, als rechnete er mit Dennas Widerspruch.
"Ich kann dir diesen Auftrag nicht erteilen. Dies würde zu viel offizielle Aufmerksamkeit auf den Fall lenken", fügte sie schnell hinzu, um Dorians Einwände vorwegzunehmen. "Doch ich kann dir Urlaub gewähren." Sie lächelte ihn vielsagend an. "Und was du in deinem Urlaub machst, ist deine Sache. Falls du zum Beispiel ins Gebirge gehst und mir ab und zu Bericht erstattest, geht es niemanden etwas an, oder?"
Der Feenmann nickte dankbar und erhob sich.
"Und wenn du sie gefunden hast, bring sie nach Hause, bring sie einfach nur nach Hause."
Was auch immer Eliza tat, es hatte lange genug gedauert.
* * *
Ungeduldig riss der Herrscher den Umschlag auf, den der Bote ihm gereicht hatte, und überflog den Inhalt. Neugierig trat seine Tochter hinter ihn, um einen Blick auf den Text zu werfen, doch er hatte den Brief schon wieder zusammengeklappt. Die Nachricht war sehr kurz gewesen. Müde wischte er sich über die Augen.
"Was gibt es für Neuigkeiten von der Front, Vater?" fragte die Prinzessin ungeduldig.
"Wir haben gewonnen, Lebardien ist gefallen."
"Du scheinst nicht sehr erfreut. Gibt es denn noch Widerstand?"
Er lachte höhnisch auf. "Die verdammten Berghirten werden Widerstand leisten, bis der letzte von ihnen gestorben ist. Doch wir haben alle wichtigen Straßen und Orte in unserer Hand. Ihr lächerliches Aufbegehren ist nicht mehr als eine Mücke, die einen Elefanten stechen will. Der Stachel kommt nicht einmal durch die Haut hindurch."
"Trotzdem sollten wir ein Exempel statuieren. Wir dulden es nicht, dass man sich uns widersetzt! Schick noch mehr Dunkelfeen dorthin. Sie werden diese Wilden schon noch das Fürchten lehren."
"Nein! Unser Sieg ist uns auch so schon teuer genug gekommen. Die Soldaten sind ersetzbar, doch bei den Feen haben wir starke Verluste erlitten. In der Kälte sind sie nicht halb so wirkungsvoll."
"Dann müssen wir eben mehr von ihnen züchten."
"Wenn das so einfach wäre. Sie gehorchen uns, ja. Doch sie sind trotz allem sehr stolz. Es gibt Dinge, zu denen sie sich nicht zwingen lassen."
"Das werden wir noch sehen", murmelte Rowena leise. "Aber Verluste hin oder her - es ist der Sieg, auf den es ankommt. Wir haben unsere Macht gezeigt." Sie lächelte triumphierend. "Ich hoffe, dass alle nun endlich begreifen, dass man sich uns nicht widersetzen kann. Und jetzt endlich ist mein Reich vollständig!"
"Du meinst wohl -
mein
Reich", unterbrach ihr Vater sie grimmig. "Ich bin der Herrscher über das Reich. Ich habe es gestärkt und erweitert. Und ich werde entscheiden, was meine Dunkelfeen nun tun oder lassen. Ich, nicht du!"
"Ich weiß, Vater", sagte sie versöhnlich. "Meine Zeit wird erst später kommen." Plötzlich nahm ihre Stimme einen schneidenden Klang an. "Und ich weiß auch, dass du dich mir nicht in den Weg stellen wirst, wenn es soweit ist."
Wütend starrte er sie an. "Was soll das heißen? Soll das eine Drohung sein?"
Sie lächelte. "Wie sollte ich dir drohen wollen? Das ganze Reich hört doch auf deinen Befehl."
"Vergiss das lieber nicht", warnte er sie.
"Mache ich nicht", bestätigte die Prinzessin und verließ das Zimmer. Noch nicht. Aber bald würde sie ihn nicht mehr brauchen.
* * *
Am nächsten Morgen wachte Dhalia mit Kopfschmerzen auf, die sich zu dem sonstigen Schmerz ihrer Gliedmaßen gesellten. Ihr Blick fiel auf die neben ihr liegende leere Flasche und sie schwor sich, keinen Alkohol mehr anzurühren, als sie das Buch auf ihren Knien zuklappte, die Lupe, die zu Boden gerutscht war, aufhob und beides in ihrem Rucksack verstaute. Dabei lächelte sie unbewusst über den merkwürdigen Traum, den sie gehabt hatte. Ihr war, als wäre sie plötzlich nicht allein, als wäre noch jemand mit ihr in dieser Hütte gewesen. Und obwohl sie nicht gewusst hatte, wer das war und was er wollte, hatte sie sich bloß durch dessen Gegenwart getröstet gefühlt, als wäre sie doch nicht völlig allein und auf sich gestellt.
Als Dhalia aus der Hütte nach draußen trat, hatte sie zum ersten Mal einen direkten Blick auf den Craih Nud. Imposant und schwarz ragte er vor ihr auf, ein starker Kontrast zu den schneebedeckten Gipfeln um
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